Am 15. Oktober 1922 schäumte der Polizeireporter der damaligen Leine-Zeitung geradezu über drei Diebe, die in Bokeloh „gewildert“ hatten. Die Polizei hatte drei Verdächtige festgenommen – doch den offensichtlichen Tätern war keine kreative Ausrede eingefallen …
In einer der letzten Nächte wurde bei dem Landwirt Meyer eingebrochen und ein Schwein im Gewicht von 80-100 Pfund und 7 Gänse gestohlen. Die Tiere wurden an Ort und Stelle abgeschlachtet. Auf dem Bahnhof in Wunstorf wurden drei verdächtige Männer, die noch vier dem Geschädigten gehörigen Gänse bei sich hatten, festgenommen und dem Amtsgerichtsgefängnis in Neustadt a. Rbge. zugeführt. Die Spitzbuben stammen aus Hannover. Sie wollten die Gänse von dem ewig „Unbekannten“ nachts auf einem Feldwege gekauft haben!! Hoffentlich können auch noch die Helfershelfer aus hiesiger Gegend ermittelt und dingfest gemacht werden. Einer der festgenommenen Burschen ist schon vorbestraft und erst vor kurzer Zeit aus dem Amtsgerichtsgefängnis entlassen worden.
Leine-Zeitung am 15. Oktober 1922
Wir schreiben das Jahr 1922. Wunstorf ist eine kleine, landwirtschaftlich geprägte Ortschaft in der preußischen Provinz Hannover. Das Ende des Ersten Weltkriegs liegt noch nicht lange zurück, die Menschen erleben viele Umbrüche in der ersten deutschen Demokratie. Man ist auf dem Weg in die „Goldenen Zwanziger“. Das Deutschlandlied wird erstmals zur Nationalhymne erklärt. In Berlin wird der Stummfilm Nosferatu uraufgeführt. In Ägypten wird das Grab von Pharao Tutanchamun entdeckt. Die Sowjetunion wird gegründet.
Diese Zeiten schienen auch wieder zu kommen. Die ersten Kartoffel-Diebstähle habe ich schon beobachtet.