Wunstorf (as/ds). Die Zurückstellung ist ein Instrument des Baurechts, mit dem eine Kommune unerwünschte Vorhaben ein Jahr lang verhindern kann. Diese Zeit will die Stadtverwaltung nutzen, um für die gesamte ehemalige Vion-Fläche eine Veränderungssperre zu erlassen. Ein Filetieren – ein Bauprojekt auf einer wesentlichen Teilfläche – soll es nicht geben. Verwaltung und Rat wollen sich nicht mit einer Teilnutzung die Planungshoheit für den früheren Industriekomplex mit einer Fläche von 60.000 Quadratmetern aus der Hand nehmen oder einschränken lassen. Die Stadt verfolgt weiterhin mit großer Konsequenz ihr vor Jahren präsentiertes Konzept. Das basiert auf dem Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs von 2016/2017.
In Kenntnis aller Details dieses Entwurfs und der Position der Stadt hat die eigens gegründete Gesellschaft „Neue Mitte Wunstorf“ (NMW) die Industriebrache 2021 gekauft. In der Branche kursiert ein Kaufpreis von etwa 4,5 Millionen Euro. Seitdem sprechen Stadt und Investor über das Projekt. Die Kommunikation nahm schnell den Charakter von Konfrontation und Konflikt an. Sachverhalte werden unterschiedlich bewertet, gegenseitige Vorwürfe bestimmen den Ton und öffentliche Erklärungen werden über die Zeitungsredaktionen ausgetauscht. Wie bei einem Ping-Pong-Spiel folgt inzwischen auf die Darstellung der einen Seite fast postwendend eine Gegendarstellung der anderen.
Ein Zwist ist längst an die Stelle konstruktiver Verhandlungen getreten. Einige wenige Streitpunkte haben bewirkt, dass die Projektpartner wie Gegner agieren. Vorläufiger Höhepunkt: Kurz vor Weihnachten 2023 erklärt Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) in Übereinstimmung mit der Ratsmehrheit von SPD und CDU, die Stadt ziehe sich aus den Gesprächen mit dem Investor zurück – die „Neue Mitte“ wird auf Eis gelegt. In der Kommunalpolitik sind Sätze zu hören wie: „Das Ding ist gestorben.“
Das lässt NMW-Chef Björn Hiss nicht gelten. Unbeirrt hält er an seinem Ziel fest, das Millionenprojekt mit Wohnraum für 500 Menschen zu verwirklichen. Er hat zwar seine Gesellschaft ausgedünnt und quasi auch auf Eis gelegt. Dennoch bleibt er am Ball und hat immer wieder Überraschungen auf Lager. Etwa zeitgleich präsentiert er eine Bauvoranfrage und Einladungen zu zwei öffentlichen Veranstaltungen.
Bei einem Besichtigungstermin öffnet er mit seinem Hausmeister die Tore des alten Werksgeländes am Luther Weg und erläutert zwischen den Überresten einer einst florierenden Lebensmittelfabrik seine Pläne und Vorstellungen. Ein gutes Dutzend Interessierter ist gekommen. Die Grünen sind stark vertreten, unter anderen ist der „grüne Kopf“ Reinhard Hüttermann dabei. Die Freien Wähler in Gestalt von Kerstin Obladen zeigen Interesse, ebenso die AfD. Aus der Werbegemeinschaft Wunstorf sind der frühere Vorsitzende Christoph Rüther und Vorstandskollege Michael Schaer gekommen.
Hiss führt die Interessierten über das große Gelände und beantwortet jede Nachfrage aus dem Stegreif, ist vorbereitet. Er ist sich sicher, in Wunstorf am besten mit der Materie vertraut zu sein, scheint es hier zu beweisen. Hiss versucht zu verdeutlichen, dass er sich bei den Planänderungswünschen nicht von Profitinteressen leiten lässt, sondern bauliche Gründe ausschlaggebend sind. Etwa als er im Kreise der Interessierten auf der Rückseite des Flüchtlingswohnheimes steht, das nach den alten Plänen mit abgerissen worden wäre, aber nun als solches erhalten bleiben muss. Er schaut auf das bis zu viergeschossige Gebäude mit den vielen Fenstern und fragt in die Runde, ob jemand wirklich glaube, dass direkt daneben nun weiterhin Einfamilieneinheiten sinnvoll wären.
