Auf die Formulierung „so viel Leerstand wie schon lange nicht mehr“ zuletzt in einem Bericht in der Auepost gab es seitens der Leser Widerspruch. Es wurde als dramatisierend empfunden. Doch je näher 2025 rückte, desto schwieriger schien es beim Wunstorfer Einzelhandel in der Innenstadt zu werden. Ausgerechnet in der umsatzstärksten Zeit des Jahres wirkte manches Ladengeschäft erschreckenderweise düster – was nicht an der dunklen Jahreszeit lag. Die Schaufenster bleiben tatsächlich dunkel und leer.
Fluktuation gehört dazu zur Wirtschaftswelt, Geschäfte eröffnen, schließen wieder, und andere Geschäfte machen auf, ziehen um – so weit nichts Ungewöhnliches und kein Grund für Pessimismus. Aber seit einigen Monaten macht sich daneben auch ein wahrnehmbarer konzentrierter Leerstand bemerkbar. Nicht nur einzelne Geschäfte haben die Ladentüren geschlossen und finden keine Nachfolger, sondern ganze Geschäftszeilen stehen leer. Dazu kommen Leerstände auf größeren Ladenflächen, und es verschwinden Geschäfte, die man schon seit vielen Jahren in Wunstorf geschätzt hat oder die mit prägend waren für das wahrgenommene vielfältige Einzelhandelsangebot.
Natürlich ist es auch eine Frage der Definition, was man überhaupt als Leerstand betrachtet. Wie lange muss ein Geschäft dafür schon leerstehen, ist der Verkauf nur vorübergehend oder dauerhaft eingestellt, steht ein Nachfolger schon in den Stadtlöchern oder ist eine Zwischennutzung vorhanden, die den eigentlichen Leerstand kaschiert oder überbrückt? Haben die Schließungen mit der Nachfrage oder dem Angebot zu tun, gibt es private Gründe oder wirtschaftliche? Oder sind ganz andere Dinge wie geplante Sanierungen oder Umbauten von Immobilien ursächlich? Werden Ladenräume als reine Schaufenster genutzt oder kann man sie tatsächlich für einen Einkauf betreten?
Je nachdem, wie man diese Kriterien anwendet und kombiniert, kann man auch zu dem Ergebnis kommen, dass es in Wunstorfs Innenstadt aktuell überhaupt keinen Leerstand gibt.
Oder man läuft einfach durch die Fußgängerzone und drumherum und zählt einmal nach, wie viele Ladentüren aktuell wirklich verschlossen sind, welche Schaufenster komplett leer sind, durchgehend mit Papier beklebt oder wo ein Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe angekündigt wird. Im Dezember 2024 ließen sich allein auf diese Weise 15 Geschäfte finden. Würde man sie in einer Reihe nebeneinanderstellen – eine Seite der Fußgängerzone vom Alten Markt bis zur Stadtkirche wäre sozusagen komplett leerstehend.
In der Südstraße, in den vergangenen Jahren von den drei Fußgängerzonen-Bereichen oft als das Sorgenkind wahrgenommen, hatte es bislang eine gute Entwicklung gegeben. Neuer Einzelhandel belebte diesen Innenstadtteil, auch während der Coronajahre. Nun scheint es wieder schwieriger zu werden. Juwelier Dehnhard hatte keinen Nachfolger gefunden, ging in den Ruhestand und hat seitdem die neuen Rollläden in bester Zentrumslage zwischen Rathaus und Stadttheater dauerhaft gesenkt.
Auf der gegenüberliegenden Seite sind sogar drei Geschäftsräumlichkeiten direkt nebeneinander verwaist. Printobello ist nicht mehr vor Ort, die Wollecke kam nicht wieder und auch die Frisöreinrichtung im dritten leeren Laden scheint noch nicht komplett verkauft zu sein.
Nicht nur die Südstraße schwächelt, auch die Nordstraße scheint aktuell Probleme zu haben. Neben der Telekom ist gerade die neue Pizzeria Angelo eingezogen, doch weiter hinab Richtung Bürgerpark tritt der Leerstand dann geballt auf: Ein ganzer Gebäuderiegel wurde leergezogen, aber der geplante Abriss und Neubau von Geschäfts- und Wohnhäusern liegt vorerst auf Eis.
Sogar die Lange Straße, die als Kern der Wunstorfer Shopping-Meile gilt, zeigt Leerstand. Am eindeutigsten sind direkt am Marktplatz die großen Schaufenster der ehemaligen Gerry-Weber-Filiale zu sehen, was nur deshalb nicht so stark auffällt, weil die Werbegemeinschaft die Schaufensterfläche momentan als eine Art bunte Litfaßsäule für Ideen zur Mobilitätskonzeptwende nutzt. Im ehemaligen Bioladen ist mit einer Neuereröffnung von „Naturgenuss bei Marleen“jedoch schon wieder Leben eingekehrt.
Es sind nicht nur kleine oder inhabergeführte Geschäfte, die die Wunstorfer Innenstadt verlassen haben – auch einige Filialisten haben in der zurückliegenden Zeit die Ladentüren in Wunstorf geschlossen. Nicht alle Geschäfte wirken dabei verwaist. In einigen wird schon wieder renoviert und gewerkelt, für andere zeichnen sich bereits Anschlussnutzungen ab oder es sind schon neue Angebot entstanden. Aber viele erwecken auch den Anschein, dass sich dort in nächster Zeit nicht gleich wieder jemand niederlassen wird. Statt Ladenschildern sieht man Ladenvermietungsanzeigen in den Fenstern.
