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Ratssaal: Freie Wähler kritisch – Verwaltung wartet auf Sparkasse

02.11.2025 • Achim Süß • 3 Min.Kommentare: 12

Die Freien Wähler wollen die Entwicklungen rund um die Sparkasse „leider kritisch begleiten“ und halten einen Saal für den Rat der Stadt für wichtig. Während also aus der Kommunalpolitik eine weitere Stellungnahme vorliegt, hat die Stadtverwaltung zu Bauantrag und ersten Festlegungen des hannoverschen Bankhauses eine eigene Sichtweise.

02.11.2025
Achim Süß
3 Min.
Sparkasse am Marktplatz (Archiv)

Wunstorf (as). Die Sparkasse Hannover will am Marktplatz einen Neubau errichten. Aber der Bauantrag liegt bei der Stadt noch nicht vor. Dennoch sind in Hannover Entscheidungen gefallen. Die Auepost berichtete ausführlich darüber.

Zum Hintergrund: 180 Jahre nach ihrer Gründung ist die Stadtsparkasse Wunstorf Geschichte. Seit Jahresbeginn existiert die Bank der Stadt nicht mehr. Auch das stadtbildprägende Gebäude nahe Stadtkirche und Rathaus soll weichen. Die Sparkasse Hannover, die die Stadtsparkasse Anfang des Jahres geschluckt hat, plant einen repräsentativen Neubau an derselben Stelle.

Piellusch hat gedrängt

Bürgermeister Carsten Piellusch hat während der Verhandlungen über die Übernahme immer wieder darauf gedrängt, den Bauantrag im ersten Quartal 2025 vorgelegt zu bekommen. Das hat nicht geklappt. So wurde das dritte Quartal als neues Ziel genannt. Dazu Daniel Pfingsten, der Sprecher der Stadtverwaltung, jetzt in einer Antwort an die Auepost: „Ein Bauantrag war für den Herbst diesen Jahres angekündigt, wurde bisher jedoch noch nicht eingereicht.“

Zum Thema Fußgängerzone und Koordination zwischen Sparkasse und Rathaus erklärt er: „Ein Neubau an dieser präsenten Stelle hat natürlich Verbindungen zur geplanten Innenstadtsanierung. Auch im Hinblick auf die Baustelleneinrichtung und Zufahrt muss das Neubauprojekt berücksichtigt werden.“ Die Stadtplaner aus dem Wunstorfer Baureferat, so Pfingsten, stünden „hierzu im Austausch mit der Sparkasse“.

Fernwärme: Ja oder Nein?

Für die Innenstadt haben Rathaus, Politik und Klimaexperten ein Fernwärmenetz ins Gespräch gebracht. Das würde einerseits langfristige Planungs-, Genehmigungs- und Bauphasen zur Folge haben. Nicht zuletzt müsste geklärt werden, woher die Fernwärme kommt, die in die Innenstadt geleitet werden könnte. So haben Vertreter der Sparkasse schon im Hochsommer bei der Präsentation der Neubau-Entwürfe mitgeteilt, die Energieversorgung mit eigenen Wärmepumpen sicherstellen zu wollen.

Dazu Stadtsprecher Pfingsten jetzt: „Eine Entscheidung über die zukünftige Wärmeversorgung ist nach unserem Kenntnisstand ebenfalls noch nicht final beschlossen. Auch hierzu laufen Gespräche.“ Sparkassen-Sprecherin Sandhya Gupta erklärte dazu vor wenigen Tagen, das Institut installiere Wärmepumpen. Trotz aller Bemühungen der Stadt und der Stadtwerke scheine ein Fernwärmeanschluss aktuell nicht möglich.

Offen war bis vor wenigen Tagen auch die Frage, ob mit dem Neubau der dringende Wunsch der Stadt nach einem Multifunktionssaal erfüllt wird. Ein solcher Bereich sollte groß genug sein, um dort auch den Rat der Stadt tagen zu lassen. Das ist ein ausdrücklicher Wunsch vieler Kommunalpolitiker und ein wesentlicher Punkt bei den Verhandlungen zur Übernahme der Stadtsparkasse im vergangenen Jahr.

Aus dem Rathaus heißt es dazu: „Da noch kein Bauantrag vorliegend ist, können wir als Stadtverwaltung hierzu aktuell keine Aussage treffen.“ Gupta teilte allerdings mit, der Raum fasse je nach Möblierung 18 Personen an einem Konferenztisch oder 70 bei „Kinobestuhlung“. Das ist in jedem Fall zu wenig für Ratssitzungen.