Auf die nebenan lebenden Flüchtlinge lässt Hiss nichts kommen. Auch sein Hausmeister bestätigt, es seien die besten Nachbarn. Aber die Neubauten müssten auch zum Bestehenden passen. Ein höheres Gebäude ergäbe dort Sinn.
Auch auf den ursprünglich geforderten Lärmschutzwall kommt Hiss natürlich noch einmal zu sprechen und macht die Dimensionen deutlich. Ein 16-Meter-Bauwerk direkt neben den Bahngleisen – so etwas gebe es in ganz Deutschland noch nicht. In Duisburg würde gerade ein 15-Meter-Wall gebaut, der nun wahrscheinlich sogar ins Guinness-Buch der Rekorde komme. Wie so etwas aussähe, das könne man googeln.
Nur eine Stunde später steht Hiss bereits für den nächsten Termin im Festsaal der „Calenberger Event Bar“. Er hat zu einem „Dialog-Forum“ eingeladen und zwei Experten mitgebracht. Beide äußern sich zu einem der Knackpunkte in der Auseinandersetzung zwischen Stadt und Investor: zum Lärmschutz.
Fast zwei Stunden erläutern Hiss und die beiden Ingenieure das Projekt und antworten auf Fragen. Der schicke Saal im Gebäude der früheren Kantine der Zementfabrik ist fast voll besetzt. Fast alle, die sich schon selbst ein Bild von der Vion-Ruine gemacht haben, sind gekommen. Aber auch interessierte Bürger. Die Zahl der Grünen ist noch leicht gewachsen, Fraktionschefin Anne Dalig komplettiert die Runde. Auch die AfD ist mit mehreren Repräsentanten unter den Zuhörern, darunter Ratsherr Detlev Aders. Aus der großen Koalition im Stadtrat hat ein einzelner Kommunalpolitiker den Weg zum Termin gefunden: der Steinhuder SPD-Ratsherr Wilhelm Bredthauer.
Das habe die Fraktion so entschieden, berichtet er im Gespräch mit der Auepost: Ein Beobachter sollte dabei sein. NMW-Manager Hiss hatte die Einladungen mit der Hoffnung verbunden, die Ratsmitglieder würden die Chance der direkten Information nutzen, bevor sie am frühen Abend zur Sitzung zusammenkommen und über seine Voranfrage entscheiden. Hiss hatte nicht nur öffentlich eingeladen, sondern etliche Kommunalpolitiker auch persönlich angeschrieben.
Die Reaktionen darauf reichten von Verwunderung bis Verstimmung. Einige empfanden die Ansprache als Zumutung. Bürgermeister Piellusch hatte entschieden, dass die Verwaltung der Einladung nicht folgen werde, und gegenüber Kommunalpolitikern eindringlich davon abgeraten, die Veranstaltung zu besuchen.
Mit dem Beschluss des Rates, die Bauvoranfrage zurückzustellen, ist Hiss‘ Plan, Sozialwohnungen zu bauen, nun zunächst einmal blockiert. Er hat bereits angekündigt, gegen die Entscheidung zu klagen. Der nächste Schritt im Verfahren wäre allerdings ein Widerspruch gegen die Zurückstellung. Eine juristische Auseinandersetzung scheint nicht zu vermeiden, denn beide Seiten beharren auf ihren Positionen.