Das Ausmaß des Wunstorfer Innenstadt-Leerstandes scheint dabei interessanterweise allgemein unterschätzt oder verzerrt wahrgenommen zu werden. In einer nicht-repräsentativen Kurzumfrage der Auepost schätzte von 40 Teilnehmern nur ein Einziger der Befragten die tatsächliche Zahl der leerstenden Geschäfte richtig ein. Die meisten vemuteten stattdessen einen Leerstand von ungefähr 8 Geschäften. In Wirklichkeit war die Zahl fast doppelt so hoch.
Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Kaschierungsmaßnahmen den gewünschten Effekt entfalten. Oder aber dass ein solch hoher Leerstand in der Wunstorfer Innenstadt gar nicht für möglich gehalten wird.
Fotos: Dirk Dombrowski/Mina van der Sluis/Liv Larsson
Mit schwerem Herzen sehe ich zu, wie unsere schöne Stadt Wunstorf langsam ihre Seele verliert. Die leeren Schaufenster, die einst voller Leben waren, stehen wie stille Zeugen eines Wandels, der uns alle trifft. Ich beobachte diese Entwicklung schon seit Jahren mit Trauer – und doch muss ich zugeben, dass ich selbst kaum in der Lage bin, etwas dagegen zu tun.
Finanziell bin ich am Ende. Mein Erspartes ist fast aufgebraucht, und obwohl immer wieder vom „Fachkräftemangel“ gesprochen wird, finde ich keinen Job, der mir Sicherheit gibt. Und wenn ich doch einmal eine Anstellung finde, endet sie oft schneller, als sie begonnen hat. Es ist bitter zu erleben, wie in meiner Branche – im Bereich Compliance – heute nicht mehr für Ordnung, Ehrlichkeit und Verantwortung gezahlt wird, sondern für Schönfärberei und Tricksereien, zu denen man regelrecht gedrängt wird.
Ich fühle mich oft hilflos. Wie gerne würde ich in den schönen Läden der Stadt einkaufen, die verblieben sind, und so meinen Beitrag leisten, aber die Realität lässt es einfach nicht zu. Es ist, als würde man Stück für Stück zusehen, wie etwas Vertrautes und Liebgewonnenes verschwindet, und man selbst ist wie gelähmt.
Wunstorf bleibt für mich ein Ort voller Erinnerungen und Heimat, doch es tut weh, mitanzusehen, wie dieser Ort, den ich so schätze, von Leere erfüllt wird – und das nicht nur in den Schaufenstern, sondern auch in den Werten, die uns als Gemeinschaft verbinden sollten.
Ich frage mich darüber hinaus, wie vielen Menschen es ebenso geht, die auch in Hoffnung trotzdem auf ein Aus zusteuern?
Ich hoffe von Herzen, dass wir einen Weg finden, diesen Abwärtstrend aufzuhalten und die Lebendigkeit, die Wärme und den Zusammenhalt zurückzubringen, die Wunstorf ausgemacht haben.
Ich habe mich intensiv mit den Ursachen für den Leerstand auseinandergesetzt. Anfangs ging ich noch davon aus, dass die Verantwortlichen eines Tages erkennen würden, dass ihre Handlungen zu den beobachteten Schäden führen. Doch schließlich wurde mir klar, dass diese Schäden nicht nur in Kauf genommen werden, sondern genau das Ziel sind.
Mittlerweile diskutiere ich über dieses Thema – oder überhaupt über irgendetwas – nicht mehr. Selbst belanglose Gespräche wie über das Wetter vermeide ich, denn wir leben schließlich „im besten Deutschland, das wir je hatten“. Es ist mir kein Anliegen, denen zu widersprechen, die diesen Zustand vehement verteidigen.
Sicherlich genügen bereits diese wenigen Andeutungen, um die gewohnten Mechanismen in Gang zu setzen. Es scheint ein symptomatischer Teil des Problems zu sein.
Ich verweise hier gern auf den Songtext von Nina Hagen: TV-Glotzer
(den hat die Masse nie kapiert)
Ich stimme „Wanderer“ vollkommen zu. Es wird zunehmend schwieriger, überhaupt noch produktiv über solche Themen zu diskutieren, sei es der Leerstand oder andere gesellschaftliche Entwicklungen. Man findet sich meist in einer von zwei Kategorien wieder: Entweder spricht man mit Menschen, die das Problem bereits durchdrungen haben, wodurch man oft nur gegenseitiges Kopfnicken erzeugt, oder man stößt auf eine Mauer aus Ablehnung, hinter der alternative Perspektiven erst gar nicht zugelassen werden. In beiden Fällen führt es zu nichts.
Besonders problematisch ist, dass diese Ablehnung nicht selten gezielt orchestriert wird – sei es durch die Verengung des Diskursrahmens in den Medien oder durch soziale Mechanismen, die Kritiker diskreditieren. Menschen, die dennoch versuchen, aus dieser vorgegebenen Schablone auszubrechen, erleben die Konsequenzen: Isolation, Abwertung oder gar persönliche Angriffe. Es scheint, als solle jede abweichende Meinung mit vorgefertigten Werkzeugen neutralisiert werden.
Die Frage, die bleibt, ist: Wie kann man unter diesen Umständen überhaupt noch Veränderungen herbeiführen?
Solange nur eine Deutung offiziell zugelassen ist, werden Leerstände – ob in den Innenstädten oder in den Köpfen – wohl weiter zunehmen.
Ein trauriger Zustand, der sich nicht mit Ignoranz oder Beschwichtigung lösen lässt.
Zum Thema Nina Hagen: Ich glotz schon seit 20 Jahren kein TV mehr. Ein sehr wichtiger Schlüssel! Die masse wird sich mehrheitlich nicht mal die Mühe machen, sich den Songstext zu suchen und zu lesen. Da ist der berühmte Hund begraben!
