Wunstorfer Auepost
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Werbegemeinschaft plakatiert „positive Stadtentwicklung“

27.06.2024 • Schneider / Süß • Aufrufe: 3473

Die Werbegemeinschaft Wunstorf setzt sich weiter für den Ausbau des Nordwalls zum zentralen Ankunftsort für die Innenstadt ein. Wie das aussehen könnte, lässt sich nun direkt in der Fußgängerzone betrachten: Schaufenster der früheren Gerry-Weber-Filiale zeigen prominent eine Skizzierung der Ideen.

27.06.2024
Schneider / Süß
Aufrufe: 3473
Ein Innenstadtkonzept in Form einer Schaufensterbeklebung | Foto: Malte Süß

Wunstorf (as/ds). Es ist eine neue Variante, einen leeren Laden zu nutzen und eine alte Debatte neu zu entfachen: Mit großflächiger Gestaltung der Schaufenster im ehemaligen Gerry-Weber-Geschäft in der Langen Straße positioniert sich die Werbegemeinschaft Wunstorf (WGW) zu den wesentlichen Themen der aktuellen Stadtentwicklung: Parkplätze, Grünflächen, Carsharing, Radwege. Fazit der ungewöhnlichen Öffentlichkeitsarbeit: „Der Nordwall ist eine Lösung für alles.“

Unter Bernd Heidorn, dem neuen Vorsitzenden der WGW, ist ein interner Arbeitskreis installiert worden, der sich vorrangig mit Verkehrsfragen befasst. Am Dienstagabend hat der Vorstand das Konzept dieser Gruppe für eine neue Initiative abgesegnet, schon am Mittwochmorgen wurde es in die Tat umgesetzt: Ein Schaufenster und der Eingangsbereich des derzeit ungenutzten Geschäfts zeigen jetzt Schlagworte und Aussagen zu den großen aktuellen Aspekten der städtischen Politik.

Nicht Parkdeck, sondern Mobilitätshub

Die WGW propagiert unter der Schlagzeile „Positive Stadtentwicklung“ ihren Vorschlag, am Nordwall ein Parkdeck zu bauen, um mehr Einstellplätze zu schaffen. In Sprechblasen werden Kernaussagen aus Bürgerumfragen und dem Gutachten der Firma bulwiengesa aus Hamburg zur Situation und Zukunft der Innenstadt als Einkaufs- und Erlebniszone in Argumente für die Idee umgemünzt. Aber die Aktion beschränkt sich nicht auf das Thema Parkplätze. Eine Scheibe zeigt die Botschaft: „Wir sind für einen sicheren Ankunftsort für jeden.“

Eine andere zählt die Möglichkeiten auf, die ein „Mobilitätshub“ am Nordwall bieten würde: Viele Varianten seien möglich, der positive Effekt für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft reiche weit über die Verbesserung der Mobilität in der Stadt hinaus und lasse den urbanen Raum lebendiger, nachhaltiger und effizienter werden. Eine bereits versiegelte Fläche könne genutzt werden, es könnten sichere Abstellplätze für Räder und Reparatureinrichtungen geschaffen werden, ebenso öffentliche Toiletten, stadtnahe Schließfächer und ein Angebot für Carsharing.

Auto bleibt wichtig

Die Führung der WGW will mit dem erneuten Weg in die Öffentlichkeit die Diskussion erneut in Gang bringen. Ein erster Versuch war die öffentliche Veranstaltung in der Stadtkirche im Januar, bei der das Gutachten erläutert wurde. „Wir wollen miteinander reden und handeln“, sagt ein Vorstandsmitglied, „nicht gegeneinander“. Die Gemeinschaft der Geschäftsleute fühle sich in zentralen Fragen falsch verstanden und falsch wiedergegeben. Es gehe ihr nicht vorrangig um Parkplätze, sondern um die Sicherung der Einkaufsstadt Wunstorf und die Weiterentwicklung. Dafür sei das Auto auf absehbare Zeit unverzichtbar, heißt es.

„Wir wollen auch nicht im Autoverkehr ersticken“, sagt der Geschäftsmann weiter. Das Gegenteil sei das Ziel: Parkplätze sollen auf wenige Stellen konzentriert werden. Parkplätze seien nach Lage der Dinge ausschlaggebend dafür, dass das Herz der Stadt ein Käufermagnet bleibe und ein attraktiver Anlaufpunkt zum Flanieren und Verweilen.