Freie Wähler kritisch

Die Freien Wähler Wunstorf (FWW) nehmen die Entscheidung der Sparkasse Hannover zur Kenntnis, heißt es in einer Stellungnahme, die die Auepost am Sonntag erreicht hat. FWW-Ratsfrau Kerstin Obladen schreibt: „Bereits im Juli 2025 hieß es, dass neben Beratungsräumen für Privat- und Geschäftskunden auch ein Konferenzbereich im Erdgeschoss geplant sei, den die Stadt für Gremiensitzungen nutzen könne.“ Das werfe mehrere Fragen auf: „Ein Multifunktionsraum mag flexibel nutzbar sein, für eine repräsentative Ratsarbeit und größere Sitzungen ist jedoch ein fest eingerichteter Ratssaal von zentraler Bedeutung.“

Es bleibe unklar, wie die ursprünglich vorgesehenen Nutzungsmöglichkeiten für Gremiensitzungen nun umgesetzt werden und ob diese den Anforderungen an öffentliche, transparente Sitzungen gerecht werden. Die Freien Wähler werden nach eigenen Worten „die Entwicklungen deshalb leider kritisch begleiten“.

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Kommentare


  • Anonym sagt:

    Ob die Freien Wähler die Entwicklung nun kritisch oder wohlwollend begleiten, dürfte im Ergebnis nicht messbar sein.
    Es gibt hier schlichtweg keine Möglichkeit der Einflussnahme, da es nun einmal nicht mehr die Sparkasse der Stadt Wunstorf ist.

  • Berndt sagt:

    Mit Verlaub, der Begriff „geschluckt“ mag negativ behaftet umgangssprachlich in die heutige Medienwelt passen, nur wird er der prekären Situation der Funktionsfähigkeit, in der sich die Stadtsparkasse Wunstorf wohl offensichtlich befand, in keinster Weise gerecht. Ebenso halte ich das seit August 2025 kursierende Thema Fernwärmenetz – das noch im „Wolkenkuckucksheim“ realisiert wird – lediglich als zukunftsorientierte Planung der Sparkasse Hannover für relevant. Es würde mich nicht verwundern, wenn die Planung der Sparkasse in Richtung weitgehender Energieautarkie geht. In Punkto Sitzungssaal/Neubau der Sparkasse, wünsche ich mir von den Kritikern etwas mehr Realitätsnähe, anstatt bereits im Vorfeld – ohne einen vorliegenden Bauantrag – negative Stimmungen zu schüren.

  • Jerry M. sagt:

    Wenn die Stadt Wunstorf einen eigenen Ratssaal benötigt, muss sie sich einen selber schaffen und nicht einem Wirtschaftsunternehmen als Auflage machen, einen Saal für den Rat mit einzuplanen.

    Wo sind denn da die Vergabebestimmungen für den öffentlichen Dienst? Müssen Bauvorhaben der öffentlichen Hand nicht über ein Vergabeverfahren gehändelt werden?

    Und wo ist denn bislang der Saal der „repräsentative Ratsarbeit“ bislang möglich macht?
    Für die Arbeit des Stadtparlaments ist doch ein Rathaus da, oder nicht? Warum reicht das nicht?

    • Andreas sagt:

      Man mag einen Saal nun befürworten oder nicht, aber Sie @ Jerry M werfen einiges durcheinander:

      Eine Sparkasse ist kein Wirtschaftsunternehmen im engeren Sinne sondern eine Anstalt des öffentlichen Rechts in kommunaler Trägerschaft. Die Träger können daher im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten die strategischen Entscheidungen der Sparkasse mitbestimmen.

      Ja, natürlich gilt hier auch das Vergaberecht, aber das sollte doch gar nicht ausgehebelt werden?
      Im Vergaberecht definiert man was man haben möchte und erhält dazu Angebote. Das geht mit Saal und ohne Saal – Vergaberecht hin oder her. Das eine hat ja mit dem anderen nichts zu tun.

      Zu Ihrer Frage „Warum reicht das nicht?“
      Sie waren scheinbar noch nie bei einer öffentlichen Gremiensitzung. Das Rathaus hat natürlich seit 1907 einen Ratssaal, der allerdings für den gesamten Rat (seit 1974) zu klein ist. in ihm tagen der Ortsrat und die Fachausschüsse. Zur Abhaltung der Ratssitzung wurde sich bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie dem Sozialzentrum des KRH bedient. Durch dessen Neustrukturierung und Neubau tagt der Rat in der Otto Hahn-Schule II. Es handelt sich um rd. 5-6 Sitzungen/Jahr. Dafür soll die Stadt selbst ein Gebäude errichten und einen eigenen Ratssaal schaffen? DEN öffentlichen Aufschrei stell ich mir grad vor.

      Auch zurzeit der Stadtsparkasse war immer mal wieder in Erwägung gezogen, im Falle eines Neubaus/umfassenden Umbaus, in dem Zusammenhang einen Ratssaal zu schaffen.
      Das wär schön – es geht aber auch ohne.

