Wunstorf (red). In der Nacht zu Dienstag geriet ein Waggon eines Güterzuges auf der Bahnstrecke Hannover-Minden in Brand. Eine dunkle Rauchwolke stand am Himmel, Flammen und Feuerschein auf dem Bahndamm waren trotz der hohen Schallschutzwände in diesem Bereich zu sehen.
Kurz vor 3 Uhr in der Nacht wurde die höchste Alarmstufe für die Feuerwehren ausgerufen. Der erste Alarm war um 2.35 Uhr eingegangen. Bereits bei der Anfahrt der Wehren war heller Flammenschein und eine starke Rauchentwicklung weithin sichtbar. Im Einsatz war neben den Wunstorfer Kräften auch die Regionsfeuerwehr und die Feuerwehr der Bundeswehr, dazu Polizei, Rettungsdienst und das Notfallmanagement der Deutschen Bahn. Allein die Feuerwehr hatte 25 Fahrzeuge und 180 Kräfte im Einsatz. Ein Polizeihubschrauber kreiste über der Bahnstrecke. Die Feuerwehr setzte mehrere Drohnen ein zur Lagekontrolle. Die direkte Anwohnerschaft wurde evakuiert – in der Otto-Hahn-Schule wurde eine Sammelstelle und Notunterbringung eingerichtet.
Oberleitungen sind beschädigt und teils gerissen. Die Bahnstrecke ist komplett gesperrt, Regionalzüge aus und in Richtung Haste/Minden fallen aus. Es ist mit erheblichen Behinderungen im Bahnverkehr zu rechnen.
Die Feuerwehren konnten zunächst nicht direkt zum Brandort vordringen. Gelöscht wurde aus Rohren über Distanz von der Böschung hinter den Schallschutzwänden aus Richtung Düendorfer Weg und Richtung Sudetenstraße. Etwa gegen 4.30 Uhr war der Brand auf dem Bahndamm unter Kontrolle. Was der Waggon geladen hatte und wie es zur Brandenstehung kam, war zunächst noch unklar.
Der Qualm zog bei relativer Windstille vor allem senkrecht nach oben und später leicht nördlich in Richtung Stadtmitte, ohne jedoch Brandgeruch in der Stadt zu verursachen. Eine offizielle Warnung an die Bevölkerung, Fenster geschlossen zu halten, erging nicht. Nur die unmittelbar in der Nähe des Brandortes lebenden Bewohner wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen – etwa 50 Personen kamen daraufhin in der Aula der Otto-Hahn-Schule unter, wo die Johanniter eine Sammelunterkunft eingerichtet haben – der Schulhof war in der Nacht von Scheinwerfern hell erleuchtet.
Die vorübergehend Evakuierten können in der Aula sitzen und werden dort mit Getränken und Frühstück versorgt. Zusätzlich wurden am Morgen noch Schlafplätze in mehreren Räumen eingerichtet. Die Johanniter sind dazu mit etwa 35 Kräften im Einsatz. Manche Anwohner suchten die Sammelstelle jedoch nicht auf und warteten in den umliegenden Straßen nahe der Einsatzstelle darauf, wieder in ihre Wohnungen zu dürfen.
Die Kolenfelder Straße im Bereich des Bahndamms ist voll gesperrt, ebenso die Sudetenstraße. Vor der Star-Tankstelle, die in der Nacht nicht in Betrieb war, hatte die Feuerwehr ihren Leitstand errichtet. Der Düendorfer Weg blieb befahrbar, dort lagen ausgerollte Schläuche der Wasserversorgung zur Drehleiter, die mittels Schlauchbrücken passiert werden konnten, ebenso am „Barnetunnel“ auf der Barnestraße. Dort war zuletzt eine weitere Wasserversorgung aufgebaut worden. Kurz vor 5 Uhr wurde mit dem Abbau der ausgerollten Wasserversorgung begonnen.
Anwohner berichteten, dass sie in der Nacht von einem lauten Knall geweckt worden seien – dann sei Feuer an einem Waggon zu sehen gewesen. Von möglicherweise Verletzten ist derzeit nichts bekannt.
Gebrannt hatte ein Sattelauflieger eines Güterzugwaggons – direkt daneben befand sich allerdings ein Kesselwagen, der einen leicht entflammbaren Gefahrstoff enthielt, sagte Feuerwehrsprecher Marcel Nellesen vor Ort der Auepost. Dass nicht nur ein Waggonauflieger brannte, sondern sich in nur rund 10 Meter Entfernung auch Gefahrgut in Kesselwagen befand, war mithilfe einer Drohne festgestellt worden.
Der Kesselwagen wurde durch die Maßnahmen der Feuerwehr, eine sogenannte Riegelstellung, heruntergekühlt, so dass von diesem Waggon letztlich keine akute Gefahr mehr ausging. Die Evakuierungen habe es bereits aufgrund der Rauchentwicklung und unklaren Lage gegeben, noch nicht wegen einer drohenden Explosion, sagte Nellesen weiter. Für die übrige Bevölkerung habe der Rauch keine Gefahr dargestellt.
Eine Explosion war jedoch nicht ausgeschlossen, der Gefahrstoff – hochentzündliches Dimethylcarbonat – hätte infolge der Hitzeeinwirkung selbst zu brennen beginnen und den Waggon bersten lassen können. Durch die Wassermengen, die die Feuerwehr auf den Kesselwagen gab, wurde diese Gefahr eliminiert. Zeitweise waren mehr als 6.000 Liter Wasser pro Minute zur Brandbekämpfung und Kühlung des Kesselwagens abgegeben worden.
Der Einsatz war für die Feuerwehren der Stadt – darunter neben der Kernstadtfeuerwehr auch die Ortswehren Steinhude, Großenheidorn, Klein Heidorn, Blumenau, Bokeloh und Mesmerode – aufgrund der Lage des brennenden Waggons besonders herausfordernd: Der Zug stand zwischen Lärmschutzwänden im innerstädtischen Bereich.
Am Morgen durften die Anwohner wieder in ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren, auch die Sammelstelle der Johanniter war gegen 6 Uhr noch vor Schulbeginn wieder aufgelöst. Sämtliche Straßensperrungen wurden ebenfalls noch am Morgen aufgehoben, der Straßenverkehr fließt wieder ungehindert.
siehe auch: Nach Güterzugbrand: Bild der Zerstörung auf der Bahnstrecke in Wunstorf
Wiedereinmal haben freiwillige Feuerwehrmänner und -frauen hochqualifiziert einen größeren Schaden in unserer Stadt abgewehrt. DANKE an die Feuerwehr der Stadt Wunstorf.
Dem kann man sich nur anschließen!
Komisch, genau an der Brücke waren am Samstag noch 3 DB-Vans und DB Unfallmanagement…
Danke an die Feuerwehren!