Ich sitze hier in meinem kleinen Laden, umgeben von Regalen, die ich seit Jahrzehnten mit Herzblut befülle, und blicke auf die dunklen Schaufenster meiner Nachbarn. Es bricht mir das Herz. Wunstorf, meine Heimat, die einst pulsierte vor Leben und Begegnung, droht zu verblassen – wie die Schriftzüge auf den alten Ladenschildern.
Mein Geschäft ist nicht einfach nur ein Ort des Verkaufs. Es ist ein Ort des Lachens, der Gespräche, der Begegnungen. Die Stammkunden, die jedes Jahr zu Weihnachten für kleine Geschenke vorbeikamen, die Kinder, die mit leuchtenden Augen ihr erstes Taschengeld ausgaben – das alles scheint zu verblassen, genauso wie die Straßen um uns herum.
Was bleibt, wenn die Lichter ausgehen? Die Schuld schieben wir auf das Internet, auf Corona, auf „die Zeiten“. Aber wer spricht von den hohen Mieten, der fehlenden Unterstützung, der Politik, die uns im Stich lässt? Wir kämpfen gegen eine unsichtbare Welle, die alles fortspült, was unsere Stadt ausmacht.
Ich habe Tränen in den Augen, wenn ich daran denke, dass ich vielleicht der Nächste bin. Dass mein Laden bald einer von den 15 sein könnte, die leer stehen. Doch hinter jedem dunklen Fenster steckt ein Mensch, ein Traum, ein Herz, das gebrochen wurde.
Bitte wacht auf! Unterstützt eure Händler. Denn wenn wir verschwinden, verliert Wunstorf ein Stück seiner Seele – und die kann man nicht online bestellen.
So eine Schilderung stimmt mich echt sehr traurig.
Leider gibt es aber auch inhabergeführte Geschäfte bei denen das Interesse an einem Verkauf kaum erkennbar ist. Es wird zugesagt, dass ein Artikel (zu einem durchaus nennenswerten Preis) in der gewünschten Größe besorgt wird, weil er halt gefällt, aber nicht in der gewünschten Größe vorhanden ist. In Aussicht gestellt war eine Lieferung in 10-14 Tagen.
Beim viermaligen Nachfragen und insgesamt 12 Wochen Zeit habe ich zur Antwort bekommen „Ich kann Ihnen nicht sagen, ob der Chef das jemals bestellt hat“.
Bei zwei weiteren Besuchen erging es mir ähnlich.
Ich betrete besagtes Geschäft in der Langen Straße nicht mehr.
Sehr geehrter Andreas,
Ihr Kommentar hat mich nachdenklich gestimmt, weil er ein interessantes psychologisches Phänomen widerspiegelt: die Rationalisierung eines strukturellen Problems anhand einer einzelnen negativen Erfahrung. Natürlich ist es frustrierend, wenn ein Geschäft seine Zusagen nicht einhält – Ihr Ärger ist absolut nachvollziehbar. Doch die Schlussfolgerung, die sich daraus ergibt, scheint mir problematisch: So, als sei der Leerstand in Wunstorf eine Art „gerechte Strafe“ für schlechtes Geschäftsgebaren und damit kein echtes Problem.
Tatsächlich handelt es sich hier um eine Form der kognitiven Dissonanzreduktion. Wenn wir mit einem unangenehmen Widerspruch konfrontiert sind – etwa dass der Niedergang des Einzelhandels auch uns als Konsumenten betrifft –, versuchen wir, diesen Widerspruch aufzulösen, indem wir ihn auf einfache Ursachen zurückführen. Es ist psychologisch bequemer, einzelne Händler für den Leerstand verantwortlich zu machen, als sich mit den strukturellen Ursachen auseinanderzusetzen, die weitaus komplexer sind: verändertes Konsumverhalten, hohe Mieten, politische Fehlentscheidungen.
Ich kenne persönlich jemanden, der auf jede Diskussion über wirtschaftliche Probleme oder gesellschaftliche Veränderungen mit einem lapidaren „Alles gut so, wie es ist!“ reagiert. Dieses Verhalten ist typisch für den Status-Quo-Bias – die Tendenz, bestehende Zustände zu verteidigen, weil jede Neubewertung kognitive Anstrengung bedeutet. Ähnlich funktioniert auch die Systemjustifikation: Anstatt anzuerkennen, dass etwas schiefläuft, wird die Realität so umgedeutet, dass das Problem entweder nicht existiert oder als natürlicher, berechtigter Prozess erscheint.
Doch lassen Sie mich die Frage einmal umdrehen: Was wäre, wenn Sie in diesem Geschäft eine vorbildliche Beratung und perfekten Service erhalten hätten? Würde das bedeuten, dass es in Wunstorf keinen Leerstand gibt? Wohl kaum. Einzelne Erfahrungen, ob positiv oder negativ, ändern nichts an den grundlegenden Entwicklungen. Vielmehr verstärkt die Konzentration auf Einzelfälle eine erlernte Hilflosigkeit: Wenn wir glauben, dass wir ohnehin nichts an der Gesamtlage ändern können, neigen wir dazu, uns mit einfachen Erklärungen zufriedenzugeben.
Vielleicht lohnt es sich also, das große Ganze in den Blick zu nehmen – und sich nicht von individuellen Erlebnissen in eine allzu bequeme Erklärung leiten zu lassen.
Mit freundlichen Grüßen!
Wie Sie derartige Rückschlüsse ziehen ist mir schleierhaft.