Alle sollen ins Wunstorfer Zentrum finden

Die Stadtverwaltung selbst ist in die Aktion nicht eingebunden, Rathausmitarbeiter wurden nach Informationen der Auepost am Mittwoch von der Aktion genauso überrascht wie alle anderen Besucher der Fußgängerzone. Aus Marketingsicht ist es ein Coup: Wer jetzt zum Wochenmarkt kommt, durchs Zentrum schlendert oder es sich in den Strand-Liegestühlen am Marktplatz bequem macht, hat nebenbei direkt auch die Ideen der Werbegemeinschaft im Blickfeld.

Die Effekte eines zentralen Hubs werden skizziert | Foto: Malte Süß

Die Frage, ob und wie die Wunstorfer Innenstadt in Zukunft überlebensfähig ist, kehrt damit prominent ins Zentrum zurück. Alarmsignale, die es zu diskutieren gäbe, bestehen zahlreich: Die Kaufkraft der Innenstadt-Besucher sinkt, das Durchschnittsalter der Kundschaft steigt – und öfter als früher wird die Innenstadt auch für andere Zwecke als fürs Einkaufen angesteuert. Aktuell stehen in Nord-, Süd- und Langer Straße so viele Geschäfte leer wie schon lange nicht mehr. Zwischennutzungen – auch solche wie die jetzige Aktion der WGW – überdecken teilweise den Leerstand.

Die Ideen für einen zentralen Ankunftsort zugunsten aller Mobilitätsformen sind dabei Ausdruck des Wunsches der Geschäftsleute, die Attraktivität der Wunstorfer Innenstadt vor allem auch für Kunden von außerhalb nicht außer Acht zu lassen – denn die dürften mangels Alternativen auch künftig mit dem Auto kommen und bilden gut ein Viertel der gesamten Innenstadtkundschaft.

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Kommentare


  • Sara sagt:

    Etwas einseitig gedacht…

    Die Umfrage der WGW der befragten Personen in der Innenstadt blendet leider alle jenen aus, für welche die Innenstadt aus diversen anderen Gründen nicht (mehr) attraktiv ist: Familien mit Kindern (kein Platz für Kinderwagen in den Läden), das mangelnde Angebot individueller Einzelläden (dafür Handyshop/Nagelstudio), wenig Platz im den großen Ketten, wenn überhaupt vorhanden (Ernstings Family oder C&A bestelle ich online und lasse nur noch in die Filiale liefern, denn das Angebot vor Ort ist zu klein), wenn es tolle Läden/Dienstleister gibt, haben die katastrophale Öffnungszeiten für Berufstätige (gilt auch für den Wochenmarkt) oder unterirdische Kundenfreundlichkeit (10 Minuten vor Ladenschluss bereits ein freundliches Herausbitten), Gastronomie oder andere Angebote (Events), die in die Stadt locken, auch Fehlanzeige… „Freundliche Toilette“ gibt es auf einer Karte, aber in der Realität? Der Bahnhof ist nun mal unglücklich von der Fußgängerzone entfernt…

    Dann fährt man halt lieber 13 Minuten länger mit dem Zug und hat es gleich „besser“ in Hannover. Oder mit dem Auto in eine der anderen anliegenden Städte…

    Meiner Meinung nach muss man sich von diesen alternativen Städten mit einem eigenem, tollen Angebot abgrenzen. D.h. nicht versuchen Hannover in klein nachzuahmen (City Beach!), sondern lieber z.B. durch viele kleine individuelle Läden und Aktionen die Einheimischen und Steinhude- & (Fahrradtour)touristen locken…

    Denn mich als Einheimischer lockem einzig der DM, Arzttermine und die Eisdiele in die Innenstadt, – leider nichts weiter. Selbst die kleinen „tollen“ Läden nicht, wenn ich mich vorher immer informieren muss, ob heute ihr „Ruhetag“ ist.

    Das alles ändern auch keine Parkplätze. Irgendwie blended die WGW aber diese potentielle Zielgruppe aus und fokussiert sich auf jene, die man in der Innenstadt antrifft: Autoabhängige, ältere Personen von außerhalb. Tatsächlich bin ich auf der Seite auch dieser Personen. Und auch ich bin für ein Parkdeck!

    Aber ich finde, das sollte nur ein Punkt unter mehreren Ideen sein, und nicht der Einzige (auch wenn die WGW nun versucht dies als Lösung für andere Punkte zu verkaufen – so wie damit doch auch der Wunsch nach Toiletten & Parkplätzen inbegriffen wäre…).

