Wunstorf (ds). Viele in Wunstorf rätseln seit den vergangenen Tagen: Was sind das für merkwürdige schwarze Kunststoffkästen, die auf einmal an den Straßenrändern vielerorts in Wunstorf stehen? Sie sind an Straßenlaternen befestigt und bestehen aus einer Apparatur mit einer dazugehörigen langen Teleskopstange, die in den Himmel ragt und einen kleinen Lautsprecher und Antennen zu tragen scheint. An der Barnestraße, in der Industriestraße oder auch der Hindenburgstraße fallen sie besonders ins Auge.
Die Vermutungen über den Zweck der Geräte sind vielfältig: Wetterbeobachtungsstationen, mobile Schadstoffmessstellen, Behelfslaternen, Antennen oder Straßenverkehrsüberwachung, so lauten die Ideen. Letzteres ist tatsächlich fast richtig: Bei den Installationen handelt es sich schlicht um Kameraanlagen zur Verkehrszählung.
Der Verkehr wird damit nicht im Einzelnen überwacht, um z. B. Verkehrsverstöße festzustellen, es soll lediglich die Frequenz der vorbeifahrenden Fahrzeuge aufgezeichnet werden.
Auch handelt es sich bei dem Trichter an der Spitze der Stange nicht um einen Lautsprecher – dort ist das Kameraobjektiv untergebracht, das über die Stange und Kabel mit dem Steuerungs- und Aufzeichnungskasten verbunden ist. Was aus der Ferne wie eine WLAN-Antenne wirkt, ist der Verbindungsstecker des Kamerakabels. Damit die Anlagen nicht entwendet werden, sind sie mit Schlössern an den Straßenlaternenmasten angeschlossen, die gleichzeitig als Befestigungspunkt für die Zählgeräte dienen.
Anlass für die Zählung ist das Wunstorfer Radverkehrskonzept im Rahmen des Projekts Fahrradstadt Wunstorf, das derzeit im Entstehen ist. Dies bestätigte Stadtsprecher Alexander Stockum auf Nachfrage der Auepost. Die Planer benötigen dazu verlässliche Daten, die mit der jetztigen Zählung gewonnen werden sollen: Wo wird gefahren, und vor allem: wie viele Radfahrer und Autos nutzen die Straßen überhaupt? Dies wird nun an den jeweiligen Standorten der Verkehrszählgeräte ermittelt. Diese Daten fließen dann in die weitere Planung für neue Radwege und die künftige Wunstorfer Straßengestaltung ein.
In früheren Zeiten mussten Verkehrszählungen noch per Hand von Mitarbeitern vorgenommen werden – mit Stift und Klemmbrett an der Straße stehend. Heutzutage wird dafür einfach eine Kamera aufgestellt, die Aufzeichnungen lassen sich später automatisiert auswerten.
Es ist nicht das erste Mal, dass solche Anlagen in Wunstorf aufgestellt werden. Zum Beispiel 2016 hatte es eine ähnliche Verkehrszählung in kleinerem Rahmen gegeben, als die Umgestaltung des Barneplatzes geplant wurde und dafür ebenfalls Verkehrsdaten benötigt wurden. Die Kameras hatten damals jedoch anders ausgesehen, sie hatten eher wie „Blitzer“ gewirkt, was offenbar gerade deshalb ebenfalls viele Fragen provoziert hatte.
Wie sagt man so schön: „Ob dein Tacho richtig geht, siehst du wenn das Licht an geht“ :)
Wer das glaubt, wohl eher doch heimliche Verkehrsüberwachung