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Von Pizzaflyern zu Wimmelbildern

05.11.2020 • Redaktion • Aufrufe: 1453

Der Kreativraum diesmal: Linden, Erichstraße. Ein gepflegtes Eckhaus mit romanischen Anklängen, ein heller Laden mit großen Fenstern, einladend und mit Liebe zum Detail dekoriert. Weniger Verkaufs- als Ausstellungsraum. Hand und Maus steht am Schaufenster. Dahinter arbeitet Diana Kohne. Die 40-jährige Wunstorferin ist Illustratorin.

05.11.2020
Redaktion
Aufrufe: 1453

Der Kreativraum diesmal: Linden, Erichstraße. Ein gepflegtes Eckhaus mit romanischen Anklängen, ein heller Laden mit großen Fenstern, einladend und mit Liebe zum Detail dekoriert. Weniger Verkaufs- als Ausstellungsraum. Hand und Maus steht am Schaufenster. Dahinter arbeitet Diana Kohne. Die 40-jährige Wunstorferin ist Illustratorin.

Diana Kohne

Die junge Mutter Diana Kohne in ihrem Atelier | Foto: Mirko Baschetti

Ihr Lieblingswerkzeug ist der Stift: Blei und bunt. Und der Pinsel. Oder Fineliner. Neuerdings gestaltet sie mehr und mehr ihre Bilder am Bildschirm. Das mochte sie anfangs nicht. Aber ihr wurde geraten, sich damit vertraut zu machen. Seit 2017 sind 200 oder mehr Motive am Zeichentablet für Youtube-Videos entstanden. „Mit sehr hohen Klickzahlen“, freut sie sich und strahlt. Aber eigentlich strahlt sie immer und verströmt positive Stimmung.

Ich wusste immer, dass ich einen Hund wollte, aber nicht, ob ich auch ein Kind wollte

Das sei schon zuhause in Wunstorf so gewesen. Ihre Eltern seien entspannt und positiv. Dort an der Albrecht-Dürer-Straße – sie grinst und sagt „passend“ – hat sie auch ihre Tierliebe entwickelt. Drei Katzen und ein Hund leben jetzt mit ihr in Linden. „Ich wusste immer, dass ich einen Hund wollte, aber nicht, ob ich auch ein Kind wollte.“ Nun ist das vor ein paar Monaten hinzugekommen. Edda Erni Irene. Der Vater: ein Grafiker, Programmierer und Musiker – und Wunstorfer wie Diana.

Gleich nach dem Abitur in Wunstorf begann Diana Kohne in Hannover visuelle Kommunikation zu studieren. Schon in der Schule hat sie gern und viel gezeichnet, sehr detailliert und ein bisschen verspielt, gibt sie zu. Fast bis zum Ende des Studiums wohnte sie bei den Eltern und pendelte. Die Verbindung zu ihrer Heimatstadt ist nie abgerissen, ihre Frauenärztin, der Zahnarzt und eine ihrer Hebammen sind auch dort ansässig. Edda ist ihr erstes Kind, und es ist zuhause geboren. Erstgebärende, Hausgeburt – viele Bekannte rieten ihr davon ab oder hatten Bedenken. Diana: „Das nervte irgendwann, und dann habe ich es niemanden mehr gesagt.“ Doch die Bedenken waren unbegründet. „Ich hatte eine ganz tolle Geburt“, sagt sie nicht ohne Stolz und stillt ihr Baby. Diana arbeitet, so wie es eben passt.

Ich bin Illustratorin und keine Verkäuferin

Deshalb hat sie sich mit ihrem Laden auf das Ausstellen konzentriert, nicht auf das Verkaufen. Eine Zeitlang probierte sie es mit festen Öffnungszeiten für den Verkaufsraum. „Aber das schränkte mich zu sehr ein, und ich bin ja keine Verkäuferin, sondern Illustratorin.“ Was stellt sie aus, was zeichnet sie? Es sind Lebensmittelverpackungen, Bücher und auch eigene Produkte wie Postkarten und Stempel, die sie auch manchmal über ein Geschäft in Wunstorf vertreibt. Sie verkauft auch über einen eigenen Online-Shop. Aktuell hat sie an fünf Pappbilderbüchern für den Oetinger-Verlag gearbeitet. Eines davon erscheint im September, die anderen im Frühjahr.

