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Grimms Mär sucht ihresgleichen

12.04.2025 • Achim Süß • 2 Min.Kommentare: 0

Stadtkirche, Forum und ein Autor aus dem Verlagshaus Madsack – das ist offenbar ein harmonischer Dreiklang: Nach Simon Benne füllt auch Meisterschreiber Imre Grimm mit seinem Solo-Programm das Kirchenschiff. 120 Besucher lachen Tränen, wenn Grimm von sich und seinem Alltag erzählt und die Welt zwischen Arztrezept, Alexa und Songcontest seziert und erklärt.

12.04.2025
Achim Süß
2 Min.
Imre Grimm in der Stadtkirche | Foto: Malte Süß

Wunstorf (as). Um es vorwegzunehmen: Grimm hat in der Wunstorfer Stadtkirche ein Heimspiel. Vor ihm auf der improvisierten Bühne mit mächtig viel Ausrüstung, viel rotem Licht und Hintergrundprojektion sitzen im Halbrund nur Fans, und sie kommen nicht nur aus Wunstorf. Celle, Hannover und Müden finden sich auf den Reservierungslisten.

Apropos Licht: Das Farbspiel wirkt zuweilen fast bedrohlich. Schaden tut das nicht: Es passt zu den scharfsinnigen Aperçus. Grimm, der Kolumnist der HAZ, der „Chefautor Gesellschaft“ – ist das eine seiner Wortschöpfungen? – gehört zu den Aushängeschildern des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Mit seinem Kollegen Uwe Janssen füllt er Theatersäle, als Mitglied vom Salon Herbert Royal regelmäßig das Aegi. Die Feuilletonisten feiern den Wortwitz seiner Kolumnen und Satiren, preisen seine positive Ader und seinen Optimismus. Keine Überraschung: Grimm ist ja einer von ihnen.

Kolumnist, Satiriker, Beobachter, Meisterschreiber – das trifft alles zu. Und doch nicht ganz: Grimm ist fast wie ein Gesamtkunstwerk. Er liest, deklamiert, singt, spielt O-Töne ein oder auf seiner neuen akustischen Gitarre. Er sitzt an einem Tisch mit schwarzem Tuch, das Geräte und Kabel verbirgt.
Man hat das schon gesehen: Emil am Tisch – mit Telefon, Hüsch an der Orgel, Rether am Flügel, Brodowy oder Liberg ebenso, Knebel mit Band. Das schmälert den Unterhaltungswert der Grimm-Auftritte keineswegs.

Zwischen Musk und Gesundheitsbürokratie

Sein Themenspektrum ist groß. Aber er bewegt sich sicher und gekonnt zwischen Elon Musk und Corinna Kopf, Walther von der Vogelweide und den Fallstricken des bürokratisierten Gesundheitswesens. Die Pünktlichkeit der Bahn aufs Korn zu nehmen, mag wohlfeil sein. Aber es ist gute Unterhaltung. Überhaupt: Es gibt viel zu lachen, und das genießt das – vorwiegend ältere – Publikum. Es ist ratsam, nicht zu lange und zu laut zu lachen: Man könnte die nächste Pointe verpassen.

Wie ein guter Satiriker spießt er seine eigenen Defizite wie die der anderen auf. Das alles mit Hirn statt Häme, ohne Derbheit, ohne schlüpfrige Zweideutigkeiten. Zum Schluss nach gut zwei Stunden Beifallsstürme.

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