Wunstorf (as). Die Helme in der Hand oder auf den Köpfen haben sich Olaf Lies, Niedersachsens Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, und SPD-Bürgermeisterkandidat Carsten Piellusch am vergangenen Montagvormittag von Bauvereinsgeschäftsführerin Kathrin Tietz das Projekt der Genossenschaft an der Sudermannstraße zeigen lassen. Dort hat das gemeinnützige Unternehmen die Wohnhäuser aus der Nachkriegszeit abreißen lassen und lässt zur Zeit einen großen Komplex mit Geschosswohnungen und so genannten Mikro-Doppelhäusern bauen.
Die Planungen für das inzwischen Quartier Nord getaufte Areal waren mehrfach verändert worden, weil es Proteste von Anliegern gegeben hatte. Die Baukörper sind wesentlich größer als die Reihenhäuser zuvor, und Anwohner hatten kritisiert, ihre Grundstücke erhielten zu wenig Sonne. Der Bauverein auf der anderen Seite war bemüht, mehr moderne Wohnungen anzubieten und die Fläche an der Ecke Neustädter und Sudermannstraße besser auszunutzen. Solche Vorhaben seien notwendig und zeitgemäß, waren sich Lies und Piellusch einig. Innerstädtischen Wohnraum zu schaffen sei ein Gebot der Stunde. Das Land, so der Minister, habe die Förderung von Genossenschaften erheblich verbessert. Lies: „Einrichtungen wie der Bauverein sind ein Erfolgsmodell.“
Piellusch erklärte, er sei froh, einen Partner wie den Bauverein zu haben, und wiederholte seine Ankündigung, die Bebauung von Baulücken und Innenflächen als Bürgermeister zu forcieren. Piellusch wurde begleitet von Kirsten Riedel, der SPD-Fraktionschefin im Rat, und Ortsbürgermeister Thomas Silbermann. Vermittelt hatte den Besuch des Ministers die Landtagsabgeordnete Wiebke Osigus.
Die Häuser sind eine Etage zu hoch und wirken deshalb als Fremdkörper.
Pardon, aber der Abriss schöner, und ins Ortsbild passender Objekte scheint in Wunstorf und Umkreis ansscheinend sehr in Mode zu sein. Aber es taucht hier die Frage auf, was dort entsteht, nachdem meistens auch der beiliegende Garten hemmungslos zerstört wurde. Neubauten, oftmals für Normal- oder Geringverdiener unbezahlbar. Es hat den Anschein, als das Wunstorf und Umland für Großverdiener schmackhaft sein soll, die natürlich alle Register ziehen – die sie ja auch haben- um dann den Wohnraum zu occupieren. Wer denkt eigentlich von all diesen wortgewaltigen Politikern an die Menschen, die dringend eine Wohnung benötigen, aber keine bekommen, die bezahlbar ist? Um ganz erhlich zu sein, alte Häuser haben Flair. Die nachfolgenden Betonklötze, die wirklich nicht unbedingt das Stadtbild verschönern, haben eines alle gemeinsam: Eine schlichte Fassade, wenig Grün und einen Parkplatz mit großen Automobilen, dass ich mich frage, wie die Bewohner dieses alles finanzieren. Und noch etwas, wie fühlen sich eigentlich die Menschen, die nebenan in ihren älteren Häusern wohnen, wenn sie solche Abrisse sehen müssen? Es wird kontinuierlich gefaselt vom Einrichten des Wohnraumes, der dringend benötigt wird. Aber werden wirklich alle berücksichtigt, die diesen benötigen? Oder kristallisiert sich hier eine Schicht heraus, die ins Tourismusbild und deren Aufrechterhaltung besser Anklang findet als eine Wohnsiedlung für Minderbemittelte?
Chapeau!, gut auf den Punkt gebracht.
Werbung muss als solche leicht erkennbar und vom redaktionellen Inhalt getrennt sein (Trennungsgebot gemäß UWG). Das vermisse ich in Ihrem Artikel.
Meine Erwartung an einen parteipolitisch unabhängigen, professionellen Journalismus wurde hier nicht erfüllt.
Michael Lange