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„Was für eine erbärmliche Scheiße“

07.03.2024 • Malte Süß • Aufrufe: 1264

Stars in Wunstorf: Kabarettist Wolfgang Trepper im Interview anlässlich seines Bühnenjubiläums im vergangenen Jahr. Warum er der schlechteste Autofahrer der Welt ist, was er im TV schaut und was er vor Auftritten mit seiner Hose macht, hat er der Auepost verraten …

07.03.2024
Malte Süß
Aufrufe: 1264
Wolfgang Trepper | Foto: privat

Auepost: Sie haben in ihrem Leben ja schon relativ viel gemacht … Handballmanager, Radiomoderator, Musical-Darsteller, Karnevalist, Kabarettist. Wo sehen Sie sich? Als Multitalent?

Trepper: Nein! Ich habe immer Glück gehabt, dass in der jeweiligen Zeit, in der ich was gemacht habe, sei es durch offene Augen oder durch Zufall, ich noch mehr Sachen gefunden habe, die mir noch mehr Spaß gemacht haben. Außerdem war ich nie feige, sondern ich habe dann den Schritt gewagt und gesagt: „Jetzt mache ich das!“ Heute würde ich das vielleicht nicht mehr machen, damals konnte und wollte ich das.

Was würden Sie heute nicht mehr tun?

Heute würde ich zum Beispiel eine Festanstellung mit Rentenansprüchen bei einer großen Mediengruppe nicht mehr kündigen. Habe ich aber mit 45 Jahren gemacht.

Was hat Sie zum Kabarett geführt?

Es hat mich immer interessiert. Ich glaube, ich war einer der wenigen mit 15, 16 Jahren, der lieber zur Lach- und Schießgesellschaft gegangen ist als zu AC/DC. Zu der Zeit, als ich im Radio gearbeitet habe und mir die ganze Comedy nicht gefiel, hat der Chefredakteur zu mir gesagt: „Ja, dann mach halt selber.“ Nachdem das ganz gut war, kam derselbe Chefredakteur und hat gesagt: „Wir haben doch da so ein Fest, da kannst du das auf der Bühne machen.“ Das wollte ich nicht. Da er aber mein Chef war, musste ich. Das war ganz okay und hat mir auch Spaß gemacht. Ich bin da so ganz langsam reingerutscht. Danach habe ich ein Programm geschrieben. Irgendwann kam dann aber der Punkt, an dem ich mich entscheiden musste. Entweder höre ich mit dem Radio auf oder ich höre mit der Bühne auf. Dann habe ich durch einen Zufall Corny Littmann, Chef des Schmidts Tivoli, kennengelernt. Der hat mir dann genau gesagt, was ich zu tun habe. Wie alles weitergehen wird. Er hat mich unterstützt. Und so bin ich da reingerutscht.

Möchten Sie gemocht werden?

Das möchte jeder. Jeder, der auf eine Bühne geht, möchte eigentlich nur lieb gehabt werden! Sonst würde man nicht auf eine Bühne gehen. Das ist die Hauptmotivation. Das gibt keiner zu, aber das ist so. Man möchte lieb gehabt werden.

Was ist ihr Extra-Talent?

Ich bilde mir ein, dass ich ganz gut mit meinem Publikum Achterbahn fahre. Die sollen lachen über völlige Klamauk-Nummern, und dann kommt eine Nummer, bei der es so still ist, dass die Leute an meinen Lippen hängen, dass sie sich nicht mal trauen, zu husten. Habe ich sehr gerne. Das ist der schönste Moment vom ganzen Abend! Wenn man die Stimme ganz wegnehmen kann, und die Leute kommen nach vorne, um nichts zu verpassen.

Wie waren Sie in Ihrer Schulzeit?

Ich war Schülersprecher, ich war immer vorne, immer große Schnauze, immer der Klassenclown. Ich war aber immer einer der Besten in der Klasse, was die Noten anging. Ich freue mich sehr, wenn Lehrer zu mir in die Vorstellung kommen.

„Dass aus dir was anderes wird als ein Schreibtischakrobat, das war uns allen klar.“

Ein paar leben noch. Das ist toll. Die grinsen dann immer so und sagen dann: „Dass aus dir was anderes wird als ein Schreibtischakrobat, das war uns allen klar.“

Welchen Unterschied gibt es zwischen Kabarett und Comedy?

Da zitiere ich immer sehr gerne Dieter Hildebrandt: „Der Unterschied liegt völlig auf der Hand, ein Comedian geht auf die Bühne nur wegen dem Geld. Ein Kabarettist geht auf die Bühne nur wegen des Geldes.“

Wie führt man ein kreatives Leben?

Ich führe kein kreatives, sondern ein normales Leben. Ich schaue, dass mir nicht langweilig wird, und alles andere läuft so ab wie bei jedem anderen auch.

Was sagt man über Sie, was nicht stimmt?

Dass ich ununterbrochen brülle! (lacht) Der cholerische Ruhrgebietsmensch und so weiter … Das stimmt nicht, noch nicht mal auf der Bühne. Privat sowieso nicht. Ich bin kein Choleriker. Das wird sehr oft gesagt und geschrieben, und ich weiß, dass es nicht stimmt.

Haben Sie Freunde in der Szene?

