Wunstorf (ds). In den Mediatheken und bei Youtube geistert noch immer das legendäre Video herum, als er für „Verstehen Sie Spaß?“ seine Figur DJ Hacke mimte und als ebenjener mit angelegter Warnweste den Pannendienst zu seinem liegengebliebenen Fahrzeug rief – einem Panzer. Mit der Reparatur wird es nicht geklappt haben, denn nicht mit dem Panzer kommt Matze Knop nach Wunstorf, sondern mit seinem aktuellen Programm: Mut zur Lücke.
Der Comedian und Imitator scheint irgendwie immer ein bisschen nach Dieter Bohlen zu klingen, auch wenn er ihn gerade nicht parodiert – fast so, als wäre er froh, dass RTL Bohlen nach dem Rauswurf doch wieder zurückgeholt hat. So bleibt eine seiner Paraderollen aktuell. Dabei kommt Knop gar nicht aus Tötensen, sondern verewigt seine Heimat Lippstadt im Programm. Auch Wunstorf wird natürlich mehrmals eingebaut, aber ein guter Teil des Publikums ist sogar von weit weg gekommen. Freie Parkplätze gab es am Nordwall und am Stadtgraben keinen einzigen mehr.
In Knops Programm muss das Publikum immer damit rechnen, selbst zum Akteur zu werden, denn bei aller Choreographie improvisiert Knop gern und viel: Kommt im Gespräch mit dem Gast in der ersten Reihe heraus, dass der nicht auf Fußball, sondern Tennis steht – schwupps, wird Knop zu Boris Becker und berichtet von seinen Vorbereitungen auf den Londoner Haftaufenthalt.
Mancher wirft dem Künstler vor, dass seine Parodien keine hohe Kunst sind, handwerklich nicht ausgefeilt wären. Das dürfte ein Missverständnis sein. Denn die große Kunst fängt schon dabei an, mit welcher Geschwindigkeit Knop die Rollen wechselt und in sie hineinfindet. Wie aufs Stichwort im laufenden Gespräch die passende Parodie schlagfertig abzurufen – das ist sein Geheimnis. Knop parodiert nicht nur, er karikiert, und das mit einer Treffsicherheit, mit einem Gespür fürs Publikum, was eine unglaubliche Stimmung hervorruft. Das muss man live gesehen haben, und das Wunstorfer Publikum sieht es live und lacht sich weg.
Richtig Pech hat „Hausfotograf“ Sven Keuntje, der direkt für Veranstalter La Sol fotografiert: Knop baut ihn direkt in sein Programm ein, als Keuntje mit der Kamera zu nah an die Bühne herankommt. „Von welcher Zeitung bist du?“ lässt Knop – selbst studierter Journalist – nicht locker und sortiert Keuntje schließlich auf Verdacht bei der „Bäckerblume“ ein, als dieser nur „ich bin von hier“ antworten kann.
Zur Auepost im Mittelfeld des Stadttheaters kommt Knop glücklicherweise nicht heran, so dass wir uns ganz darauf konzentrieren können, wie der Comedian sich an Calvin und Robin abarbeitet – und an Calvins Frisur: Die Brüder – 16 und 11 Jahre alt – sind mit der Familie aus Bielefeld gekommen und dienen nun als Stichwortgeber – ebenso wie „der Mann mit der Jacke“ und „du mit der Bierflasche“ in den vorderen Reihen. Zum Beispiel für Knops Parodie der Influencerin, die heute für das Essen eines Blaubeermuffins stolz um Likes und Kommentare bettelt und den Followern morgen zeigen will, wie man sich ein Butterbrot schmiert.
Die gefühlte erste halbe Stunde bestreitet Knop allerdings erwartungsgemäß mit Fußball – und da dürfen seine Imitationen von Oliver Kahn, Giovanni Trapattoni und Lothar Matthäus nicht fehlen. Um sich nicht permanent selbst verkleiden zu müssen, spielt Knop entsprechende Parodien auch als Video ein. Um auf der Bühne zu Oliver Kahn zu werden, reichen jedoch eine blonde Perücke und ein Torwarthandschuh.
Aber auch politisch wird es bei Knop, etwa wenn er auf das Thema Gendern und politische Korrektheit kommt – und damit ebenfalls die Lacher des Publikums auf seiner Seite hat. Nachdem er den nicht gesprochenen Doppelpunkt in Wörtern ausgiebig ins Lächerliche gezogen hat, lässt er die Leute die Liedzeile „Komm hol das Lasso raus, wir spielen Cowboy und …“ vervollständigen – und als alle „Indianer“ brüllen, merkt Knop an: „Ihr seid Rassist:innen!“
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