
Wunstorf (as). Mit ihren teils wuchtigen Verteidigungsanlagen, der beeindruckenden Sakralarchitektur und der reichen Ausstattung im Inneren sind die Kirchenburgen malerisch wirkende Gesamtkunstwerke. Etwa 160 dieser Bauten prägen noch heute die siebenbürgische Kulturlandschaft, in der seit Jahrhunderten Rumänen, Ungarn, Deutsche und Roma neben- und miteinander leben.
Die Kirchenburgen sind ein besonderes Kapitel europäischer Geschichte und ein Symbol der langen multikulturellen Tradition dieses Landstrichs. Sie entstanden ab dem späten 14. Jahrhundert als Teil der militärischen Sicherung des Landes. Bereits im 12. und 13. Jahrhundert hatten ungarische Könige die Besiedlung Siebenbürgens initiiert und deutsche Siedler auf dem sogenannten Königsboden mit weitgehenden Rechten ausgestattet. Die Verteidigung der Siedlungen hatte spätestens seit dem Mongolensturm (1241 bis 1242) besondere Bedeutung.
In den Städten wurden später zum Schutz vor dem sich ausbreitenden Osmanischen Reich mächtige Mauern errichtet, in den Dörfern Kirchenburgen. Sie verloren ihre Bedeutung erst in der Zeit nach 1711. Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein gepflegt und genutzt, sind sie nach dem Exodus der Siebenbürger Sachsen in den vergangenen Jahrzehnten jetzt im Bestand gefährdet. Damit droht eine Kulturlandschaft von europäischer kunst- und kulturhistorischer Bedeutung zu verschwinden.
Mit der Ausstellung will das Forum Stadtkirche über die Vielfalt der Anlagen und die dortige Kulturlandschaft informieren und die Arbeit der Stiftung Kirchenburgen unterstützen. Die Stiftung wurde zum Erhalt der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgenlandschaft und des Kulturerbes der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien gegründet. Sie hat ihren Sitz in Sibiu/Hermannstadt. Initiator der Schau in der Stadtkirche ist Dr. Hermann Meyer aus dem Beirat des Forums. Er hat Siebenbürgen intensiv bereist und den Kontakt zur Stiftung hergestellt.
Auf Text- und Bildtafeln auf 24 Bannern wird die Geschichte ebenso dargestellt wie die aktuelle Situation. Die Ausstellung ist nach der Vernissage an diesem Sonntag, 11.30 Uhr, bis zum 29. November dienstags, mittwochs und donnerstags zwischen 15 und 17 Uhr geöffnet, freitags zwischen 10 und 12 Uhr.
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