
Wunstorf (as). Ein Saal für die 41 Mitglieder des Rates, Vertreter der Stadtverwaltung und Publikum, ein großer Raum für repräsentative Gelegenheiten – mit moderner Kommunikationstechnik mitten in der Stadt in unmittelbarer Nähe zum Rathaus: Das ist ein großer, lange gehegter Wunsch vieler Kommunalpolitiker.
Auch in den Verhandlungen, die dem Zusammenschluss der Sparkasse Hannover mit der Stadtsparkasse vorausgegangen sind, hat das Wunstorfer Anliegen eine wichtige Rolle gespielt. Allerdings hat es dazu keine Vereinbarung oder gar vertragliche Regelung gegeben. Teilnehmer der Verhandlungsrunden berichten von einem „Gentlemen’s agreement“. Im Fusionsvertrag ist nur vereinbart, dass ein Raum geschaffen wird, der von der Stadt bis zu sechsmal im Jahr kostenlos genutzt werden kann.
Diese Klausel hat jetzt Sandhya Gupta, die Pressesprecherin der Sparkasse Hannover, in ihrer Antwort an die Auepost in Erinnerung gerufen. Gupta erklärt, im Erdgeschoss werde es einen „flexibel nutzbaren Konferenzraum“ geben. Auf Nachfrage ergänzt sie wörtlich: „Wenn man den Raum mit einem großen Konferenztisch samt Stühlen ausstattet, dann haben 18 Personen Platz am Tisch. Nutzt man eine Kinobestuhlung, passen 70 Personen in den Raum.“ Mit dieser Aussage bestätigt die Sparkassen-Sprecherin Gerüchte, die sich in den vergangenen Wochen in der Stadt verdichtet hatten.
Gupta teilt auch mit, dass die hannoversche Sparkassenführung eine Entscheidung über das Wärmekonzept für das insgesamt 20 Millionen Euro teure Vorhaben getroffen hat: „Da trotz aller Bemühungen der Stadt und der Stadtwerke aktuell ein Fernwärmeanschluss nicht realisierbar scheint, wird der Bau mit einer Wärmepumpen-Technik ausgestattet werden.“
Ein Fernwärmenetz für die Innenstadt wird aktuell heftig im Zusammenhang mit der geplanten Neugestaltung der Fußgängerzone diskutiert. Es dient den Befürwortern als Argument für das Vorhaben, die Innenstadt völlig neu zu gestalten. Die städtischen Gebäude und die Sparkasse sind dabei als „Anker“ ins Gespräch gebracht worden.
Der Bauantrag für den Neubau, den Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) gern schon im Frühjahr vorgelegt bekommen hätte, verzögert sich nach Guptas Angaben weiter: „Aktuell tragen wir alle Unterlagen zusammen, die für den Bauantrag erforderlich sind. Wir rechnen damit, den Bauantrag in der ersten November-Hälfte einzureichen“, heißt es jetzt.
Piellusch macht beim Bauantrag seit langem ebenso energisch wie erfolglos Druck. Im März musste er im Gespräch mit der Auepost einräumen, die Planungen seien komplexer als erwartet: Das Energie-Konzept sei „ein ganz großes Thema“, und ähnlich sei es mit den Stellplätzen. Hinzu komme die Überlegung, ein weiteres Treppenhaus zu bauen. Der Bürgermeister bestätigte im März ausdrücklich, ein Saal für den Rat sei Bestandteil des Projekts.