Dazu zwei Stimmen aus dem Kreis der Ratsmitglieder, die zeigen, dass der offizielle Kurs der Stadt auch in der Kommunalpolitik kritisch gesehen wird: „Es ist sehr schade“, sagt Anne Dalig von den Grünen, „dass es zu keinem Kompromiss kommt.“ Mit einem Prozess rücke die Realisierung des Vorhabens nicht näher. Dalig: „Das kann doch nicht gut sein!“ Und Wilhelm Bredthauer nennt die Situation „verfahren“. Gesprächslosigkeit und Konfrontation führten „nicht dazu, dass ein Häuschen gebaut wird“.
Liebe Wunstorfer Politiker, vertraut doch einmal auf das Fachwissen eines Projektentwicklers. Der hat sicherlich mehr Know How als die Bauverwaltung. Und eine 16 Meter hohe Lärmschutzwand auf 400 Metern Länge geht gar nicht. Aber seitens der Stadt ist immer nur Konfrontation und ideologisches Denken angesagt. Und für einen evtl. Rückkauf ist der Marktwert auf einmal gesunken. Damals überteuert verkauft? Anstatt im Sinne der Wunstorfer Bürger zu entscheiden. Siehe auch ‚Barne-Problem‘.
Ich gebe Ihnen vollkommen Recht. Dabei wurde doch immer versprochen, Investoren für „bezahlbares“ wohnen und bauen gewinnen zu wollen. Und nun das!!!
Es gibt doch seit Monaten keine Forderung der 16 m-Wand mehr. Warum behauptet Herr Hiss das immer noch und immer wieder?
Und wieso „verkauft“? Das Areal hat doch nicht die Stadt an ihn verkauft. Das hat er doch privat vom Besitzer erworben, dem das Vion-Areal gehörte. Die Ergebnisse des Wettbewerbs waren bekannt; das Areal war zu erwerben – zu einer Zeit als der Markt völlig überhitzt war. Nun sinken die Preise. Wenn er auf den Kaufpreis beharrt, ist das sein gutes Recht. Ob sich Käufer darauf einlassen, ist deren gutes Recht.
Planungshoheit ist rechtlich verankert und sollte öffentlich und demokratisch bleiben. Wenn der Rat so entscheidet, ist das erstmal ein legaler und legitimer Prozess, den man zwar kritisieren kann aber den es zu akzeptieren gilt.
Diese Stimmungsmache des Investors ist nicht förderlich.
Wären der Bürgermeister oder der Baudirektor doch einfach zum Termin erschienen. Dann hätten sie es direkt klar machen können, wenn es gar nicht mehr um den monströsen Wall geht.
Worum geht es der Stadt denn? Öffentlich erklären und dann bitte einfach weiter miteinander reden. (Moderiert von einem unbefangenen Stadtplaner?)
Wer sich einer öffentlichen Diskussion nicht stellt, weiß entweder, dass er im Unrecht ist, oder er weiß, dass seine Argumente schlecht sind.
Ich fand den Austausch in den bisherigen öffentlichen Sitzungen ausreichend.
Warum also immer wieder mit jemandem diskutieren, der öffentlich immer wieder das Gegenteil der Absprachen behauptet.
Ich bin sicherlich nicht mit allem einverstanden, was die Stadt alles so macht, aber ich find das Vorgehen des Investors dubios. Wie Bauleitplanung rechtlich funktioniert, weiß er wohl.
Wie immer auch die Sache ausgeht und wer immer auch recht hat, eines ist sicher: Die Stadt will keinen Sozialwohnungsbau. So jedenfalls erscheint es den Eindruck zu erwecken. Schade, dass unsere gewählten Volksvertreter sich nicht einmal der Diskussion stellen, sondern nach Gutsherrenart reagieren. Eines jedoch ist Fakt: Auf dem Gelände muss etwas geschehen. Es ist ein Schandfleck für unsere ansonsten schönen Oststadt.
