Blumenau (ds). Maislabyrinthe sind noch gar nicht so alt, wie man denken könnte. Obwohl man Hecken-Irrgärten schon seit Jahrhunderten kennt, sind Labyrinthe in Maisfeldern eine relativ junge Angelegenheit: vor knapp 25 Jahren entstanden die ersten Irrgärten in Maiskulturen. Seitdem wurde die Idee auch in unserer Region immer populärer, Maislabyrinthe gab und gibt es immer wieder. Gerade die größeren kosten meist ein paar Euro Eintritt. Dieses Jahr wartete eines – kostenlos – bei „Kochs Hofladen“ auf Besucher – und die kamen reichlich und hatten ihren Spaß.
Maisfelder eignen sich für das Anlegen eines Labyrinths hervorragend, denn die hohen Maisstauden erlauben auch Erwachsenen keinen heimlichem Blick über die Pflanzen hinweg. Hochgewachsen und engstehend bilden sie die perfekte Basis für ein Wegenetz, hindurch durch ein blickdichtes Feld. Die Wege können bereits bei der Aussaat angelegt oder nachträglich hineingeschnitten werden. Die Spielarten sind dabei so vielfältig, wie es Maissorten gibt. Die Labyrinthe können anspruchsvoll oder weniger anspruchsvoll sein. In manchen kann man Stunden verbringen, andere lassen sich in kurzer Zeit bezwingen.
Der Begriff „Maislabyrinth“ hat sich eingebürgert, doch eigentlich handelt es sich dabei in der Regel um Irrgärten: Viele Gabelungen und Sackgassen sorgen dafür, dass man möglichst nicht auf direktem Wege zum Ziel kommt und immer wieder neu entscheiden muss, welchen Weg man einschlägt.
Direkt neben „Kochs Hofladen“ lag dieses Jahr das Wunstorfer Maislabyrinth. Durch den Laden ging es zum Außenbereich des Cafés mit Spielplatz – und von dort waren es nur ein paar Schritte zum angrenzenden Maisfeld. Es ist somit keine alleingestellte Attraktion, sondern ergänzt vor allem das Café-Umfeld. So ist der Eintritt frei, auch wenn man den Eingang nur erreicht, indem man durch das Café geht.
Das Labyrinth in Liethe zählt zu den kleineren Vertretern seiner Art – was man ihm von außen jedoch zunächst nicht ansieht. Es wirkt so geheimnisvoll und unberechenbar wie jedes andere auch. Dazu trägt vor allem die Warnung auf dem Eingangsschild bei, dass man sich bei wenig Betrieb zuvor bemerkbar machen sollte – so als ob man im Labyrinth tatsächlich verlorengehen könnte.
Die Befürchtung muss man kaum haben. Doch bereits nach einigen Abbiegungen hat man die Orientierung dahingehend verloren, dass man den Weg nicht mehr sicher zurückfinden würde – doch der weitere Weg führt fast wie in einem klassischen Labyrinth zielsicher zum Ausgang. Es gibt nur wenige Sackgassen – und man muss auch keine endlosen Wege zurücklegen, um nach minutenlanger Wanderung festzustellen, dass der Weg plötzlich endet. Der Weg zurück aus einer Sackgasse ist stets kurz. Der Ausgang wurde allerdings so clever gelegt, dass man ihn bei Betreten des Labyrinths nicht erahnen kann – man beim Verlassen des Feldes aber wieder in Richtung Hofladen herauskommt.
„Wir sind schon seit letzter Woche hier drin.“
Im Labyrinth trifft man auf Gleichgesinnte, die sich mit ihrem Nachwuchs den richtigen Weg durch die Pflanzen suchen. In dieser Situation sind alle gleich: Man ist eine Schicksalsgemeinschaft auf Expedition durch unbekannte Gefilde. Keiner weiß, wo der Ausgang ist. Die Kinder haben einen Heidenspaß, laufen vor und zurück und suchen mit Eifer den richtigen Weg. Die Erwachsenen überlegen unterdessen, ob man nicht doch einen Kompass und mehr Wasservorräte hätte mitnehmen sollen. Kleine flapsige Kommentare gegenüber Neuankömmlingen („Wir sind schon seit letzter Woche hier drin“) lenken von der eigenen Unsicherheit ab, wie lange man wohl heute noch unterwegs sein wird.
Doch man darf sich ruhig Zeit lassen, auch wenn man keine Rucksäcke mit Vorräten dabeihat. Die Durchquerung gelingt in wenigen Minuten, man muss sich zu keinem Zeitpunkt wirklich verloren fühlen. Auf Orientierungshilfen wie den Sonnenstand, die nebenan liegende Scheune oder die Geräuschkulisse vom Spielplatz könnte man, braucht man aber nicht zurückgreifen. So macht das Labyrinth unheimlich Spaß, gerade für die jüngeren Besucher, für die die Wände aus Maispflanzen noch viel höher und undurchdringlicher erscheinen müssen.
Die Idee, dieses Jahr ein Labyrinth im Maisfeld einzurichten, drängte sich bei Familie Koch geradezu von selbst auf, da der Mais diesmal direkt neben den Hofladen gepflanzt worden war. Die Irrwege wurden hineingeschnitten – und sind dabei relativ „organisch“ angelegt: sie wurden den örtlichen Gegebenheiten angepasst oder auch entsprechend dem Wuchs der Pflanzen gewählt. Über den Sommer waren dann noch einige weitere Wege hinzugekommen.
Ob es auch im nächsten Jahr wieder ein Maislabyrinth bei Kochs geben wird, steht noch nicht fest. Die Entscheidung fällt im kommenden Winter, wenn die Aussaat-Planungen für das nächste Jahr gemacht werden. Die Chancen stehen allerdings nicht schlecht. Das aktuelle Labyrinth kann, auch wenn es durch Sturm und mutwillige Beschädigungen von Besuchern schon arg gelitten hat, noch bis Ende Oktober/Anfang November besucht werden.
Zu erwähnen ist noch, dass Kochs als Eintritt in das Labyrinth um eine kleine Spende für „Kleine Herzen“ bittet. So viel ich weiß eine Stiftung ( aus Hannover) für Herzkranke Kinder!