Ich habe nicht behauptet, dass das Problem von Leerständen generell auf fehlenden Service zurückzuführen ist. Gleichwohl fehlt es mehreren Geschäftsbetreibern an eben diesem Servicebewusstsein, so dass derartige Geschäfte zunehmende in wirtschaftliche Schwierigkeit geraten. Beispielhaft könnte ich Erfahrungen zu weiteren drei Läden schildern. Auch deren Schließung wäre zweifelsohne ein Verlust. Ein Grund mehr, dass die Inhaber ihr eigenes Verhalten kritisch hinterfragen.
Nur über ausbleibende Kundschaft und andere Missstände hinzuweisen ohne dabei eigene Versäumnisse zu korrigieren reicht nicht.
@Andreas: Aus meiner Sicht drehen Ihre Gedanken weiter die gleiche Runde in selber Flughöhe, obwohl die Darlegung, basierend auf dem von Ihnen vorher geschrieben, alles sagt, was ich perdänlich sehr gut nachvollziehen kann. Selbstreflektion ist aber nicht Jedermanns Sache, was man akzeptieren muss.
Ach ja!
Und dann war da noch die Verwaltung in Wunstorf.
Es stehen zu wenig kostenfreie Parkplätze in der Innenstadt zur Verfügung, stattdessen fühlt man sich von den Parkplatzwächter*innen ständig verfolgt.
Man hat das Gefühl, dass diese Parkplatzwächter*innen in den Hauseingängen lauern, damit ihnen auch kein Fehlverhalten eines Fahrzeugführers entgeht.
Ich dachte, dieses Phänomen bestünde nur in Steinhude, aber mittlerweile ist diese Methode auch im Stadtkern rund ums Rathaus Usus.
Da fahre ich doch lieber nach Barsinghausen.
Eine Stadt verliert ihre Seele
Politik als Hemmschuh für den Einzelhandel
Die Situation in der Wunstorfer Innenstadt ist alarmierend: Dunkle Schaufenster, verwaiste Geschäftsräume und ein Einzelhandel, der unter der Last von politischen Fehlentscheidungen und mangelnder Unterstützung regelrecht erdrückt wird. Was einst eine lebendige Fußgängerzone voller Begegnungen war, wird mehr und mehr zu einer Kulisse des Niedergangs – und die Verantwortlichen in Politik und Stadtverwaltung scheinen diesen Trend nicht nur zu ignorieren, sondern aktiv zu verschärfen. Fast möchte man Absicht unterstellen.
Es ist offensichtlich: Statt die Werbegemeinschaft zu stärken und den Einzelhandel durch sinnvolle Maßnahmen zu fördern, wird sie regelrecht schikaniert. Die Einführung teurerer Parkplätze und die Reduktion der Stellflächen treffen nicht nur Händler, sondern auch die Kunden direkt. All das, weil die amtierende Ideologie das Auto als Feindobjekt ernannt hat, völlig die Realität ignorierend, dass die Menschen einfach mit dem Auto einkaufen fahren möchten.
Noch absurder ist die Einstellung neuer Politessen, die die ohnehin schwindende Attraktivität der Innenstadt durch verstärkte Kontrollen weiter torpedieren. Regeln und Kobtrolle überall. Marktwirtschaft adè.
Parallel dazu setzt die Politik auf fragwürdige „kulturelle“ Experimente wie den „City Beach“ oder andere fixe Ideen des Ortsbürgermeisters nebst seinem persönlichem Umfeld, die nicht nur kaum nachhaltigen Mehrwert bieten, sondern auch den Wochenmarkt – einen der letzten Ankerpunkte der Innenstadt – schwächen.
Seitdem der neue Bürgermeister das Zepter übernommen hat, scheint es steil bergab zu gehen. Baustellen bleiben unvollendet, und statt Lösungen für den zunehmenden Leerstand zu präsentieren, wird der Fokus auf Symbolpolitik und unrealistische Mobilitätskonzepte gelegt. Es fehlt an einer durchdachten Strategie, die den Bedürfnissen der Bürger und Händler gleichermaßen gerecht wird.
Die aktuellen Entwicklungen sind ein Armutszeugnis für die Stadtverwaltung, die es versäumt, ihre Verantwortung wahrzunehmen. Anstatt die Innenstadt durch gezielte Maßnahmen wie eine bessere Erreichbarkeit der Innenstadt, Förderprogramme für kleine Händler oder die Schaffung von Anreizen für neue Geschäftsmodelle zu beleben, setzt man auf reine Kosmetik. Kaschierungsmaßnahmen wie beklebte Schaufenster mögen das Problem für den flüchtigen Blick verbergen, doch die Realität bleibt unverändert: Wunstorf droht seine Seele zu verlieren.
Statt der Werbegemeinschaft, wo Köpfe der Praxis und mit teils Jahrzehnten an Erfahrung sitzen, mit einem relativ schmalen Zuschuss unter die Arme zu greifen, werden in nutzlosen „Leuchttürmen“ wie einem quasi ungenutztem Biketower am Bahnhof zweistellige Millionenbeträge verballert. Unfassbar.
Es ist höchste Zeit, dass Politik und Verwaltung ihre Prioritäten überdenken. Statt den Leerstand zu ignorieren und die Werbegemeinschaft zu schwächen, sollten sie endlich handeln – mit einer klaren, nachhaltigen Vision, die den Einzelhandel stärkt, den Wochenmarkt schützt und die Innenstadt wieder zu einem Ort macht, an dem Menschen gerne verweilen. Andernfalls wird Wunstorf nicht nur dunkler, sondern auch stiller. Und das, was diese Stadt einst ausgemacht hat, wird unwiederbringlich verloren gehen.
