Tilman Döring: Ich glaube, ich verstehe mich in erster Line als freier Kreativer. Das sage ich immer, wenn ich nach meinem Beruf gefragt werde. Im Kern würde ich aber sagen, dass ich Dichter bin, mit dem Begriff fühle ich mich am wohlsten.
Diesel.
Das ist ein fließender Prozess. Ich trete ja selber auch viel auf, da sieht man natürlich, wer gerade viel macht und gut ist. Ansonsten versuche ich auch immer, die regionalen Szenen zu stärken, und freue mich auch immer über Leute aus dem Ort selber, die sagen: „Hey, ich möchte da auch mal mitmachen.“ Beim Best-of geht das natürlich nicht. Da kommen nur Leute, die sich bei unseren anderen Shows durchgesetzt haben oder anderweitig Erfolge nachzuweisen haben. Generell versuche ich bei meinen Veranstaltungen immer, eine gute Mischung zusammenzustellen, um auch den vielen unterschiedlichen Geschmäckern im Publikum gerecht zu werden.
Alles. Die Aufregung, kurz bevor es auf die Bühne geht. Das Gefühl, wenn die Spannung nachlässt und wenn du siehst, die Leute haben Spaß und das kommt an, was du da machst. Ich habe selbst gerne eine gute Zeit und freue mich, wenn ich anderen eine gute Zeit machen kann.
„Im Kern würde ich sagen, dass ich Dichter bin“
Dann haben wir gemeinsam eine gute Zeit, und im besten Fall haben wir noch was gelernt dabei – und wenn nicht, immerhin gelacht oder auch ein bisschen geweint.
Sorry, ich war gerade abgelenkt.
„Das Wetter vor 15 Jahren“ von Wolf Hass wäre mein Tipp. Als Letztes gelesen: Heinz Strunk, „Es ist immer so schön mit dir“. Ganz nett.
Uffz.
Einatmen, ausatmen, linker Fuß, rechter Fuß, linker Fuß, linker Fuß … Shit.
Natürlich. Ich mache das seit 20 Jahren. Was nun mehr als die Hälfte meines Lebens ist. Ein Großteil meiner Freunde beziehe ich aus „der Szene“, was auch immer das sein mag.
Der Name.
Da ich erst ein Soloprogramm habe, kann ich das schwer sagen. Da das Programm ein Best-of aus 15 Jahren ist, kann ich nach derzeitiger Datenlage nur antworten: 15 Jahre.
Zu wenig.
Zu viel.
Auf einen rasanten Abend mit grandiosen Texten und Performances. Die Vielzahl der Poet*innen, die allesamt zu den besten gehören, was derzeit hierzulande so auf der Bühne herumläuft, wird sich auch in den Texten, den dargebotenen Gattungen und Themen widerspiegeln. Also: Für alle was dabei und Langweile ausgeschlossen.
Ja.
Ich bin Dichter und kein Politiker oder anderweitig politischer Sprecher und werde hoffentlich nie in einer Talkshow zu meiner Meinung nach XY gefragt. Politische Themen und Diskurse sowie gesellschaftliche Fragen und Trends fließen natürlich immer in meine Arbeit ein.
„Ich werde hoffentlich nie in einer Talkshow zu meiner Meinung nach XY gefragt“
Ich lebe ja selbst in Gesellschaft und Welt, und diese verhandel ich. Immer aber von mir und meinem Leben ausgehend. Was betrifft mich und/oder die Menschen um mich herum? Was macht mein Kopf daraus und wie kann man daraus Kunst machen? Und hier ist der Knackpunkt: Ich kann keine Antworten liefern. Das ist Aufgabe der Politik selbst, oder der Philosoph*innen. Ich stelle Fragen, stelle fest, beobachte und mache daraus irgendwas Neues und präsentiere es dem Publikum in der Hoffnung, dass es etwas damit anfangen kann.
Nervös im Kreis laufen.
Ich denke einen größere, als wir ihr beimessen, oder besser gesagt als wir denken. Sie beeinflusst und erreicht uns auch dort, wo wir gar nicht damit rechnen. In der Straßenbahn zum Beispiel oder auf der Rasthoftoilette oder eben beim Best-of-Poetry-Slam im Stadttheater Wunstorf! Kunst ist wichtig. Sie hilft uns dabei, uns als Gesellschaft immer wieder neu zu sortieren.
Schreibe einen Kommentar