Wunstorfer Auepost
[Anzeige]

Registrieren statt verlieren: Fahrradcodierung in Wunstorf

26.03.2017 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1736

Aufkleber gegen Fahrraddiebstahl: Was nützt eine Fahrradcodierung durch die Wunstorfer Polizei? Teil 1 unserer Serie „Radfahren in Wunstorf“ …

26.03.2017
Daniel Schneider
Aufrufe: 1736

Die Resonanz auf die Fahrradcodieraktion am Samstag bei der Polizei hat die teilnehmenden Beamten selbst überrascht: Über hundert Wunstorferinnen und Wunstorfer wollten am Samstag ihre Räder codieren lassen. Wir waren dabei und haben uns zeigen lassen, wie es genau funktioniert und welchen Sinn die Fahrradcodierung hat.

Viele Wartende bei der Codieraktion | Foto: Daniel Schneider

Zum Andrang beigetragen hatte sicherlich auch das schöne Wetter, denn bei strahlendem Sonnenschein kam gleich die richtige Fahrradsaison-Stimmung auf. Wer gehofft hatte, ohne lange Wartezeiten dranzukommen, musste daher Kompromisse machen. Schon gegen Mittag standen die Codierwilligen in einer langen Schlange vor dem Wunstorfer Kommissariat an, und sie wurde im Verlauf der Veranstaltung auch nicht wirklich kürzer. Die Polizei schätzte die Zahl derer, die über den Tag verteilt ihre Räder codieren ließen, am frühen Nachmittag auf 100 bis 150 Personen. Am Ende der Aktion waren es dann tatsächlich 180 Fahrräder, die erfasst wurden.

„Muss man sich hinten anstellen?“Eine Fahrradfahrerin

Doch fast alle nahmen die Wartezeit in Kauf und warteten geduldig, bis sie an einen von insgesamt 3 Tischen gebeten wurden, an denen die Polizeibeamten zunächst die Daten aufnahmen und verglichen.

Ohne diese 3 Dinge geht nichts

Drei Dinge musste man unbedingt dabeihaben, wenn man nicht unverrichteter Dinge wieder wegfahren wollte: Einen Identitätsnachweis (Reisepass oder Personalausweis), den Kaufbeleg und die richtige Rahmennummer. Dass das Fahrrad selbst auch mitgebracht werden muss, ist selbstverständlich. Wenn man seinen Ausweis vergessen hat, kann die Polizei notfalls auch eine Abfrage der Meldedaten über den Polizeicomputer vornehmen, doch das dauert. Ohne Kaufbeleg und Rahmennummernpapiere geht jedoch nichts.

Polizeihauptkommissar Tegtmeier auf der Suche nach der Rahmennummer | Foto: Daniel Schneider

Widerspenstige Rahmennummern

Wer bereits weiß, wo sich die Rahmennummer an seinem Rad befindet und die entsprechende Stelle ggf. sogar zuvor säubert, beschleunigt das Verfahren deutlich. Meist sind die Rahmennummern unter dem Tretlager oder am Gabelschaft versteckt. Mit Rädern von großen Fahrradladenketten erleben die Wunstorfer Polizisten allerdings immer wieder Überraschungen, wie Polizeihauptkommissar Tegtmeier erklärt: Regelmäßig käme es vor, dass die Rahmennummern in den Kaufbelegen nicht zur Rahmennummer am Rad passen würden. Dann hilft alles nichts, eine Codierung wird nicht durchgeführt und der Käufer muss sich erst beim Händler die richtigen Dokumente besorgen.