Die Stadtverwaltung, Bürgermeister und Ratsmehrheit, haben sich völlig verrannt. Sie sollten zum Wohle der Bürger*innen und der Stadtentwicklung handeln. Wunstorf benötigt Wohnraum, und das Gelände ist dazu gut geeignet. Jetzt braucht es eine Lösung, die aufgrund der Ausgangslage nur in einem Kompromiss zwischen Investor und Stadt gefunden werden kann. Dazu müssen jedoch beide Seiten verhandeln. Die Blockade von SPD und CDU sowie dem Bürgermeister führt stattdessen zu einer weiteren Eskalation. Sie nehmen bewusst in Kauf, dass es hier jetzt zu einem jahrelangen Rechtsstreit kommen könnte, ohne dass eine neue Wohnung auf der Industriebrache entsteht. Das Verhalten von Verwaltung und Ratsmehrheit ist unverantwortlich.
Der Stillstand bringt gar nichts. Der Plan aus dem Wettbewerb 2016 wird niemals zu 100 Prozent umgesetzt. Daher ist jetzt konstruktives Denken und Handeln in Verwaltung und Politik gefragt. Es geht nicht um die Frage, wer Recht hat, sondern darum, wie kann eine sozial und ökologisch sinnvolle Wohnbebauung umgesetzt werden.
Hallo zusammen,
mit dem Dialog-Forum zur Neuen Mitte Wunstorf haben wir versucht, mit den vielen Missverständnisse, die zum Projekt kursieren aufzuräumen und alle Fragen von Politik und Öffentlichkeit zu beantworten.
Auch unsere Website http://www.deutsche-siedlungsbau.de/projekte/nmw-neue-mitte-wunstorf/ kann ggf. für mehr Klarheit sorgen.
@Elke: Im Wettbewerb 2016 hatte die Stadt ein 16 Meter hohes Lärmschutzbauwerk festgelegt. Alle Teilnehmer des Wettbewerbs mussten sich an diese Vorgabe halten. Heute wissen wir, dass das einer der Geburtsfehler der Planung war.
Der einzige Plan, auf den bisher ein Aufstellungsbeschluss der Stadt besteht, enthält dieses Bauwerk. WIR haben zwischenzeitlich mühsam gutachterlich nachweisen müssen, dass für die Masterplanung mit ein paar wenigen Kniffen auch 11,50m ausreichend wären.
Da wir jedoch inzwischen ebenfalls nachgewiesen haben, dass der Wall überhaupt nur so hoch sein musste, weil er viel zu weit von der Lärmquelle geplant wurde und ausgerechnet die höchsten Gebäude dahinter und am nahesten zur Lärmquelle angeordnet sind, wollen wir umplanen.
Wir hatten die Stadt gebeten, einer Neuplanung für das Quartier zuzustimmen, die all die vielen neuen Prämissen sinnvoll einbezieht und das Ziel einer städtebaulich verträglichen Lärmschutzwandhöhe mit uns gemeinsam verfolgt.
Der damalige Wettbewerbssieger (Octagon) hatte dazu einen neuen Vorschlag erarbeitet, den wollte die Verwaltungsspitze aber nicht verfolgen. Unser Vorschlag, stattdessen dann ein Werkstattverfahren anzuschließen, um eine gemeinsame Planungsgrundlage zu definieren, wurde bisher ebenfalls abgelehnt.
Die Gutachter gehen davon aus, dass bei einer entsprechenden Planungsanpassung eine Wand von ca. 7-8 Metern ausreicht, so wie in vielen anderen, vergleichbaren Quartiersentwicklungen in Deutschland (auch in Niedersachsen). Damit würde sich das Vorhaben wirtschaftliche und städtebaulich sinnvoll realisieren lassen.
Die alte Masterplanung lässt sich jedoch nicht realiseren, weil entgegen den Schätzungen der Stadt, die sich noch auf ein 16-Meter-Bauwerk bezog und bei 2-3 Millionen lag,inzwischen bei mindestens 6-8 Millionen Euro für 11,50m liegen würden und damit das Gesamtvorhaben unwirtschaftlich machen. Das weiß die Stadt auch niocht nur von uns, sondern auch von vielen der anderen Entwicklern, die sich in den vergangenen 6 Monaten mit der alten Planung befasst haben und ähnliche Zahlen schätzen. Daher haben sie alle abgesagt. Wenn es aktuell angeblich noch Interessenten geben soll, die das anders rechnen können, würden wir das gerne verstehen. Bisher hat man sie uns jedoch noch nicht vorgestellt.
