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„Die Therapie“: Fitzek-Erstling zieht Publikum im Stadttheater in seinen Bann

01.11.2024 • Marcel Lorenz • Aufrufe: 314

Das Berliner Kriminal Theater war im Oktober erstmals zu Gast im Wunstorfer Stadttheater. Das Publikum versprach sich einen hochspannenden Abend – und kam in mehrfacher Hinsicht ins Frösteln. Eine Betrachtung von Marcel Lorenz, Vorstand Kulturring.

01.11.2024
Marcel Lorenz
Aufrufe: 314
Bühnenszene | Foto: Berliner Kriminal Theater

„Da muss ich hin“ dürfte sich so manche Person gedacht haben, als sie im Programm des Kulturrings erstmals eine Theateradaption nach Sebastian Fitzek gefunden hat, steht Fitzek doch wie kaum ein anderer für psychologischen Nervenkitzel in der deutschen Literaturlandschaft. Seine Werke sind Meisterwerke des Spannungsaufbaus, die ihr Publikum in eine Welt aus dunklen Geheimnissen, Abgründen der menschlichen Psyche und unerwarteten Wendungen entführen.

Am Dienstag, den 22. Oktober, wurde nun also in Wunstorf „Die Therapie“ aufgeführt – Fitzeks Erstling, der 2006 trotz fehlender literarischer Ausbildung des Autors sofort ein Bestseller geworden ist. Nach eigenen Angaben kam Fitzek die Idee für den Plot beim Aufenthalt im Wartezimmer einer Arztpraxis. Seine Freundin war ins Behandlungszimmer gegangen und der angehende Autor fragte sich, was er tun würde, wenn sie einfach nicht mehr auftauchen würde und alle anderen Anwesenden steif und fest behaupten würden, sie sei niemals in der Praxis gewesen. Stoff genug für Alpträume – oder eben einen Bestseller. Und genau den bekommt das Publikum an diesem Abend gelungen serviert: Regisseur Wolfgang Rumpf, Intendant, Geschäftsführer und Chefregisseur des Berliner Kriminal Theaters, inszeniert „Die Therapie“ schlicht und schnörkellos, aber durchaus packend.

Das Grauen schleicht sich heran

Wirkt die teils mit Vorhängen drapierte Bühne zunächst noch eher langweilig, schleicht sich das Grauen nach und nach – insbesondere in Form von farbigem Licht – in den Alltag des Protagonisten Viktor Larenz. Der Psychiater wird auf der fiktiven Insel Parkum von einer Patientin aufgesucht, die behauptet, schizophren zu sein. Als Schriftstellerin würden ihre Figuren quasi zum Leben erwachen. Larenz ist zunächst wenig daran interessiert, der Frau zu helfen, bis er entdeckt, dass ihre letzten „Visionen“ dem Schicksal seiner verschwundenen Tochter Josy sehr ähneln. Thomas Linke spielt den Viktor Larenz mit einer großen Emotionspalette bis hin zum völligen Wahnsinn. Die Schriftstellerin Anna Spiegel wird von Esther Esche, wenn auch teils etwas leise, so doch gekonnt auf die Bühne gebracht. Wandlungsfähigkeit beweist auch Henning Wolff, der in gleich mehreren Rollen zu sehen und zu hören ist.

Das Publikum geht also insgesamt zufrieden aus der Vorstellung. Und das Umfeld? Das Angebot des neuen Caterers im Stadttheater stößt Stück für Stück auf immer mehr Anklang. Das Wunstorfer Publikum – über 300 Menschen finden an diesem Abend den Weg ins Stadttheater – zeigt sich während der Vorstellung wie oft sehr konzentriert. Die nun wieder regelmäßiger vom Kulturring angebotenen Einführungen eine halbe Stunde vor Stückbeginn werden offenbar freudig angenommen, was allerdings dazu führt, dass nicht alle Informationen akustisch bis in die letzte Reihe durchdringen. Und eine andere Sache ist wie aus den letzten Monaten gewohnt: Die Klimaanlage lässt insbesondere oben auf dem Balkon das Publikum zu Jacken und Mänteln greifen. Bleibt also zu hoffen, dass sich das – emotionale – Schauern demnächst wieder auf die Bühnenwirkung beschränkt.

von Marcel Lorenz
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