Das Procedere

Themenschwerpunkt: Radfahren in Wunstorf

Die Fahrradbesitzer bekommen einen Bogen zum Ausfüllen, der inhaltlich in etwa einem klassischen Fahrradpass entspricht. Hier werden alle wichtigen Merkmale des Fahrrades eingetragen, neben der Rahmennummer etwa die Farbe und Rahmengröße. Auch die persönlichen Daten wie die Anschrift werden hier vermerkt. Dann werden die gemachten Angaben mit den Ausweisdokumenten, mit dem Kaufbeleg und mit der Rahmennummer verglichen. Dazu wird das Fahrrad genau inspiziert. Gleich vor den Tischen liegt eine Matte, auf die die Fahrräder gelegt werden können, um beschädigungsfrei an die Rahmennummer heranzukommen, wenn sich diese an ungünstigen Stellen befindet.

Abgleich der Daten und Vergabe des Codes | Foto: Daniel Schneider

Stimmt alles überein, dann gibt es für den Besitzer noch einen Merkzettel, auf dem noch einmal die Codenummer notiert ist – und das Fahrrad bekommt dieselbe Codierung als Schildchen. Die Beamten fragen, wo der Hinweis hinsoll, wischen noch einmal mit einem Lappen über die gewünschte Stelle und bringen die Codierung dann auf. Es handelt sich dabei um einen schmalen Streifen, auf ihm steht in Rot „Registriert“, die Codenummer sowie „Polizeidirektion Hannover“ neben dem niedersächsischen Polizeistern.

Das Ausfüllen des Datenbogens ist der erste Schritt bei der Fahrradcodierung | Foto: Daniel Schneider

Polizeioberkommissarin Schulze beim Abgleich der Rahmennummer | Foto: Daniel Schneider

Vor allem hochwertige Räder werden codiert

Die Wartezeit betrug je nach Position in der Schlange eine gute Dreiviertelstunde, das eigentliche Codieren war dann in weiteren 10 Minuten erledigt. Neben der Fahrradcodierung konnten sich die Teilnehmer auch mit Infomaterial versorgen, etwa zur Fahrrad- und Verkehrssicherheit. Die Fahrräder, die zum Codieren vorgestellt wurden, waren überwiegend neue und hochwertige Räder. Marken wie Pegasus, Gudereit oder Raleigh bestimmten das Bild. Auch das ein oder andere E-Bike war zu bestaunen, dessen Neupreis manchen Gebrauchtwagen in den Schatten stellt. Viele Paare kamen vorbei und ließen ihre Räder gemeinsam registrieren, ebenso viele Einzelfahrer und auch Eltern mit ihren Kindern ließen sich einen Aufkleber anfertigen.

Noch schnell mit einem Lappen säubern … | Foto: Daniel Schneider

… und schon kann der Code aufgeklebt werden | Foto: Daniel Schneider

Aufkleber?

Dass die Fahrräder mit Aufklebern codiert werden, mag zunächst verwundern, hat aber seine Gründe. Früher wurde auch bei der Wunstorfer Polizei tatsächlich noch in den Rahmen hineingraviert, doch diese Methode gab man schon vor 15 Jahren auf. Gravieren dauerte einfach zu lange. Die Schlange von Wartenden zog sich dann durch die gesamte Fußgängerzone, wo die Aktion vormals auch stattfand.

Bereits alles ausgefüllt, fehlt nur noch der Aufkleber auf dem Fahrrad | Foto: Daniel Schneider

Doch der sichtbare Aufkleber ist nur ein Teilaspekt der Registrierung. Er ist außerdem so beschaffen, dass er nicht ohne Weiteres entfernt werden kann. Unmöglich ist es nicht, doch der Spezialkleber hinterlässt dann in der Regel Spuren, wie Polizeioberkommissarin Schulze, die die Aktion leitete, erklärte. Auf die Schnelle ist er jedenfalls nicht zu beseitigen. Da sich auch Gravuren entfernen, überlackieren oder überkleben lassen, betreibt man diesen Aufwand nicht mehr, es wird nur noch geklebt.

Der Sinn dahinter

Gerät ein gestohlenes, derart gekennzeichnetes Fahrrad in eine Kontrolle oder wird es nach einem Diebstahl aufgefunden, dann kann es die Polizei sofort seinem Besitzer zuordnen und es ihm wiederbeschaffen. Die vorhandene Codierung wird bei Fahrradkontrollen auch stets überprüft, wenn sie den kontrollierenden Beamten auffällt. Mit der früher verwendeten Gravur-Codierung war das deutlich umständlicher und wurde daher nicht immer gemacht.