Die Verwaltungsspitze will sie sich- trotz der aus unserer Sicht eindeutigen Sachlage- nicht vom alten Plan verabschieden und glaubt es würde sich irgendwann irgendwer finden, der das noch so umsetzt. Wir glauben das nicht mehr, da alle mehr oder weniger gleich kalkulieren müssen.
@ Hr. Rosenbusch: wenn die Stadt eine Lösung hätte mit uns hinsichtlich Bauformen, Fassaden oder der Anordnung der Baukörper finden wollen, gab es dazu mehr als eine Gelegeheit. Wo kein Wille ist, ist auch kein Weg…
Bei weiteren Fragen, wenden sie sich gerne jederzeit an uns unter info@desiba.de.
Nach dieser sachlichen,faktenorientierten Stellungnahme verstehe ich die Position der Stadt allerdings überhaupt nicht mehr. Schon die Gesprächsverweigerung bei der Informationsveranstaltung mutete merkwürdig an, aber nun wird es bizarr. Was sind die wahren Gründe für die Haltung der Stadt? Warum werden diese nicht kommuniziert?
Gab es nicht kurz vorher noch ein Gespräch zwischen Hiss und Piellusch? Wem dem so sein sollte – wozu die Veranstaltung besuchen, wenn es vorher nicht übereinstimmend geklärt wurde? Neue Fakten hätten sich in der kurzen Zeit doch ohnehin nicht mehr ergeben.
Ich nahm auch am Informationsgespräch Teil. Das Wesentliche dazu ist schon gesagt. Für mich als Bürger ist das Verhalten der gewählten Mandatsträger unverständlich. Das fängt mit der Nichtbeteiligung an einem öffentlichen Diskurs an, geht weiter mit fehlender Verhandlungsbereitschaft mit dem Investor und endet in einer geheimen Abstimmung in der Stadtratssitzung. Ein Antrag der AfD, die Abstimmung in den öffentlichen Teil zu legen wurde übrigens mit großer Mehrheit im Rat abgelehnt. Somit kann man über die Motivation der Stadt, das Projekt durch mangelnde Verhandlungsbereitschaft zu sabotieren, nur weiter spekulieren. Werden hier noch Bürger-Interessen vertreten?Verantwortungsvolle Wohnungsbaupolitik geht aus meiner Sicht anders.
Sehr geehrter Herr Hiss,
hallo werte baupolitisch Interessierte,
das Vorhaben, den sozialen Wohnungsbau zu favorisieren, finden wir vorbildlich.
Leider hat der Wunstorfer Bürgermeister an Ihrem Wort, Herr Hiss, Zweifel.
Er hat bei der Sitzung des Stadtrats am Mittwoch seine Sicht der Dinge geschildert.
Ich habe ihm dann mitgeteilt, dass es besser gewesen wäre, er hätte an der Informationsveranstaltung in der Calenberger Event Location teilgenommen, um beide Seiten gleichzeitig hören zu können.
Letztendlich hat leider alles nichts genützt:
Die Mehrheitsgruppe (SPD & CDU) im Stadtrat der Stadt Wunstorf hat sich der Meinung des Bürgermeisters unterworfen. Unserer Meinung nach zum Schaden den Wunstorfer Bevölkerung.
Die Idee, das VION-Gelände zu einem gesamtheitlich städtebaulichen Musterprojekt für Menschen (unabhängig von deren finanziellem Hintergrund) zu entwickeln, liegt jetzt dank der Engstirnigkeit der Mehrheitsgruppe leider „auf Eis“.
Stattdessen sollen in den umliegenden Ortschaften Bauprojekte vorangetrieben werden.
Wir sind aber auf jeden Fall gespannt wie es jetzt bzgl.des VION-Geländes weiter geht.