Viele Jahre hat sie Designmärkte besucht und dort ihre Illustrationen verkauft. „Ich bin quer durch Deutschland gefahren und war quasi jedes Wochenende unterwegs“, sagt sie. Doch mit Mann, Kind, Hund und Katzen ist die Zeit knapper. Der Schritt vom Studium direkt in die Selbstständigkeit war wohlüberlegt – und anfangs kein Zuckerschlecken. Zunächst konzentrierte sie sich auf Grafikdesign, lieferte Layouts und Logos. Aber die Arbeit entwickelte sich hin zu immer mehr Illustrationen – das, was sie ohnehin schon immer wollte. Auftragsarbeiten für Eigenverleger mit manchmal schlechten Geschichten, Logos für Pizza-Bringdienste, Billigdienste für Agenturen. Daran erinnert sie sich gut. Und auch daran: „Ich habe Lehrgeld gezahlt, mich unter Wert verkauft.“ Da war Bares manchmal knapp, und so hat sie in den ersten beiden Jahren auch in einem Supermarkt Regale eingeräumt.

Seit fast 15 Jahren illustriert Diana Kohne die monatlichen Titelbilder der städtischen „Tipps & Termine“ in Wunstorf. Fast zu schade sind die detailreichen, wimmeligen Bilder dafür, möchte man meinen, ist das Heftchen doch bloß auf Farbpapier fotokopiert. Die sehr speziellen Illustrationen sind themen- oder monatsbezogen, kommen aber in der schlichten Präsentation leider kaum zur Geltung. Das ist bei den Videos ganz anders, die sie für drei Youtube-Kanäle produziert.

Es läuft schon seit Jahren wirtschaftlich gut, zieht Diana stolz Bilanz. Der Erfolg zahlt sich auch finanziell aus. „Das, was man mit Liebe und Leidenschaft macht, das macht man auch gut. Und dann wird man auch irgendwann erfolgreich sein.“ Es sind vor allem Tiere, die sie in ihrem Atelier in Linden zeichnet, niedliche, bunte Tierchen mit positiver Ausstrahlung. Ein Frischling, der sich mit einem Vogel unterhält, Hase und Igel, die verliebt tanzen, ein fröhlicher Dachs, der seine Siebensachen in zwei Bollerwagen hinter sich herzieht. Schlangen, erzählt sie lachend, liegen ihr nicht so. Die anderen Figuren finden sich auf Karten und in Kinderbüchern. Diana träumt davon, einmal eine eigene Geschichte für Kinder zu verfassen und zu illustrieren. Irgendwann …

Diana Kohne ist längst zur Marke geworden, der Zeichenstil unverwechselbar. Der Erfolg ermöglicht ihr, ein Leben nach eigenen Wünschen zu leben. Damit das so bleibt, muss sie gut wirtschaften in ihrer Firma. Im Studium hat sie das nicht gelernt, sich betriebswirtschaftliches Wissen selbst angeeignet.

Ich benötige die kreative Freiheit und meinen eigenen Rhythmus

Eine Festanstellung kommt für sie nicht in Frage, auch wenn ihr das bereits angeboten wurde. „Ich benötige die kreative Freiheit und meinen eigenen Rhythmus“, sagt Diana. Sie ist sehr dankbar, diesen Beruf ausüben, sich ihre Zeit einteilen zu können. Sie habe ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Das sei immer ihr Wunsch gewesen, auch wenn sie anfangs noch nicht so großes Selbstbewusstsein hatte. „Ich hatte Angst, ob ich dem Ganzen gewachsen bin“, resümiert Diana. Sie war zu Beginn ihrer Selbstständigkeit bei jedem Auftrag noch aufgeregt: „Hoffentlich kann ich das und bekomme das hin …“ Diese Aufgeregtheit sei komplett weg, erzählt sie – und strahlt wieder. „Wir sind hier sehr glücklich.“

Interview: Mirko Baschetti, Malte Süß
Text: Achim Süß, Mirko Baschetti

Dieser Bericht erschien zuerst in Auepost #9 – 06/2020

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