Eine Ignoraz diesen Themen gegenüber absehend, muss man wohl auf einen Politikwechsel bei der nächsten Kommunalwahl setzen.
Die Mieten sind zu teuer deshalb bekommen Sie kein Nachmieter. Da muss sich was ändern aber schnell sonst haben wir keine Möglichkeit mehr Einkaufen zu gehen.
Liebe Frau Buchholz, es wäre schön, wenn die Lösung so einfach wäre. Kein vernünftiger Vermieter verlangt eine Miete, die am Markt nicht zu erzielen ist, zumindest nicht über eine längere Zeit. Das wäre wirtschaftlicher Unsinn. Wie alles in einem freien Markt bemisst sich auch die Ladenmiete nach Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage nach Läden im stationären Handel hat jedoch stark nachgelassen. Trotz gesunkener Mietpreise gibt es wenige, die das Engagement und den Mut aufbringen einen Laden zu eröffnen oder weiterzuführen.
Soll ich mal beschreiben, wie es ist, wenn ich nach Ende meines Arbeitstages ‚mal schnell‘ in unsere Innenstadt und/oder zu Marktkauf fahren möchte? Unabhängig davon, ob unser innerstädtischer Einzelhandel oder Marktkauf von meinem Einkauf überlebt oder nicht?
Erst stehe ich an der Ampel der Autobahnabfahrt Luthe, dann an der Behelfsampel Abzweig SchloRi, dann an der Ampel Abzweig Luther Weg/Shell Tankstelle, dann an der Ampel unten am Fuß der Hochstraße, dann an der Ampel bei Edeka, dann an der Ampel unten am Fuß der Hochstraße, dann an der Ampel neben Kiosk Box, dann an der Ampel ehemals Postgebäude, dann an der Ampel Eingang Fußgängerzone, dann an der Ampel am Bürgerbüro, dann an der Ampel vor dem neuen Volksbankgebäude usw usw usw.
Wenn ich schon den Stau vor der Ampel bei Edeka sehe, hab ich keine Lust mehr. Dann fahre ich gleich nach Hause. Und nein, man muß für meine Durchfahrt nicht die Innenstadt absperren, falls das gleich ein Kommentator fordert, aber was verkehrstechnisch bei uns abgeht, ist nicht mehr feierlich.
Wie gesagt, von meinem Einkauf lebt oder stirbt keiner, aber trotz allem leben unsere Läden von unserem Besuch. Wenn der Verkehr aber derart ausgebremst und (ideologisch?) behindert wird, dann wird das nichts. Über die Parkplatzsuche lasse ich mich jetzt nicht aus.
Über alle anderen finanziellen Probleme und bürokratischen Hindernisse, die Selbstständige heutzutage haben, mag ich mir als Angestellte gar keine Gedanken machen. Hut ab vor jedem, der einen inhabergeführten Laden hat!
Ich finde es schade, dass so viele Läden geschlossen haben. Und ich denke, ein Großteil derer hat es sich mit dem Entschluß nicht leicht gemacht.
Liebe Andrea – genauso ist es. Die Ampelschaltungen in Wunstorf sind meiner Meinung nach eine bewusste Schikane der Autofahrer, denn ab 18:00 Uhr – oh Wunder – sieht das plötzlich ganz anders aus.
Und frühmorgends benötigt man z.B. von Idensen bis zur Autobahn genauso lange wie von der Autobahnauffahrt zur Podbi in Hannover. Unglaublich, aber offensichtlich gewollt.
Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist das gewollt, genauso wie die Dauerbaustelle Barne-Kreisel, um die Situation noch deutlich zu verschärfen. Den Luther Weg hat man zwar wieder temporär geöffnet, was aber die bereits auf Alternativen umerzogene Masse weitgehend noch nicht mitbekommen hat, weil auch die Sperrschilder „rein zufällig“ weiter stehen gelassen wurden.
In Bad Nenndorf hat man in änlicher Form die Bahhofstraße unpassierbar gemacht, während man in Barsinghausen die Stoppstraße auf Dritte-Welt-Niveau verkommen lässt.
Sehr geehrte Andrea,
zunächst einmal möchte ich Ihnen ein großes Lob für Ihre beeindruckende Schilderung aussprechen. Ihr Kommentar illustriert auf anschauliche Weise die alltäglichen Herausforderungen, die Bürgerinnen und Bürger im urbanen Raum erleben – insbesondere im Spannungsfeld zwischen Stadtentwicklung, Verkehrspolitik und der wirtschaftlichen Existenz des lokalen Einzelhandels.
Aus soziologischer und psychologischer Perspektive lassen sich einige interessante Aspekte Ihrer Beobachtungen herausarbeiten. Ihre Frustration über die Verkehrsführung in Wunstorf ist ein Paradebeispiel für den Einfluss struktureller Rahmenbedingungen auf individuelles Verhalten. Wenn der Zugang zu Geschäften durch eine Vielzahl von Ampeln, Staus oder Parkraumbewirtschaftung erschwert wird, führt dies – wie Sie es sehr treffend beschreiben – zu einer verringerten Motivation, die Innenstadt überhaupt aufzusuchen. Dies ist ein klassisches Beispiel für verhaltensökonomische Steuerung (Nudging), bei der politisch-administrative Maßnahmen das Verhalten der Bevölkerung in eine bestimmte Richtung lenken sollen, ohne direkte Verbote auszusprechen. Ich bin mir sicher, dass Viele das aktiv wahrnehmen.