War das Thema bei der letzten Sitzung? Das stand gar nicht auf der Tagesordnung.
Oder plaudert hier jemand aus dem vertraulichen Teil?
Ob nun 16m oder 11,5m hoch auf einer Länge von 400m – sind da die Selbstschußanlagen und die Minenwege schon mit drin oder kommen die noch oben drauf?
Man muss die Anlage nachts ja auch ausleuchten und die Türme links und rechts mit Mannschaften besetzen zuzüglich Schäferhunden nicht zu vergessen!
Ich meine, von Wunstorf starteten ja die Rosinenbomber in des von Honeckers Mauer umgebene Westberlin. Warum nicht mal ein wenig Tradition wieder zurück nach Wunstorf holen, gelle?
Obwohl ich nicht immer der Meinung des Bürgermeisters bin, kann ich in diesem Fall seine Sichtweise gut nachvollziehen und befürchte ebenfalls aufgrund der vom Investor angestrebten Bebauung die Bildung einer Art Ghetto, was sicherlich nicht im Sinne der Bewohner der Oststadt und auch nicht im Sinne der Stadt Wunstorf sein kann.
Als Bewohner der Oststadt kenne ich viele, die den Bereich rund um das Flüchtlingsheim bereits heute nach Einbruch der Dunkelheit meiden. Und dieser Effekt würde sich durch das Projekt vermutlich noch weiter verstärken.
Die Idee, an der Jenaer Straße mit dem Bauen von gefördertem Wohnbau zuerst zu beginnen, kam von einem der Entwickler, die wir eingeladen hatten. Das Büro RTW hatte bereits Erfahrungen damit gesammelt und ein vergleichbares Vorhaben bereits erfolgreich realisiert.
https://architekten-rtw.de/gefoerderter-wohnungsbau-hameln/
Die Realisierung des Vorhabens würde einer Ghettobildung vor Ort vorbeugen, man würde dem Verfall in der Umgebung etwas entgegensetzen und zeigen, dass sich etwas bewegt, investiert wird usw. Die Bewohner kämen aus der Mitte der Gesellschaft und würden auch in Bezug auf eine harmonische Quartierszusammensetzung schon aus Eigeninteresse für die Aufwertung des Standorts ausgewählt werden. Ein Einfrieren des Status Quo fördert hingegen die Ghettobildung in der Umgebung- das haben viele vergleichbare Areale in der Vergangenheit überall in Deutschland gezeigt.
Es ist nicht Aufgabe der Stadt W’torf (Bürger, Parteien, Stadtverwaltung) die Kapitalrendite irgendwelcher Investoren zu sichern.
Die „Neue Mitte“, die auf dem ehemaligen VION-Gelände entstehen soll, ist ein städtebauliches Projekt, dessen Realisierung unser Stadtbild (insbesondere das der Oststadt) über Jahrzehnte prägen dürfte. Die Bedingungen für den Bau, und somit auch für den Erwerb des Grundstückes, waren klar. Grundlage bzw. Bedingung für künftigen Bauaktivitäten war der prämierte Entwurf aus dem Wettbewerb. Darüber herrschte zum Zeitpunkt der Kaufentscheidung Einigkeit.
Wenn sich das Bauprojekt „Neue Mitte“ für den Investor nicht mehr rechnet, da bestimmte Kostenparameter (Baumaterial, Lohnentwicklung, Kapitalmarktzins etc.) ausserplanmäßig gestiegen sind, ist das originär unternehmerisches Risiko.
Dieses Risiko, das im Ungleichgewicht zwischen Investitionskosten und zu erwartenden Erlösen besteht, nun auf die „Allgemeinheit“ abwälzen zu wollen, entbehrt nicht einer gewissen Dreistigkeit: Kosteneinsparung bei den Lärmschutzmaßnahmen, bei den Baumaterialien und bei der Umnutzung bestehender Gebäudeteile. Gleichzeitig sollen über eine Verdichtung der Fläche mehr Wohneinheiten entstehen. Vom ursprünglich Planungsansatz bliebe nur noch ein rudimentärer Rest (ob man da gleich von „Gettoisierung“ sprechen muss, bezweifele ich hingegen).
