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Liebesgeflüster #4

10.02.2020 • Mirko Baschetti • Aufrufe: 368

Gerade sitze ich während meiner Mittagspause am Ihmeufer und schaue aufs Wasser. Schaue einfach nur, und finde Beruhigendes darin. Alles fließt. Überall. Immer. Unaufhaltsam. In meinem Kopf rasseln derweil viele Gedanken ineinander. Unsere Tage sind hektisch, und die Zeit, dieses hungrige, unersättliche Biest, trampelte mich manches Mal nieder

10.02.2020
Mirko Baschetti
Aufrufe: 368

LiebesgeflüsterMein Herzallerliebster,

beim Lesen deines letzten Briefes überkam mich Welle um Welle. Rührung, Verzweiflung, Hoffnung und tiefste Verbundenheit. Deine Worte voller Macht und Kraft rannten schier in mich hinein und fanden dort ganz selbstverständlich ihren Platz, ihre Bedeutung und ihr Verständnis.

Seit unserem zweiten Zusammentreffen haben sich unser beider Herzen nun lautstark offenbart und füreinander erklärt. Alles zwischen uns ist atemberaubend, immer noch und täglich neu, reifer, umspannender, vertraut und zutraulich trotz aller Wunden, und darin manches Mal schonungslos aufrichtig. Beinahe zwei Jahrzehnte haben sich für uns getrennt voneinander gefüllt. Mit Irrwegen, Sehnsucht und Intimität. Nur unter Schmerzen gestattet mir mein Herz heute eben diesen Blick zurück. Und mich zerreißt es beizeiten wie dich. In Wenigem liegt mehr Erschütterung als in der Erkenntnis, dass deine Hände andere Frauen berührten und dein Körper sich dort sättigte. Heftig und irrwitzig zerstückeln mich Bilder, die meine Phantasie gehässig zu malen beginnt. Deine Güte und Zuversicht umarmen mich dann und holen mich zurück in unsere Gegenwart. Werden die nächsten 50 Jahre ausreichen für all das, was ich gemeinsam mit dir noch zu erleben erhoffe?

Gerade sitze ich während meiner Mittagspause am Ihmeufer und schaue aufs Wasser. Schaue einfach nur, und finde Beruhigendes darin. Alles fließt. Überall. Immer. Unaufhaltsam. In meinem Kopf rasseln derweil viele Gedanken ineinander. Unsere Tage sind hektisch, und die Zeit, dieses hungrige, unersättliche Biest, trampelte mich manches Mal nieder. Ab und zu überkommt mich in diesem Taumel die Unruhe mit der Frage, ob wir neben aller Pflicht gut genug hinsehen. Dorthin, wo unser Schatz liegt und nicht verstauben mag. Das Bedürfnis, mit dir abzutauchen, durchzuatmen, zu erleben, zu erschaffen und innezuhalten, ist immens. Aller Anfang und Kostbarkeit wird es sein, in wenigen Stunden mit dir gemeinsam zuhause und angekommen zu sein. Von dir geküsst und gehalten zu sein. Dort auch dem Alltäglichen etwas Feierliches zu geben. Die Tore sind weit geöffnet und Zukunft liegt prachtvoll in der Luft. Ich habe mit dir meinen Himmel voller Hoffnung und mein Herz voller Hingabe zurück.

Deine Liebste

PS: Sollte es diesem Winter an Kraft fehlen, das Steinhuder Meer gefrieren zu lassen, möchte ich mit dir zurück in diesen Hot Pot. Okay?

Dieser Liebesbrief erschien zuerst in Auepost #4 (Januar 2020)

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