    • Anonym sagt:

      „Für die Arbeit des Stadtparlaments ist doch ein Rathaus da, oder nicht? Warum reicht das nicht?“

      Das ist eine sehr gute Frage.

      Ich warte heute noch auf die Beantwortung der Frage, wer für die Verzögerung des Baus des Barnekreisels verantwortlich ist und wer darüber hinaus dafür veranwortlich ist, dass 14 Tage nach der ersten Alptraum-Baustelle direkt danach die Brückenunterführung gesperrt wird, wo man doch sinnvollerweise beide Baustellen miteinander hätte kombinieren können.

      Vielleicht scheint es mir nur subjektiv so, aber vom Gefühl her hat Wunstorf unter einem Rolf-Axel Eberhardt besser funktioniert als unter dem jetzigen Bürgermeister. Und da ist mir die jeweilige Parteizugehörigkeit vollkommen wumpe. Es geht mir darum, ob etwas – lautlos – funktioniert oder nicht.

  • Reiner Roth sagt:

    Wozu viel Geld ausgeben für Räumlichkeiten, die dann doch nur überschaubar häufig von der Politik genutzt würden? Es gibt doch Alternativen, die schon jetzt praktiziert werden. Anders sieht es mit einem anderen Vorhaben aus, dass mit dem angestrebten Neubau in den Blick geraten war: der Errichtung einer sog. „Toilette für alle“ an zentraler Stelle in Wunstorf. Gemeint ist hiermit eine Anlage, die durch ausreichende Größe, eine Pflegeliege und eine Hebevorrichtung die angemessene Versorgung der betreffenden Personen ermöglicht und ein deutlicher inklusiver Beitrag wäre. Es mag zwar verständliche Hinderungsgründe geben, diese Toilette in das Sparkassengebäude zu integrieren, aber eine Art Anbau oder eine ähnliche Lösung sollte doch möglich sein. Ob es in dieser Frage noch Bewegungsspielraum gibt? Schön wäre es!

  • Kerstin Obladen sagt:

    Es geht darum, dass es bei den Verhandlungen zur Fusion audrücklich von der Sparkasse im Vorfeld angeboten wurde! Und nun wird das Versprechen nicht eingehalten. Nicht mehr und nicht weniger!

    • Anonym sagt:

      Ja nun – Politiker sollten sich doch mit der Thematik gebrochener Versprechen sehr gut auskennen – das ist sozusagen ein Heimspiel für sie.

  • Badke, Heinz-Dieter sagt:

    Versprechen sind seit zig Jahren nlchts mehr wert. Das dürfte wohl eigentlich zwischenzeitlich jeder wissen! Schließlich leben wir im besten Lande in der Welt mit besonderen Köpfen überall.

    • Anonym sagt:

      Verdammte Axt – Heinz-Dieter – ich glaube, wir müssen uns mal am Steinhuder Meer zu einem Bier treffen ;)
      Zu einem konspirativen Treffen sozusagen…

  • Sylvia L. sagt:

    Was hier sichtbar wird, ist mehr als nur ein Bauvorhaben – es ist das Nachglühen einer alten institutionellen Verflechtung.
    Die Stadtsparkasse Wunstorf war über Jahrzehnte ein fester Bestandteil des kommunalen Gefüges, fast eine ausgelagerte
    Verwaltungseinheit mit Tresor. Jetzt ist sie von der Sparkasse Hannover „geschluckt“ worden, und plötzlich versucht die
    Stadt, über den Wunsch nach einem Ratssaal oder Multifunktionsraum eine Art symbolische Rückverbindung zu schaffen.

    Das hat etwas von einem Phantomschmerz: Die alte Sparkasse war Teil der Stadtidentität, der Neubau ist es nicht.
    Und doch soll er weiter politische Funktionen tragen, als ließe sich die frühere kommunale Nähe durch Raumplanung
    rekonstruieren. Dabei geht es längst nicht mehr um Raum, sondern um Macht und Einfluss – darum, wer in Wunstorf
    eigentlich die Bühne bekommt: die Stadtverwaltung oder das hannoversche Bankhaus.

    Vielleicht wäre Ehrlichkeit der bessere Weg: Wenn die Sparkasse Hannover dort baut, dann baut sie für sich.
    Und wenn die Stadt Wunstorf tagen will, sollte sie dafür selbst Verantwortung übernehmen – nicht in den
    Kellerräumen einer fremden Institution.

    Die Frage ist also weniger: Gibt es Platz für den Rat?
    Sondern: Gibt es in dieser Stadt überhaupt noch den Willen zur eigenen Unabhängigkeit?

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