Ein seriöser Investor sichert sich nicht ein an bestimme Vorgaben gebundenes Areal, um später, nach Zuschlagserteilung, nachzuverhandeln.
Dass die Entscheider der Stadt, allen voran der Bürgermeister, hier ein desaströses Kommunikationsverhalten an den Tag legen, ist ein zusätzliches Problem.
Bin gerade etwas irritiert: Die Stadt möchte keinen sozialen Wohnungsbau auf dem Gelände, das Flüchtlingsheim aber erhalten? Der Investor hat berichtet, dass er sogar eine Umsiedlung angeboten hätte. Wie passt das zusammen. Seien wir doch mal realistisch. Hochwertiger Wohnraum zu entsprechenden qm-Preisen lässt sich durch Erhalt des Flüchtlingsheimes nicht vermarkten. Diese Rahmenbedingungen muss ein Investor berücksichtigen, da ein Invest dazu dient, Gewinne zu erzielen. Da dieses Risiko alleine der Investor trägt, sollte die Entscheidung, an wen vermarktet wird bei ihm liegen. Das Konzept des Investors ist für mich unter diesen Voraussetzungen schlüssig. Ich kann bisher nicht erkennen, dass die Stadt bessere Argumente hat. Ein torpedieren des Vorhabens ohne die Bereitschaft zur Kommunikation hat ein „Geschmäckle“.
@G.Taro: sie schreiben:
„Die Bedingungen für den Bau, und somit auch für den Erwerb des Grundstückes, waren klar. Grundlage bzw. Bedingung für künftigen Bauaktivitäten war der prämierte Entwurf aus dem Wettbewerb. Darüber herrschte zum Zeitpunkt der Kaufentscheidung Einigkeit.“
Die Bedingungen haben sich seither erheblich verändert. Wir haben alle Änderungen seit dem Masterplan auf unserer website http://www.desib.de zusammengestellt.
Wären die Rahmenbedingungen noch wie beim Ankauf und wären die Kostenschätzungen der Stadt noch halbwegs realistisch, wäre das Projekt vermutlich realisierbar. Dem ist aber nicht so. Zudem hat selbst der Wettbewerbssieger Octagon in einem Schreiben an den Bürgermeister im Herbst 2023 klargestellt, dass die Rahmenbedingungen sich derart verändert haben, dass der damalige Wetterbeqerbsentwurf unter den heute geltenden Prämissen nie im die Welt gekommen wäre.
Die Präsentation des Vorhabens war sehr informativ. Das Beharren der Stadt auf den 16 m hohen Lärmschutzwall ist auch aus schalltechnischer Sicht nicht nachvollziehbar, was die Lärmgutachter begründen konnten.
Auch Lärmgutachter eines anderen Büros, mit denen ich gelegentlich zusammenarbeite, sagen aus, dass es gerade bei Bahnlärm sinnvoll ist, eine Schallschutzwand möglichst nahe an der Lärmemissionsquelle zu installieren.
Da eine Wand keinen bahnseitigen Böschungswinkel benötigt, ist ein geringerer Platzbedarf und eine geringere Höhe erforderlich.
Der 16 m hohe Wall entspricht der Höhe eines 5-stöckigen Hauses, während eine Lärmschutzwand mit 8 m ausreichend ist.
Der geplante Wall bereitet auch in der Instandhatung Probleme, da z.B. keine Mähmaschinen für solche Böschungswinkel vorhanden sind.
Hr. Hiss hat sehr kompetent und überzeugend für sein Vorhaben geworben.
Die Haltung der Stadt und zahlreicher Ratsmitglieder ist nun für mich noch weniger nachvollziehbar.
Die AfD Wunstorf befürwortet das Vorhaben in einer neuen Planungsvariante, insbesondere die Schaffung von“bezahlbarem Wohnraum“.