Die Steinhuder Meer-Bahn fuhr bereits die Ausflügler zum Steinhuder Meer, doch auch Autos wurden bisweilen in Steinhude gesichtet. Aber an die heutigen Verkehrsprobleme dachte da im Traum noch niemand. Autos waren die absolute Ausnahme. Wer sich vor hundert Jahren ein Auto leisten konnte, hatte richtig viel Geld – oder danach keines mehr. Dann musste offenbar woanders gespart werden. Anders scheint dieser Vorfall vom 31. Mai 1923 nicht zu erklären zu sein, über den damals die Leine-Zeitung berichtete:
Eine ganz niederträchtige Gemeinheit leisteten sich vor einigen Tagen im benachbarten Steinhude einem Kellner gegenüber vier Hannoveraner, die mit einem Auto angekommen und im Strandhotel abgestiegen waren. Sie machten eine Zeche von nahezu hunderttausend Mark und benutzten einen günstigen Augenblick, um das Zimmer zu verlassen, als der Kellner anderweitig zu tun hatte, bestiegen ihr Auto und verschwanden auf Nimmerwiedersehen.
Wir schreiben das Jahr 1923. Wunstorf ist eine kleine, landwirtschaftlich geprägte Ortschaft in der preußischen Provinz Hannover.
Das Ende des Ersten Weltkriegs liegt noch nicht lange zurück, die Menschen erleben viele Umbrüche in der ersten deutschen Demokratie. Die „Goldenen Zwanziger“ sind noch nicht angebrochen, es herrscht Hyperinflation: Zum Jahresende wird ein Brot über 200 Milliarden Reichsmark kosten. Der Humorist Loriot wird geboren. Der Diesel-Lastwagen wird erfunden. Der erste deutsche Rundfunksender startet mit einem Radioprogramm.
1923 war doch Höhepunkt der damaligen Hyperinflation, im Juni 2023 stand der Wechselkurs lt. Wikipedia bei 760.000Mark für 1(!) US Dollar – sooo ein Festmahl wird´s also wohl kauf gewesen sein, wemm eine „100.000 Mark Zeche“ geprellt wurde…