    Und wer soll ein Parkdeck bezahlen (inkl. Reinigung & Wartung der Toilette)? Fragt man mich, ob ich möchte, dass die Stadt das Geld statt für ein Parkdeck doch lieber an anderer Stelle ausgeben sollte, um die Innenstadt zu retten: Eindeutiges ja !

  • nanouk sagt:

    Mir fällt zu Wunstorf eh nichts mehr ein, ausser wie war es doch mal Früher schön in der Stadt.

    • Basti g. sagt:

      Da haben sie voll Recht! Da gab es abends noch Leben in der Stadt Trichter, Speicher,Nordlicht, Kuhstall, bölke,gildeeck usw. Zum Glück blieb noch das auestübchen !!! Aber das heruntergebrachte wunstorf wird noch mehr heruntergetrieben mit Auto freien Zonen usw.

  • Ralph sagt:

    Die Verkehrs und Parkplatzsituation immer und immer wieder zu bemängeln, lenkt auch von eigenen selbst lösbaren Problemen ab:

    Mir fallen spontan 3 Läsen ein, die es sich leisten, 1 Stunde und länger mittags zu schließen. Dabei ist die Innenstadt gerade mittags recht voll. Welch ein Luxus.
    Kartenzahlung tw gar nicht oder erst ab 15 € Umsatz möglich.
    Ein Laden bot mir mal an, einen Artikel in einer anderen Größe (keine Bekleidung) besorgen, der dann nach ca. 7-10 Tage wäre. Auf mehrfache Nachfrage wurde mir dann nach ca. 6 Wochen gesagt, dass die Bestellung noch gar nicht rausgegangen war.

    • Elke sagt:

      Dem kann ich nur beipflichten.
      Auch ich habe solche Erfahrungen mit der Servicewüste der Geschäfte in der Innenstadt gemacht.
      Da sitzen manche auf einem echt hohen Ross. Wenn sich der Service und die Kundenfreundlichkeit nicht bessern, bringen auch zich zusätzliche Parkplätze nichts.

      P.S., Ralph, aber das mit der Rechtschreibung lernen wir noch :-) :-) :-)

    • Brigitte sagt:

      Es gibt leider immer weniger Personal in den Geschäften und lt. Arbeitsschutzverordnung müssen die Mitarbeiter auch eine Pause machen. Wenn also nur ein Mitarbeiter da ist, muss der Laden logischerweise für die Mittagspause geschlossen werden. Bewerben Sie sich doch mal. Die vielen Arbeitslosen, die anscheinend mittags in der Stadt unterwegs sind, wollen ja nicht arbeiten.

  • G. Taro sagt:

    Ein gelungenes Beispiel für Schönsprech: „Mobilitätshub“ statt „Parkdeck“, klingt doch gleich viel freundlicher als eine zubetonierte Parkfläche auf zwei Ebenen. Und da das anscheinend nicht ausreicht, wird das Ganze noch mit positiv besetzten Begriffen konnotiert: sichere Abstellplätze für Fahrräder nebst Reparaturservice, öffentliche Toiletten, Carsharing etc, etc. …

    Ziel dieser werbewirksamen Charmoffensive scheint zu sein, dem Publikum einzubläuen, dass nur mit dem von der WGW präferierten Parkdeck „eine Lösung für alles“ gefunden werden kann. Ganz so naiv dürfte der Bürger wohl nicht sein. Menschen aus dem nähren und weiteren Umland werden wohl kaum W’torf besuchen, um hier in einen der vielen 08/15-Shops bspw. eine neuen Handyvertrag zu schließen. Ein diverses Angebot mit guten Produkten, möglichst mit einem Alleinstellungsmerkmal sichert mittel und langfristig Kundschaft und schafft die Grundlage für erfolgreiche Kundenakquise. Das macht W’torf attraktiv, nicht ein Parkdeck („Mobilitätshub“). Das Deck zerstört von Norden her die Ansicht auf unsere schöne Altstadt. Ausreichend Parkraum ist vorhanden; was fehlt, ist eine intelligente Steuerung der Verkehrsströme (anderen Städten gelingt das).

    Aber der Vorstand der WGW sieht das natürlich anders, hier wird auch weiterhin die These vertreten, dass ein Parkdeck die Lösung für alles sei. Da sich der Vorstand in zentralen Fragen falsch verstanden und falsch wiedergegeben fühlt, setzt man jetzt öffentlichkeitswirksam auf zwei Ruheständler (Heidorn und Eberhardt), die als Lobbyisten die Sache voranbringen sollen. Ich wünsche den beiden, dass sie wissen, für wen bzw. was sie ihre Reputation auf’s Spiel setzten.

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