Was für ein Abschied, was für eine Ankunft: Am Dienstag, den 27. Mai 2025, wurde der Fliegerhorst Wunstorf zum Schauplatz einer militärischen Zeremonie, die man sonst in kleinerem Rahmen kennt: Ein feierlicher Appell zu einer Kommandoübergabe.
Kommandoübergaben gibt es immer wieder am Standort des Lufttransportgeschwaders (LTG) 62, dem Transportgeschwader der Luftwaffe. Auch große Appelle, wenn lange Einsätze ihren Abschluss finden, sind Grund für militärisches Zeremoniell auf dem Fliegerhorst Wunstorf. Nicht zuletzt sorgen Großübungen – auch internationale – für Ausnahmesituationen auf der Basis, Empfänge, Bundeswehrtage und „Biwaks“ führen viele Besucher und Fluggerät auf das Areal.
Doch ein Luftwaffenchef wurde in Wunstorf noch nicht förmlich verabschiedet. Seit der Militärparade für Konrad Adenauer 1963 hat es keine annähernd vergleichbare bedeutende Zeremonie mehr gegeben. Eine Parade fand gleichwohl nicht statt, ein Appell ist eine ganz andere Größenordnung, aber Kampfjets waren in Formation aufgestellt, Zuschauertribünen aufgebaut – und als ein Höhepunkt flog eine Formation der Luftwaffe – bestehend aus einem A400M und flankierenden Jets und Kampfhubschraubern, über den Platz.
Eine Parallele zu damals bei Adenauer: Es war sehr windig auf dem Fliegerhorst. Aber nur eine einzige Kopfbedeckung eines angetretenen Soldaten machte sich selbstständig, die übrige Zeremonie verlief wie im Lehrbuch.
Das Zeremoniell galt zwei Offizieren: Generalleutnant Holger Neumann übernahm das Kommando über die Luftwaffe von Generalleutnant Ingo Gerhartz. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und General Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, würdigten in ihren Reden die Leistungen des vorherigen Luftwaffenchefs. Generalleutnant Ingo Gerhartz wird zukünftig seinen Dienst bei der NATO als Befehlshaber des Allied Joint Force Command im niederländischen Brunssum leisten.
Auch aus dem Ausland wohnten Offiziere dem Appell bei: Das niederländische Militär hatte sogar zwei Maschinen gestellt, die sich an der Überflugformation beteiligten, die anlässlich der Verabschiedung über den Fliegerhorst flog, und aus den Reihen des neuen NATO-Partners Schweden verfolgte der Chef der schwedischen Luftwaffe, Generalmajor Jonas Wikman, persönlich den Appell in Wunstorf.
Für Gerhartz (Fliegerrufname: „Vega“) war es in Wunstorf ein emotionaler Abschied. Vor allem, als er auf seine Eltern – 94 und 85 Jahren alt – zu sprechen kam, die ebenfalls mit auf der Zuschauertribüne Platz genommen hatten, konnte er sichtlich nur mit Mühe eine Träne unterdrücken. Gerhartz erzählte, wie er bereits aus seinem Kinderzimmer in Büchel die Starfighter-Kampflugzeuge beobachtet und damals den großen Traum vom Fliegen geträumt habe, der wahr geworden sei.
Dem nun amtierenden Inspekteur der Luftwaffe wurden „many happy landings“ gewünscht. Als 17. Inspekteur der Luftwaffe übernimmt Generalleutnant Holger Neumann („Hawk“) die Luftwaffe in einer herausfordernden Zeit. Für ihn steht „der klassische Kernauftrag von Luftstreitkräften, das Erringen und Erhalten der Luftüberlegenheit und das Erhalten der Nutzbarkeit des Weltraums, im Mittelpunkt.“
Neumann erzählte in seinen Antrittsworten, wie er die Nachricht erhalten hatte, das Kommando über die Luftwaffe übertragen zu bekommen. Es war gewissermaßen im Flug geschehen, als er gerade mit seinem Eurofighter in der Luft war. Die Radarleitstelle habe ihn zurück zur Basis beordert, wo ihm noch am Flugzeug von General Breuer telefonisch mitgeteilt worden war, dass er der 17. Generalinspekteur der Luftwaffe werden würde. Eine Aufgabe, die man sich als Kampfpilot nur erträumen könne, so Neumann.
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