Mit dem Aufkleber ist das Rad dezent, aber doch gut erkennbar für andere registriert | Foto: Daniel Schneider

Der Klebestreifen wird daher auch möglichst an einer auffälligen Stelle am Fahrrad aufgebracht. An diesem Tag landen die meisten direkt auf dem Oberrohr, in Lenkernähe. Außerdem kann der Aufkleber abschreckende Wirkung auf Gelegenheitsdiebe entfalten, wenn diese erkennen, dass ein Fahrrad bei der Polizei registriert ist und ggf. schneller als gestohlen identifiziert werden kann. Denn die Polizei speichert nicht nur die Daten des Fahrradbesitzers und kann diese der Registrierungsnummer zuordnen, sondern auch alle Eigenschaften und Merkmale des Fahrrades. Gewissermaßen hat die Polizei damit den früher üblichen „Fahrradpass“ nun immer im Computer abrufbar.

Eine Abfrage findet im Fall der Fälle bundesweit statt, einen Abgleich auf europäischer Ebene gibt es jedoch nicht und wird es so bald wohl auch nicht geben. Die Polizei ist schon froh, dass es trotz der föderalen Strukturen hierzulande überhaupt in ganz Deutschland funktioniert.

Kein Schutz gegen Profis

Ganz klar, gegen professionelle Diebe, die gezielt auf „Fahrradtour“ gehen, hilft diese Codierung wenig. Langfinger, die gewerbsmäßig Fahrräder stehlen, haben es ohnehin oft auf die wertvollen Anbauteile und Einzelkomponenten abgesehen, aber viele Fahrräder landen auch komplett im europäischen Ausland, wo sich niemand um eine deutsche Fahrradcodierung schert. Bei Gelegenheitsdiebstählen scheint die Abschreckung zumindest in Wunstorf jedoch zu funktionieren: Bei Fahrradkontrollen war unter den als gestohlen identifizierten Fahrrädern noch nie ein codiertes Rad.

Den vergebenen Code bekommen alle Teilnehmer noch einmal gemeinsam mit weiteren Hinweisen ausgehändigt | Foto. Daniel Schneider

Das könnte jedoch auch daran liegen, dass Radfahrer, die sich für eine Codierung entschieden haben, auch ansonsten mehr auf die Sicherheit ihrer Räder achten. Das war auch bei den Fahrradbesitzern bei der Codieraktion zu sehen: Viele hatten robuste Schlösser am Rad, mancher sogar mehr als nur ein massives Ketten- oder Bügelschloss.

Fahrradcodierungen auch ganzjährig

Wann die nächste Fahrradcodierung stattfindet, steht noch nicht fest. Sie wird immer dann geplant, wenn genügend Beamte dafür abgestellt werden können. Zu den Herbstferien könnte es vielleicht noch einmal einen Termin geben, doch so lange oder bis ins nächste Jahr muss niemand warten, der die Codieraktion verpasst hat und unbedingt noch sein Fahrrad auf diese Weise zusätzlich absichern möchte: Die Wunstorfer Polizei codiert Räder auch einzeln außer der Reihe, ein Anruf beim Kommissariat für eine Terminabsprache genügt.

Themenschwerpunkt: Radfahren in Wunstorf

Diese Reportage ist Teil unserer Serie „Radfahren in Wunstorf“. Lesen Sie demnächst: Wo in Wunstorf Fahrräder nicht sicher sind und was man außer einer Codierung gegen Diebstahl tun kann.

[Anzeige]
[Anzeigen]
Auepost wird unterstützt von:

Kommentare


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kontakt zur Redaktion

Tel. +49 (0)5031 9779946
info@auepost.de

[Anzeigen]

Artikelarchiv

Auepost auf …