Ihre Bemerkung, dass derartige Maßnahmen „ideologisch“ motiviert sein könnten, ist aus soziologischer Sicht durchaus berechtigt. Ein Blick über Wunstorf hinaus zeigt, dass ähnliche Entwicklungen in vielen Städten Europas zu beobachten sind. Erst gestern veröffentlichte Focus einen Artikel mit dem Titel „Köln will Parkgebühren versechsfachen! Autos sollen aus Stadtzentrum raus“. Dieser Beitrag verdeutlicht, dass die Reduktion des Individualverkehrs in Innenstädten kein isoliertes Phänomen ist, sondern Teil einer breiter angelegten politischen Agenda – insbesondere der UN-Agenda 2030 mit ihren 17 Sustainable Development Goals (SDGs).
Die dahinterstehende, offizielle Zielsetzung ist es, Städte nachhaltiger, emissionsärmer und „lebenswerter“ zu gestalten. Doch während diese Maßnahmen aus globaler Perspektive als notwendig erachtet werden, zeigt sich in der lokalen Umsetzung häufig ein Problem: Die Politik orientiert sich vorrangig an abstrakten Zielvorgaben, ohne die realen Bedürfnisse der Bürger ausreichend zu berücksichtigen. Dies führt dazu, dass politische Entscheidungsträger Maßnahmen vorantreiben, die ihnen in internationalen Gremien Anerkennung verschaffen – auch wenn sie vor Ort auf Ablehnung stoßen.
Psychologisch betrachtet könnte man hier von einem klassischen Fall von „Moral Licensing“ sprechen: Politiker, die sich für eine als „höherwertig“ deklarierte Agenda engagieren (z. B. Klimaschutz), fühlen sich moralisch berechtigt, unpopuläre Entscheidungen durchzusetzen, selbst wenn diese den alltäglichen Bedürfnissen der Menschen zuwiderlaufen. Dies erzeugt bei vielen Bürgern – vermutlich auch bei Ihnen – das Gefühl einer zunehmenden Entfremdung zwischen politischen Entscheidungsträgern und der Bevölkerung.
Zusätzlich tritt ein weiteres sozialpsychologisches Phänomen auf: die „Normalisierung schrittweiser Einschränkungen“ (Salami-Taktik). Maßnahmen wie Verkehrsberuhigungen, steigende Parkgebühren oder neue Umweltzonen werden oft schrittweise eingeführt, um Widerstände zu minimieren. Doch in der Summe führen sie zu einer systematischen Verdrängung des individuellen Autoverkehrs aus den Innenstädten – mit gravierenden Folgen für den stationären Handel, den Sie in Ihrem Kommentar sehr treffend beschrieben haben.
Ihr Appell, die Herausforderungen von Einzelhändlern nicht zu unterschätzen und die strukturellen Ursachen des Leerstands zu hinterfragen, ist daher äußerst wertvoll. Ihre Schilderung macht deutlich, dass nicht allein wirtschaftliche Faktoren den Rückgang des Einzelhandels bestimmen, sondern dass politische Weichenstellungen eine ebenso bedeutende Rolle spielen. Eine ehrliche öffentliche Debatte darüber ist dringend erforderlich.
Vielen Dank für Ihre Analyse. Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen! Es wäre zu wünschen,
dass diese „Selbstreflektion“ auch bei unseren lokalen Politikern und unserem Bürgermeister ankommt und zu einem Bewußtsein Ihrer Verantwortung für die Schaffung wirtschaftlich gesunder Rahmenbedingungen führt. Die aktuelle Politik in Wunstorf ist ein maßgeblicher Teil des Problems. Ein Umdenken ist dringend erforderlich!
@Ein Vermieter, Ihr Kommentar fasst die Situation treffend zusammen. Viele fragen sich, warum tiefgreifende Veränderungen – ob in der Stadtentwicklung, der Verkehrspolitik oder der Wirtschaft – oft ohne offenen Widerstand umgesetzt werden. Die Antwort liegt in einem einfachen, aber effektiven Prinzip: Politiker folgen einem anderen Bonus/Malus-System als Bürger.
Für den Durchschnittsbürger zählt, ob sich sein Leben verbessert oder verschlechtert. Ein Geschäftsschluss, steigende Kosten oder Einschränkungen im Alltag sind für ihn direkte, spürbare Nachteile. Doch für Politiker ist das Urteil der Bürger oft nur insoweit relevant, als dass keine kritische Masse an Widerstand entsteht. Solange die Mehrheit schweigt und Veränderungen einfach hinnimmt, gibt es keinen Grund, den Kurs zu ändern.
Dazu passt das berühmte Zitat von Jean-Claude Juncker (1999 seinerzeit Präsident der Europäischen Kommission, heute Ursula von der Leyen)
„Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“
Genau nach diesem Muster werden politische und gesellschaftliche Veränderungen oft umgesetzt: Schritt für Schritt, in kleinen Dosen, bis sie unumkehrbar sind. Wer sich die Mühe macht, 1 & 1 zusammenzuzählen, erkennt, dass es sich nicht um zufällige Entwicklungen handelt.
Die Frage bleibt: Wie lange noch lässt sich die Mehrheit von politischen Mechanismen steuern, ohne sich zu fragen, ob das wirklich ihrem Interesse dient?
Ich hab nicht damit gerechnet, dass man so offen auf meinen Kommentar reagiert – Danke dafür.
Ich kann ja nur für mich sprechen, aber es kotzt mich an, dass man mir vorschreiben will, mit welchem Verkehrsmittel ich die Innenstadt besuchen will. Tja, und wenn ab dem Fuß der Hochstraße Richtung Innenstadt alles auf rot geschaltet ist und sich lange Staus bilden, dann ist das wohl so und so gewollt.
