Blumenau (ds). „Auslaufende Betriebsstoffe“, dieses Stichwort deutet meist auf einen alltäglichen Verkehrsunfall hin, bei dem Hydraulikflüssigkeit, Benzin oder Diesel sich aus einem Unfallauto selbstständig machen.
Dieses Mal jedoch verbarg sich dahinter ein Unfallgeschehen, das für die Feuerwehr deutlich komplizierter zu lösen war als gewöhnlich – der folgende Einsatz zog sich vom Mittwochabend stundenlang hin, bis weit nach Mitternacht dauerten die Bergungsarbeiten. Der Abschnitt rund um die Westaue-Brücke auf der Leinechaussee, zwischen Frachtweg und Kreuzung Manhorner Straße, blieb währenddessen voll gesperrt. Der Grund: Ein Traktor mit Rundballenpresse war auf die Gegenspur geraten und hatte sich dort verkeilt.
Als wäre das nicht schon genug Unannehmlichkeit gewesen, kam noch eine weitere hinzu: das Unfallfahrzeug gehörte ausgerechnet Wunstorfs Stadtbrandmeister Martin Ohlendorf. Dieser war deshalb in Zivil an der Unfallstelle – als Geschädigter. Am Steuer gesessen hatte Ohlendorf nicht selbst, sondern ein Mitarbeiter seines landwirtschaftlichen Betriebes.
Auf den ersten Blick wirkte es beinahe, als sei der Traktor, der eine Ballenpresse zog, auf der Auebrücke von einer Orkanböe erfasst und zur Seite geschoben worden. Doch der Gewittersturm, der kurz zuvor kräftig über Wunstorf gefegt war, hatte mit dem Unfall nichts zu tun.
Ursache für den Unfall war augenscheinlich ein technischer Defekt am Traktor: Eine Vorrichtung an der Front hatte sich gesenkt, in den Asphalt gebohrt, zwei Hilfsreifen beschädigt und den Traktor damit auf die andere Fahrbahnseite geraten lassen – wie auf unsichtbaren Schienen wurde der Traktor in die Gegenspur geleitet. Im Asphalt der Brückenfahrbahn entstanden tiefe Furchen, wo das Metall über den Boden geschrammt war. Praktisch aufgeständert blieb der Traktor samt Ballenpresse dann vor der Leitplanke kurz hinter der Auebrücke stehen und war nicht mehr zu bewegen.
Anwohner, die den Lärm des sich in den Asphalt bohrenden Traktors gehört hatten, konnten die Geräusche erst nicht zuordnen und dachten zunächst tatsächlich an etwas wie einen Baumunfall im Sturm.
Zum großen Glück fuhr dort in diesem Moment kein entgegenkommendes Fahrzeug. Es wurde bei dem Unfall niemand verletzt.
In Blumenau wurde infolge des Geschehens gegen 20.15 Uhr sogenannter Vollalarm ausgelöst – die Sirenen im Ort sprangen an. Die eintreffenden Feuerwehrkräfte kümmerten sich zunächst um etwas auslaufenden Diesel.
Die anschließende Bergung gestaltete sich jedoch langwierig und kompliziert – ein LKW-Berger und ein Autokran eines örtlichen Schwerlast-Abschleppunternehmens wurden hinzugezogen, um Ballenpresse und Traktor zu trennen und zunächst die Ballenpresse zu sichern.
Außerdem wurden Tieflader organisiert, um die verunfallten Maschinen abtransportieren zu können. Dazu musste jedoch auch der Traktor angehoben werden. Um weitere Gefahren auszuschließen, wurde dazu vorher der restliche Diesel aus dem Traktor entfernt.
Auch dazu wurde im Verlauf des Einsatzes noch die Rüstkomponente aus der Kernstadt nachalarmiert. Erst dann konnte auch das Fahrzeug wieder auf seine vier Räder gestellt und bereit gemacht werden für das Aufladen auf den Tieflader.
Auslöser für den Unfall war ein Frontpacker, der sich gelöst hatte und nicht ein Anbaugerät am Heck des Fahrzeugs. Dies nur zur Klarstellung.