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Die Wingenfelder: Zwei Brüder spielen auf dem Wilhelmstein

21.08.2022 • M. Süß/A. Süß • Aufrufe: 1188

Der Himmel über dem Ostenmeer wird dunkel, als die Auswanderer mit den Überfahrten beginnen. Ein Gewitter scheint aufzuziehen. Aber es bleibt schön. Bis in den späten Abend. Die Fans erleben am vergangenen Wochenende zwischen Inselfestung, Seminarhaus und dem neuen „Beach“ gut zwei Stunden lang die Wingenfelder: Wenn bei Rehburg die rote Sonne hinter Bergen versinkt, legen sie los mit ihrem Geschichtenerzählerrock. Es ist wird ein phänomenaler Auftritt vor einer im besten Wortsinn einmaligen Kulisse.

21.08.2022
M. Süß/A. Süß
Aufrufe: 1188
Die Wingenfelder | Foto: Achim Süß

Steinhude (ms/as). Am Anleger bei den Strandterrassen drängen sich die Menschen. Es herrscht noch größeres Gedränge als sonst. Zu den Tagestouristen kommen an diesem Spätnachmittag noch die, die die Wingenfelder erleben wollen. „Wollt ihr schnell rüber, oder soll ich was erzählen?“, fragt der Bootsführer. Er soll. So überbrückt er die gut 20 Minuten bis zur Insel mit Wissenswertem über das Meer und die Festung, ihren Erbauer und General Scharnhorst, über die Bückeburger Fürsten, die Badeinsel und den Weißen Berg. Er schildert die Besonderheiten des Flachsees und erklärt, woher die Auswanderer, die Holzboote der Steinhuder, mit denen sie jährlich Tausende zum Wilhelmstein bringen, ihren Namen haben.

Hattrick

Unter den Fahrgästen sind die Wingenfelder-Fans leicht auszumachen: Sie haben Decken dabei und Klappstühle. So füllt sich die Wiese am Fuß der Festung mehr und mehr. Lange vor dem Auftritt sind die Bierzeltgarnituren besetzt, die Theken belagert. Bald wird es eng vor der Showbühne. Schließlich sind 400 Fans versammelt. Jeder Quadratmeter wird genutzt, und einige kriechen mit ihren Decken und Picknickkörben fast auf die Plattform. Die Stimmung ist ausgelassen. Bei Currywurst oder Hähnchenspieß. Bier, Weißwein, Hugo oder Aperol Spritz gehen die Blicke immer wieder zum Himmel. Aber die dunklen Wolken ziehen vorbei, der Himmel ist wieder blau. Die beiden Gründungsmitglieder der „Furys“ tauchen auf, grüßen hier und plaudern dort. Für Thorsten Wingenfelder ist es der dritte Auftritt auf dem Wilhelmstein.

Foto: Malte Süß

Einmal ist er allein aufgetreten, einmal mit Jon Flemming Olsen und Rüdiger Schulz, genannt „Purple“. Seit fast 40 Jahren tourt er durchs Land, kennt hunderte von Arenen, Bühnen und Studios. Die Insel, sagt er im Vorbeigehen, sei etwas Besonderes. Und später auf der Bühne: „Unfassbar geil“. Nicht weit entfernt, auf dem Koppelhof der Familie Schweer in Steinhude hat er in den 80ern mit seiner Band die ersten Schritte gemacht. Die Wingenfelder-Brüder kannte niemand und Fury in the Slaughterhouse auch nicht. Jetzt sind sie renommierte Songschreiber, Sänger und Musiker. Der Aufruhr im Schlachthaus und Radio Orchid sind Vergangenheit, Wingenfelder hat einen Namen als Fotograf und Chef einer Werbeagentur. Bruder Kai hat eine Filmprduktionsfirma, arbeitet als Medienberater und engagiert sich für karitative Projekte.

Atemberaubende Kulisse für Künstler und Publikum | Foto: Malte Süß

Musik ist für beide Lebensmittelpunkt geblieben. Sie bringen mit ihrem kongenialen Mitspieler Volker Rechin auf dem Wilhelmstein ihre Fans zum Mitsingen und Tanzen. Ihre Spielfreude sondergleichen und Kraft wirken ansteckend. Die Show hat mehr als pünktlich begonnen. Kurz vor 20 Uhr kommt Thorsten Wingenfelder auf die Bühne, stimmt ein paar Gitarren, und dann starten die Drei. Großer Applaus. In ihren Songs gewähren sie Einblicke in ihr Leben und gelegentlich in politische Standpunkte. Bei „Sendeschluss Testbild“ oder „Revolution“. Es ist ein Abend, an dem man das Gefühl hat, die Künstler anfassen zu können. Sie singen direkt aus dem Leben – von „Klassenfahrt“, Liebe, Partys und Jugendstreichen, wie es ist, 16 Jahre alt zu sein. Zwischen den Songs gibt es Anekdoten, von Meat Loaf oder den Partys ihrer Kinder im eigenen Haus. Aber da sind auch ruhige Stücke: „Irgendwann zurück“, singt Thorsten Wingenfelder für seinen Sohn. Die Fans singen mit.

Die Ankernden im Rücken

Die Moderationen sind witzig und charmant. Ein paar Meter weiter feiert ein Inselgast seinen 70. Geburtstag, Die Wingenfelder lassen das Publikum „Happy Birthday, lieber Ingmar“ singen. Und die Schwarzhörer auf den 20 Booten, die hinter der Bühne ankern, bekommen ihr Fett: „Ihr habt nichts bezahlt. Also seht ihr nur unseren A…“ Am Rand des Geschehens beim Seminarhaus steht ein sichtlich zufriedener Torsten Block. Der hannoversche Konzertmanager beobachtet die Szenerie, umarmt seine Begleiterin und freut sich. Es ist ein gelungener Abend mit gut gelaunten Musikern, fröhlichen Zuhörern und einem Sonnenuntergang wie auf Capri. Zum Abschluss darf eine Zugabe aus dem „Fury“-Programm nicht fehlen: „Time to Wonder.“ Auf dem Weg zurück im Auswanderer klingt die Begeisterung nach: „Tolle Location, passend dazu eine super Musikgruppe.“ „Die sind so mega entspannt. Das lohnt sich jedes Mal.“


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