Ich kaufe immer noch gern bei uns ein, bin froh, dass ich in manchen Läden nur die Anfangsbuchstaben meines Nachnamens sagen muß und höre ‚Ah, da sind Sie‘, aber trotzdem wie erwähnt, ICH möchte entscheiden, wie ich zügig in die Innenstadt komme und Selbstständige tun mir echt leid, die werden sicher ordentlich gegängelt.
Liebe Andrea,
danke für deinen ehrlichen und direkten Kommentar! Es ist so wichtig, dass solche Gedanken offen ausgesprochen werden, denn nur so kann man überhaupt gemeinsam darüber sprechen. Leider passiert es viel zu oft, dass berechtigte Kritik entweder ignoriert wird oder in eine bestimmte Richtung gedrängt wird, damit man sich nicht ernsthaft damit auseinandersetzen muss.
Dass du dich über die Verkehrsführung ärgerst und das Gefühl hast, dass dir vorgeschrieben wird, wie du dich in der Stadt bewegen sollst, kann ich absolut nachvollziehen. Solche Entwicklungen betreffen uns alle, und trotzdem habe ich manchmal den Eindruck, dass die Politik die Realität vor Ort gar nicht mehr richtig wahrnimmt oder einfach ignoriert.
Was mich auch besonders bewegt: Hinter jedem geschlossenen Laden steckt nicht nur ein Unternehmen, sondern ein Mensch, eine Familie, eine Existenz. Und wenn solche Entwicklungen nur noch leise hingenommen werden oder in der öffentlichen Diskussion untergehen, dann wird es umso schwerer, Lösungen zu finden.
Ich finde es toll, dass du trotzdem noch gerne in Wunstorf einkaufst und den direkten Kontakt in den Geschäften schätzt. Das zeigt, wie wichtig der lokale Einzelhandel für das Gemeinschaftsgefühl ist. Vielleicht sollten wir alle viel öfter hinterfragen, welche Ursachen solche Veränderungen haben und was wir gemeinsam tun können, bevor es zu spät ist.
Wie werden wir unbemerkt in eine neue Realität gelenkt?
Die Diskussion über den Leerstand in Wunstorf zeigt, dass viele gesellschaftliche Veränderungen schleichend geschehen – oft ohne nennenswerten Widerstand. Doch warum akzeptieren wir Einschränkungen, die uns objektiv schaden? Dafür gibt es psychologische Mechanismen, die gezielt genutzt werden.
– Schrittweise Gewöhnung („Salami-Taktik“)
Maßnahmen werden in kleinen Schritten eingeführt: Erst steigen Parkgebühren, dann verschwinden Parkplätze, später meiden Kunden die Innenstadt. Jede Änderung für sich wirkt harmlos – aber zusammen führen sie zu einem grundlegenden Wandel.
– Verengung des Diskurses
Kritik an politischen Entscheidungen wird oft sozial sanktioniert. Wer auf negative Folgen hinweist, gilt schnell als „rückständig“ oder „unsolidarisch“. Dadurch entsteht eine Atmosphäre, in der viele sich nicht mehr trauen, Probleme offen anzusprechen.
– Kognitive Dissonanz und Systemrechtfertigung
Menschen verteidigen oft selbst Einschränkungen, weil sie den Gedanken nicht ertragen, manipuliert zu werden. Es ist leichter zu glauben, dass Veränderungen „unvermeidlich“ sind, als sich mit ungemütlichen Wahrheiten auseinanderzusetzen.
– Moralische Rechtfertigung („Moral Licensing“)
Einschränkungen werden mit einem „höheren Ziel“ (z. B. Klimaschutz) legitimiert. Wer Kritik übt, läuft Gefahr, als unsolidarisch zu gelten – ein effektives Mittel, Widerstand zu verhindern.
Diese Mechanismen sorgen dafür, dass tiefgreifende Veränderungen oft ohne offenen Protest ablaufen. Doch wir sollten uns fragen: Passiert das wirklich zu unserem Vorteil – oder werden wir nur dazu gebracht, es zu akzeptieren?
Ein umfangreicher Strauß an Kommentaren, die auch den Alltag und Realitäten widerspiegeln. Hervorzuheben sind zudem die inhaltlich anspruchsvollen Kommentare von Selbstreflektion und Analyst. Es lohnt
sich, dieselben nicht nur im Vorübergehen zu betrachten, sich die Mühe machen, die dortigen Aspekte aufzunehmen.
Die Reichweite des Artikels mit den Kommentaren dürfte leider wohl begrenzt sein, um alle Bürger von Wunstorf zu erreichen.
Maßstab des Zusammenlebens ist Realität und Zusammenhalt.
Realitätsferne Ideologien und apokalyptischer Wahn, von Pseudoeliten bedient, lassen Wunstorf nicht gedeihen. Wunstorf muß sich dagegen wehren, weiter in den Niedergang geführt zu werden. Damit stellt sich die existenzielle Frage an jedes gewählte Ratsmitglied, auch selbst Bürger dieser Stadt, wen er sich verpflichtverpflichtet fühlt. Den Bürgern oder der Partei. Wer seiner Partei vorrangig hörig ist, hat im Rat nichts zu suchen.
Guter, realistischer Artikel und großartige Kommentare u.a. von Selbstreflektion und Analyst.
Ich sehe folgende Ursachen des Ladensterbens:
1) Unter anderem Amazon, TEMU und Aliexpress sind zwar keine Konkurrenz für Restaurants und Pizzaläden,
aber dennoch graben sie vielen Einzelhändlern extrem das Wasser ab.
2) Anhebung der Kreditzinsen EZB – dadurch gehen und werden noch manche weitere Läden pleite gehen,
welche sich die neuen gestiegenen Zinsen nicht mehr leisten können, aber evtl. ihren Businessplan darauf abgestellt haben. Dies prophezeit Prof. Hans-Werner Sinn z.B. bereits seit langem.
