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Wie das Gas nach Wunstorf kam

19.03.2022 • Achim Süß • Aufrufe: 1405

Ein Gasanschluss scheint heute etwas völlig Selbstverständliches. Dabei liegen die Anfänge in der Auestadt gerade einmal rund 70 Jahre zurück – und das Gasgeschäft hat sich stets gewandelt. Auch Umstellungen wie derzeit von L- auf H-Gas sind nichts Neues. Schon vor Jahrzehnten musste die Technik immer wieder Schritt halten mit anstehenden Veränderungen.

19.03.2022
Achim Süß
Aufrufe: 1405
Kurz eine Zigarre: Gas strömt erstmals 1950 aus einer Leitung in Wunstorf – die Dorfjugend
und die Prominenz haben Grund zur Freude | Foto: Archiv Stadtwerke Wunstorf/Stadtarchiv Wunstorf

Das Zeitalter der Gasversorgung hat in Wunstorf vor genau 72 Jahren begonnen: In der Abenddämmerung des 27. März 1950 entzündet Erich Kurz, der erste Geschäftsführer des neuen Gaswerks Wunstorf, nahe des Alten Marktes an einem Rohr symbolisch eine Flamme. Schon in den Stunden zuvor waren Gaszähler und -herde an die ersten 120 Haushalte verteilt worden. Offizieller Startschuss ist aber der 2. April 1950: Nach der Entlüftung des Netzes strömt erstmals Gas zu 16 Kunden.

Kurz ist Chef der bald nach Kriegsende gegründeten Stadtwerke und kann als Visionär bezeichnet werden. Früher als anderen ist ihm klar, dass die schnell wachsende Stadt neben Kohle und Strom auf eine weitere Energie angewiesen sein würde: Gas. Schon 1946 wirbt er im Rathaus für ein stadtweites Leitungsnetz und den Anschluss an das Röhrensystem der Ruhrgas AG bei Kolenfeld. Der Rat folgt Kurz bei diesem zukunftsweisenden Projekt, aber die Umsetzung braucht Zeit: Finanzierung und Lieferbedingungen sind zu klären, Material und Bau zu organisieren. Eine Partnerschaft mit dem Essener Energieriesen kommt zwar nicht zustande, weil es Meinungsverschiedenheiten über die Tarifgestaltung gibt. Aber das Unternehmen liefert große Mengen an die Gaswerke Hannover. Davon wiederum profitiert Wunstorf, weil die beiden Unternehmen kooperieren.

Das Erdgas kommt

Anfang der 70er-Jahre macht das Gaswerk Wunstorf wieder lokale Schlagzeilen. Die Ära des Kokereigases, meist Stadtgas genannt, geht zu Ende. Schon seit Jahren war der Rückgang der Gasproduktion aus Ruhrkohle abzusehen gewesen. Erdgas wird zum Brennstoff der Stunde. An der Küste und unter dem Meeresboden der Nordsee waren riesige Erdgasvorkommen entdeckt und angezapft worden.

Bei Groningen wird 1961 der größte Erdgasfund Europas verbucht. Erdgas steht nun auch für die Bundesrepublik in beliebiger Menge zur Verfügung. Es ist wie eine Zeitenwende in der Energiewirtschaft: Erdgas ist sauberer als Kohle und wirtschaftlich günstig. Der Brennwert ist wesentlich höher als der der Kohle. Herstellungs- und Transportkosten fallen kaum an. Und: Erdgas ist im Gegensatz zu Kokereigas ungiftig, also viel sicherer.

Landeshauptstadt Hannover und Landkreis Neustadt beginnen Ende der 60er-Jahre, die Umstellung auf Erdgas zu sichern. Die Aktion wird vom Gaswerk Wunstorf bis ins Detail geplant und zwischen Anfang August und Anfang September 1971 umgesetzt. Das Gaswerk hilft den Kunden, neue Teile für die Haushaltsgeräte zu besorgen, und bietet Zuschüsse bei Neuanschaffungen an.

Erst vor 40 Jahren ist das heutige Netz komplett

Mit der Gebiets- und Verwaltungsreform 1974 beginnt für das Gaswerk eine lange Phase des Wachstums. Die neue Stadt Wunstorf entsteht. Von einem Tag auf den anderen ist das sogenannte Konzessionsgebiet am 1. März fast doppelt so groß. In den neuen Ortsteilen außerhalb der Kernstadt gibt es keine Gasversorgung. Allein Kolenfeld hat schon lange einen Anschluss an das Netz. 1974 erhält das Gaswerk mit Wilhelm Wehlers auch seinen ersten hauptamtlichen Chef. Davor waren alle Geschäftsführer nebenamtlich aktiv, abgestellt von den Stadtwerken Wunstorf oder dem Gaswerk Hannover. Wehlers bleibt bis 1983 im Amt. Er treibt den Ausbau konsequent voran und beginnt in Luthe. Das Unternehmen investiert 400.000 D-Mark. Bis 1981 folgen Klein Heidorn, Großenheidorn und Steinhude. Gesamtkosten 4,3 Millionen D-Mark. 1983 übernimmt Kurt Bähr die Geschäftsführung. Vier Jahre dauert es, bis Mesmerode und Idensen angeschlossen sind. Mit Liethe endet 1989 die Phase des großen Netzausbaus: Erdgas steht in der Stadt flächendeckend zur Verfügung.

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