Mit dem Wort Freunde gehe ich sehr vorsichtig um, aber es gibt durchaus zwei bis drei Kollegen, wo ich sage, die würde ich zu meinen Freunden zählen. Hannes Ringlstetter, der im Bayerischen Fernsehen eine Latenight hat. Den würde ich wirklich zu meinen Freunden zählen. Der kommt zum Geburtstag von Regensburg nach Hamburg. Ich habe mich zum Beispiel sehr gefreut, als er seine 200. Sendung im BR hatte und die Redaktion ihn fragte: „Was möchtest du haben?“, da hat er gesagt: „Der Trepper muss kommen!“

„Der Trepper muss kommen!“

Ich bin auch mit Torsten Sträter etwas enger als mit anderen. Mit wem ich mich auch gut verstehe, ist Mirja Regensburg – die ich auch sehr schätze, immer schon geschätzt habe. Jetzt hat sie auch den Erfolg, den sie sich hart erarbeitet hat. Und Lisa Feller würde ich auch noch als Freundin bezeichnen. Also auf vier, fünf komme ich, wobei ich sage, dass das ein enger Kreis ist.

Gibt es TV-Formate, die Sie gut finden, und wenn ja, welche?

Ja, ich schaue sehr gerne die Sendung von Jan Böhmermann. Weil ich finde, dass da eine unglaubliche Redaktion dahintersteckt. Das muss eine Recherchearbeit sein, die sich gewaschen hat. Und so etwas imponiert mir sehr. Böhmermann selbst hat eine tolle und erstaunliche Entwicklung in den Jahren gemacht. Ich versuche, jede Sendung zu sehen, weil es sich fast immer lohnt. Die Versuche von anderen Sendern, die alle kläglich scheitern … Das gönne ich ihm. Da hat er im deutschen Fernsehen ein Alleinstellungsmerkmal. Die andere Sendung, die ich toll finde, ist die Sportschau (schmunzelt).

Können Sie noch normal Fernsehen schauen?

Ja, es geht. So wie jeder andere auch, der im Zweifel sagt: „Was für eine erbärmliche Scheiße.“ Über manche Formate denke ich: „Wie krank ist das denn?“ Von Zeitungen wollen wir erst gar nicht anfangen. Manches guck ich mir dann an und denke mir, da könnte ich was draus machen. Manchmal mache ich es, manchmal aber auch nicht.

„Wenn ich rückwärts einparken soll, damit könnte man viele Leute amüsieren“

Das Publikum muss es ja auch kennen. Wenn es dann nämlich so erfreuliche Formate mit fünfhunderttausend Zuschauern sind, dann braucht man das nicht zu machen. Neulich habe ich auf Netflix gelesen, aber noch nicht gesehen, dass da Leute in eine Villa eingepfercht sind. Die dürfen alles, nur keinen Sex haben. Das ist so geisteskrank, das muss man sich mal vorstellen. Das kennt keiner, deshalb kann ich da keine Nummer draus machen. Man muss voraussetzen, dass die Hälfte der Leute darüber redet, sonst hat es keinen Sinn.

Gegen was wollten Sie rebellieren als Jugendlicher?

Ich war am Bonner Hofgarten und habe demonstriert gegen den Nato-Nachrüstungsbeschluss. Ich habe aber nicht rebelliert. Das war damals schon eine Sache, und da wollte man hin. Dass es aber so einen Event-Charakter wie heute hat, das gab es nicht. Rebelliert habe ich gegen meinen Vater, der stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Krupp war in der IG Metall. Ich bin dann in die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft eingetreten. Was ihm, glaube ich, dem zweiten Herzinfarkt sehr nahe gebracht hat (lacht).

Was bereuen Sie?

Bereuen … Da habe ich noch nie darüber nachgedacht. Was bereue ich? Ich bereue manchmal, dass ich meinen nächsten Verwandten nicht genug Fragen gestellt habe. Die mir jetzt manchmal durch den Kopf schießen, auf die ich natürlich aber keine Antwort bekommen werde. Weil die natürlich alle nicht mehr da sind. Das bereue ich. Aber ich glaube, das liegt in der Natur des Menschen. Obwohl ich viel Zeit, gerade als sie älter waren, mit ihnen verbracht habe. Ich habe zum Beispiel nie gefragt, wie meine Eltern sich kennengelernt haben. Das konnte mir meine Tante dann erklären. Ich habe vorher nie danach gefragt. Ich hätte das gerne mal aus ihrer Sicht gehört. Aber manche Sachen möchte man ja von den eigenen Eltern auch gar nicht wissen.

Haben Sie Rituale, bevor Sie auf die Bühne gehen?

Ja, ich dämpfe vorher einmal meine Sachen über. Ich überprüfe immer, ob die Hose zu ist und ob ich ein Mikro umhabe.

„Ich überprüfe immer, ob die Hose zu ist.“

Wo, wann können Sie loslassen?

Wenn ich mit meinem Hund morgens durch die Hamburger Moore laufe. Dann lasse ich locker und los. Dann ist einfach nichts. Kein Handy. Niemand möchte etwas von mir. Dann ist einfach Ruhe. Da bin ich sehr, sehr gerne.

Was können Sie noch nicht so gut, was möchten Sie noch lernen?

Einparken! Ich bin der schlechteste Autofahrer der Welt, und ich kann nicht einparken! Ich möchte mir dabei nicht zuschauen. Wenn ich rückwärts einparken soll, in eine Parklücke am Straßenrand, damit könnte man viele Leute amüsieren.

Wenn Sie ein in Wunstorfs Mitte aufgestelltes Plakat beschriften dürften … was würde darauf stehen?

Denkt nach!

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