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Auf der eiskalten Jagd nach dem besten Flugzeugbild: „Planespotterspotting“ in Wunstorf

22.01.2024 • Schneider/Dombrowski • Aufrufe: 2492

Planespotter, flugzeugbegeisterte Privatfotografen, waren zuletzt in großer Zahl im vergangenen Juni in Wunstorf zu sehen. Aber gerade auch bei Eiseskälte lassen einige nicht von ihrem Hobby ab und belagern die Zäune des Wunstorfer Fliegerhorstes. Wir haben ihnen über die Schulter geschaut.

22.01.2024
Schneider/Dombrowski
Aufrufe: 2492
Marcus Herbote (li.) und Mark Schmidthelm am Zaun des Wunstorfer Fliegerhorstes | Foto: Dirk Dombrowski

Der Termin hatte sich in den bekannten Kreisen schnell verbreitet und auch diejenigen am 10. Januar zum Fliegerhorst gezogen, die keine offizielle Einladung hatten: Zur Verabschiedung des bisherigen und der Begrüßung des neuen Kommodore wurde es flugzeugtechnisch durchaus spektakulär auf der Wunstorfer Luftwaffenbasis. Denn üblicherweise starten und landen auf dem Fliegerhorst am Steinhuder Meer nur die Militärtransporter des Typs A400M, die hier beheimatet sind. Seltener kommt es vor, dass auch andere Maschinen zu sehen sind, und wenn, dann vor allem andere Transportflugzeuge, zuletzt etwa von der U. S. Air Force.

Nun trat aber ein, was viele Beobachter sich bereits während der großen Luftwaffenverlegeübung Air Defender 2023 im vergangenen Jahr erhofft hatten: Dass auch Jets bzw. Kampfflugzeuge Wunstorf ansteuern würden, was nicht ausgeschlossen worden war. Diese Hoffnung hatte sich nicht erfüllt, doch nun zum Kommodorewechsel bekamen die Flugzeugfreunde eine neue Chance. Denn viele hochrangige Gäste wurden zum Termin erwartet, und zwar natürlich auch aus den Reihen der Luftwaffe selbst. Und so landete nicht nur eine Regierungsmaschine mit Bundespolitikern auf dem Fliegerhorst, sondern manch Befehlshaber von anderen Stützpunkten setzte sich selbst ins Cockpit und flog mit einem Jet der eigenen Basis zum Antrittsbesuch nach Wunstorf. Auf diese Weise landeten Anfang Januar auch ein Tornado und zwei Eurofighter in der Stadt.

Darauf hatten die Planespotter gewartet und waren teils entsprechend früh an jenem Mittwochmorgen angereist. Aber diesmal hatten sie verschärfte Bedingungen: Das LTG 62 ist nett zu flugzeugbegeisterten Fotografen, aber das Wetter zeigte Zähne. Das Thermometer wies an diesem Morgen minus sieben Grad Celsius aus – und der raue Wind auf den weiten Flächen rund um den Fliegerhorst drückte die gefühlte Temperatur weiter nach unten.

Aus Hamburg angereist

Marcus Herbote und Mark Schmidthelm ließen sich davon nicht abschrecken. Schmidthelm war aus Hülsede gekommen, Herbote sogar aus Hamburg angereist – mit dem Auto, nicht dem Flugzeug. Während Maschinen starteten und landeten, standen sie direkt am südlichen Zaun an der Startbahn des Fliegerhorstes, hatten Trittleitern positioniert und richteten die Sucher der Kameras auf die Flugzeuge.

Für das richtige Foto ist die Kälte kurz vergessen | Foto: Dirk Dombrowski

Fotografiert wird quasi für das eigene Fotoalbum. Der Handel mit den Bildern oder das Präsentieren steht nicht im Vordergrund, das wäre auch gar nicht so simpel: Herbote etwa fotografiert traditionell mit analoger Kamera. Mal schnell Fotos in die entsprechenden Foren hochladen ist so gar nicht möglich.

Aber wie hält man stundenlang in Eiseskälte aus, um dann noch mit nicht eingefrorenen Fingern auf den Auslöser drücken zu können? Gemütlich im Liegestuhl sitzen und auf Flugzeuge warten wie im Sommer ist nicht möglich. Herbote ist bereits seit 12 Stunden am Fliegerhorst, sein Fotokollege aus Hülsede vor anderthalb Stunden dazugekommen. Die beiden sind dick in mehrere Kleidungsschichten eingepackt, wärmen sich zwischendurch aber auch immer wieder in ihren Fahrzeugen auf. „Anders wäre es nicht auszuhalten“, sagt Herbote.

Gibt es Lieblingsmotive? Für Herbote ist es der Tornado, auf den er sich an diesem Tag freut – denn die Maschine muss im Gegensatz zu den Eurofightern beim Abflug die Nachbrenner zünden und bietet allein deshalb ein besonders interessantes Motiv. Die klare Luft des Winterhimmels bietet optimale Fotobedingungen. Auch das hat die Planespotter bewogen, an diesem Tag nach Wunstorf zu kommen.

Schönes Motiv, aber Regierungsfliegerfotos zählen nicht zu den Hauptwünschen | Foto: Dirk Dombrowski

Viele Maschinen bereits im Kasten hat auch Rainer Müller, der etwas weiter weg – von ein paar Bäumen nur ein klein wenig windgeschützter –, aber auch in Zaunnähe steht. Er ist aus Herford nach Wunstorf gefahren, und auch er nutzt die Trittstufen seiner Kurzleiter, um möglichst nah am Zaun, aber doch darüber hinweg fotografieren zu können. Auf der anderen Seite des Zaunes sieht sich eine mit dem Auto vorgefahrene Wache des Fliegerhorstes gerade genauer an, was Müller da so treibt.

Seit 44 Jahren unterwegs

Wir fragen nach und erfahren Bemerkenswertes: Wir haben zufällig einen „alten Hasen“ der Szene getroffen: Müller, Jahrgang 1961, fotografiert seit seiner Kindheit Flugzeuge. „Professioneller Planespotter“ ist er seit dem Jahr 1980. Aus diesem Jahr stammt das erste Foto seiner Sammlung. Das Flugzeugfieber hat ihn als Grundschüler gepackt, seitdem ist er von dem Hobby nicht mehr losgekommen und hat es perfektioniert. Mit seiner Canon 6d Mark II samt Objektiv Sigma S 150-600 Millimeter steht er da und wartet wie die anderen gespannt auf den Abflug der Kampfjets.

In Wunstorf begegnet man vielen Künstlern und Kreativen, vielen Menschen, die ihre Fähigkeiten leben, ihrer Profession nachgehen, ein besonderes Hobby haben oder einen kreativen Beruf ausüben. Wie und warum sie dies tun, erzählen sie im „Kreativraum Wunstorf“.

Aktuell ist Müller vor allem in Deutschland und den Niederlanden auf Motivsuche – früher war er für sein Hobby auch öfters in den USA. Die Stealth Fighter, die Lockheed-F-117-Tarnkappenbomber, hat er dabei gleich flugfeldweise beobachtet. In Wunstorf bleibt es an diesem Tag bei drei deutschen Jets, einem A350 und den bekannten A400M.

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Kommentare


  • Rudolf sagt:

    „landeten … in der Stadt“
    möchte ich mir nicht vorstellen

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