3) Durch die Regierungspolitik verursachte exorbitante Preise für Gas und Strom und dadurch extrem
gesunkene Kaufkraft der Bevölkerung, einhergehend mit höheren Betriebskosten für die Einzelhandelsläden.
4) Die gleiche Wirkung haben die durch die Regierungspolitik extrem gestiegenen Preise für Benzin und Diesel. Dadurch eine extreme Inflation, weil sich diese gestiegenen Preise auf alle Produkte auswirken – vom Pizzalieferanten bis zum Marktkauf-Belieferer.
5) Erhöhung der Parkplatzgebühren – wenn man in Wunstorf die Autos wie in Köln auch aus dem Stadtzentrum raus haben möchte, dann sind auch die potentiellen Käufer raus. Ich überlege mir doch dreimal, ob ich schnell zum Marktkauf fahre, wo ich kostenlos parken und den Großteil meines Bedarfs decken kann oder teuer in der Innenstadt parke und dann auch noch längere Wege zu Fuß mit schweren Einkaufstaschen zurücklegen muß.
6) Die zahlreichen vollkommen kontraproduktiv geschalteten Ampeln und die damit direkt verbundenen unnötigen Staus und Zeitverluste.
7) Eventuell dennoch zu hohe Mieten oder zu unflexible Vermieter, welche nicht im Preis nach unten gehen, wenn der Umsatz des Mieters nicht stimmt. Das kenne ich aus eigener Erfahrung mit einem früheren, eigenen Einzelhandelsgeschäft. Man ist ganz schnell am Anschlag, wenn man keine Rücklagen hat und der Umsatz nicht stimmt. Dafür kann der Vermieter nichts, aber es ist vielleicht auch eine Ursache.
Allerdings kann ich nicht wirklich beurteilen, wie es in Wunstorf gehandhabt wird.
8) Wenn der Leerstand in einer Innenstadt einmal beginnt, auffällig zu werden, dann wird es gefährlich,
denn das ist ein Teufelskreis. Leerstand schreckt Käufer ab und führt zu den nächsten Pleiten.
Hier ist meiner Meinung nach ganz schnell die kommunale Politik gefordert, denn diese ist ja meines Wissens nach auch für die Stadtentwicklung zuständig.
Im Übrigen:
Die öffentliche Kritik der Werbegemeinschaft zu kritisieren, halte ich für ausgemachten Unsinn und
Vogel-Strauß-Politik. Nach dem Motto: „Sagt bloß nicht öffentlich, wie wir hier kämpfen müssen –
das könnte Interessenten abschrecken.“ Missstände müssen öffentlich benannt werden und
sollte ich mich als potentieller Ladeninhaber für einen leerstehenden Laden interessieren,
mache ich mir ohnehin vor Ort mein eigenes Bild.
In diesem Sinne.
@Anonymous
Dem kann ich mich nur anschließen! Dein Kommentar bringt die verschiedenen Aspekte des Themas auf den Punkt und zeigt, dass es sich um eine vielschichtige Problematik handelt. Besonders lobenswert finde ich, wie sachlich du die Argumente deiner Vorredner aufgreifst und weiterführst, anstatt nur in eine Richtung zu denken.
Gerade die Wechselwirkungen zwischen wirtschaftlichen Entwicklungen, politischen Entscheidungen und dem veränderten Kaufverhalten werden oft unterschätzt. Auch dein Punkt zur Wahrnehmung von Leerstand als Teufelskreis trifft ins Schwarze – je mehr leere Geschäfte man sieht, desto mehr schreckt es potenzielle Kunden und Investoren ab.
Es tut gut zu sehen, dass hier nicht nur Kritik geäußert wird, sondern auch ein konstruktiver Austausch stattfindet. Ich hoffe, dass dieser Diskurs weitergeht und vielleicht sogar Gehör findet, wo es nötig ist.
Beste Grüße!
@Svenia R.: Was ziehen wir aber daraus für Schlüsse?
1) Einzelhändler/Ladenmieter: realistischere Businesspläne, attraktivere Laden-Ideen
2) kommunale Politik: Gebühren für Parkplätze, Ampelschaltung, Autofreundlichkeit
3) Bundespolitik: schnelle Verringerung der Strom- und Gaspreise für Einzelhändler und Kunden
4) Vermieter: evtl. höhere Flexibiltät bei fehlendem Umsatz des Mieters
Sehe ich mir diese vier Punkte an, bin ich relativ pessimistisch…
Es ist bemerkenswert, wie schwierig es geworden ist, die Ursachen für den zunehmenden Leerstand in Innenstädten wie Wunstorf offen anzusprechen. Der geistig rege Bürger, der versucht, die Zusammenhänge kritisch zu hinterfragen, läuft nicht selten Gefahr, auf ideologischen Widerstand zu stoßen. Statt eine konstruktive Debatte zu fördern, führen solche Bemühungen oft zu Anfeindungen oder sogar sozialer Ausgrenzung.
So sagt man lieber: „Alles gut so, wie es ist!“, auch wenn die Schaufenster leer bleiben und vertraute Geschäfte verschwinden. Die tatsächlichen Beweggründe – seien sie wirtschaftlicher, gesellschaftlicher oder politischer Natur – behalten viele dann lieber für sich.
Und vielleicht zählen sie still, wie viele Ladentüren verschlossen bleiben, ohne sich weiter in die Diskussion einzubringen.
Schade, dass eine offene Auseinandersetzung über die Zukunft des Einzelhandels und die Attraktivität unserer Innenstädte zunehmend erschwert wird.