Die jüngste Entwicklung hat unter den Ratsfraktionen sehr unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Für die SPD erklärt Martin Ehlerding, die konkreten Planungen der Sparkasse Hannover würden der Fraktion noch nicht vorliegen. Daher könne er „zur Ausgestaltung keine Aussage treffen“. Grundsätzlich begrüße die Fraktion den zusätzlichen, multifunktionalen Raum ausdrücklich. Ehlerding: „Das ist ein starkes und nicht selbstverständliches Signal der Sparkasse. Es ist ein echter Mehrwert für Wunstorf.“
Vom Bündnispartner der SPD im Rat, der CDU-Fraktion, kommt Kritik: Martin Pavel, Ratsherr, Mitglied des Verwaltungsausschusses, stellvertretender Bürgermeister und stellvertretender Vorsitzender des Fusionsbeirats der Sparkasse Hannover: „Sollten sich die Ergebnisse der Recherche der Auepost bewahrheiten und sich sogar als nicht mehr veränderbar herausstellen, wären viele Menschen aus Politik und Stadtgesellschaft nicht nur irritiert, sondern sehr enttäuscht.“
Seit Jahren sei immer von einem großen Raum inmitten der Stadt gesprochen worden, in dem der Rat tagen könne. Der Wunsch der Politik sei stets klar und eindeutig gewesen, beim Neubau der Sparkasse in der Innenstadt einen solchen Raum zu realisieren. Pavel: „Offiziell hat der Bürgermeister dazu in keinem Gremium etwas mitgeteilt. Daher werden wir nun nachfragen.“ Der Vorgang müsse aufgeklärt werden, und der Bürgermeister müsse „liefern“.
Klaus Maurer findet die Entscheidung der Sparkassen-Führung „nicht so schlimm“. Der einzige Vertreter der FDP im Rat der Stadt meint: „Die Sparkasse muss sicher auch sparen.“ Es sei für alle an der Zeit, bescheidener zu sein. „Müssen wir denn immer einen großen Saal haben?“, fragt er. „Den haben wir doch!“ sagt er und verweist auf die Aula der Otto-Hahn-Schule, in der der Rat zur Zeit tage.
Stellungnahmen der Grünen, der AfD und von Kerstin Obladen von den Freien Wählern liegen der Redaktion trotz Anfrage noch nicht vor.
Update: Die AfD verfolge die Diskussion über die Pläne der Sparkasse Hannover für den Neubau und um einen Sitzungssaal für den Rat der Stadt „mit Interesse“. So ist in einer kurzen Stellungnahme der AfD-Stadtratsfraktion zu lesen, die Andreas Niepel abgegeben hat. Der Ratsherr erklärt weiter, seine Fraktion wisse nicht, „was der Bürgermeister mit Vertretern der Sparkasse diesbezüglich besprochen hat. Außerdem sei nicht ersichtlich, „dass die räumlichen Gegebenheiten im geplanten Neubau der Sparkasse ausreichend sind, um Platz für eine Stadtratssitzung mit interessierten Einwohnern zu bieten“. Die jetzt von der Sparkasse angekündigte „variable Nutzungsmöglichkeit ist jedoch eine gute Ergänzung und/oder Alternative zu den Räumlichkeiten in der Abtei (Erdgeschoss oder Arnswalder Zimmer)“.
Kluge Entscheidung? Könnte sein. Woher kommt der Strom? Ist Photovoltaik beim Bau geplant?
Klug für die Sparkasse (ist nicht gleich) gut für die Wärmeplanung der Stadt Wunstorf. Siehe den Kommentar unten.
Warum sollte die Sparkasse sich auch für Wunstorf engagieren? Weder bei dem Saal noch bei der Fernwärme… Immerhin ist es ja nicht mehr die Wunstorfer Sparkasse. Toll gemacht.
Die Wärmeplanung der Stadt Wunstorf resultiert aus einer Ideologie und kostet mich nur Unsummen an Geld, beschneiden mich in meiner wirtschaftlichen Freiheit. Photovoltaik macht schon Sinn, wenn man die nachlassende Stromausbeute auf die Jahre und die späteren Entsotgungskosten nicht unbeachtet lässt. Wärmepumpen sind für ältere Gebäude in der Regel mit den meistens zusätzlichen Arbeiten nicht bezahlbar.
Fernwärme ist die totale Abhängigkeit in Sachen Heizung. Man ist dem alleinigen Preidiktat des Lieferanten ausgesetzt. Eine kluge Entscheidung der Sparkasse.