Mesmerode/Bokeloh (ds). Der Spatenstich liegt noch nicht lange zurück, am 23. November vergangenen Jahres war Baubeginn. Nun, ein knappes halbes Jahr später, wurde schon Richtfest gefeiert: Am Donnerstagnachmittag wurde im Beisein der Feuerwehren von Mesmerode und Bokeloh die Richtkrone auf den Rohbau gesetzt. Hier wird im kommenden Jahr die neue Heimat der beiden Freiwilligen Feuerwehren liegen.
Architekt, Bürgermeister, Stadtbrandmeister und Mesmerodes Ortsbürgermeister wünschten den weiteren Bauarbeiten das Beste. Bürgermeister Carsten Pielluschs Rede („über dem Haus strahlt die Sonne“) war anzumerken, dass sie bei besserem Wetter geschrieben worden war, nun prasselte allerdings just der Regen auf die Baustelle – doch die Decke ist dicht. Stadtbrandmeister Martin Ohlendorf hatte die Bauarbeiter im Blick: „Wir wissen, wie Unfälle aussehen, das wollen wir hier nicht erleben“, formulierte er pragmatisch. Die Bauarbeiter erfreuen sich guter Gesundheit, alles liegt im Plan, so dass das Gebäude ab dem zweiten Quartal 2024 von den Feuerwehren genutzt werden könnte – sofern nichts mehr schiefgeht.
Dann werden die beiden Wehren deutlich mehr Platz und Komfort haben als bislang in ihren Gerätehäusern – und auch baulich wieder auf dem feuerwehrtechnischen Stand der Dinge sein. Zum Richtfest wurde noch der Randbereich der Straße am Kaliberg zum Parkplatz umfunktioniert. Teils passen die modernen Feuerwehrfahrzeuge nicht einmal mehr in die alten Gerätehäuser. Die Feuerwehr Idensen wurde nicht Teil der Planungen, die südwestlichste der Wunstorfer Wehren behält sich ihre Eigenständigkeit.
Streng genommen war es kein Richtfest, sondern ein Deckenfest – das Feuerwehrhaus bekommt keinen Dachstuhl. Deshalb wurde nun die Fertigstellung des Rohbaus gefeiert. Mit Schwung wurde die Richtkrone am Haken des Kranauslegers in die Höhe gezogen und auf dem Dach verankert.
Das Familienunternehmen Kubera aus Hildesheim mit rund 120 Jahren Firmentradition hat schon einige Feuerwehrhäuser errichtet und baut nun auch die Wache für Mesmerode und Bokeloh. Er sei nicht der Älteste und auch kein Zimmermann, wie es der Dachdeckerbrauch bei Richtfesten ist, sagte Reiner Kubera selbst vor der Zeremonie – aber er beging die Tradition erkennbar mit Erfahrung und der genau richtigen Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit. Denn der Aberglaube spielt keine kleine Rolle: Nicht auszudenken, unter welchem Stern der Feuerwehrbau stünde, wenn das geworfene Schnapsglas nicht zerspringen würde – aber das tat es mit laut vernehmbarem Klirren. Die gleich wieder aufgefegten Scherben beseitigten jeglichen Restzweifel.
Feinarbeiten mussten noch an der Ausrichtung des Richtkranzes vorgenommen werden – einen leicht schief hängenden Kranz akzeptierten die Feuerwehrleute nicht und baten höflichst um Korrektur.
Wird ein gemeinsames Feuerwehrhaus auch irgendwann zur Verschmelzung der Feuerwehren von Mesmerode und Bokeloh führen? Lässt sich eine Trennung überhaupt aufrechterhalten, wenn man fortan in einem gemeinsamen Haus zusammenkommt?
Für die beiden Ortsbrandmeister, Florian Rust und Marcus Thiele, stellt sich die Frage im Grunde nicht: Man arbeite heute schon sehr eng zusammen, habe gemeinsame Dienste und Aktivitäten. Eine Verschmelzung sei zum jetzigen Zeitpunkt aber weder geplant noch angestrebt.
Es wird jedoch nicht ausbleiben, dass man nicht nur funktionell, sondern auch organisatorisch noch näher zusammenrückt, und das könne langfristig gesehen tatsächlich einmal in einer gemeinsamen Wehr münden. Das ist jedoch allenfalls ferne Zukunftsmusik, bestätigt auch Feuerwehrsprecher Marvin Nowak. Wer als Mesmeroder künftig ins gemeinsame Feuerwehrhaus kommt, wird Angehöriger der Mesmeroder Feuerwehr – und Gleiches gelte entsprechend für die Bokeloher.
Es gibt keine getrennten Spinde
Alles Übrige sieht man pragmatisch. „Es gibt jedenfalls keine getrennten Spinde“, lacht Rust – um gleich einzuschränken: „Doch, natürlich für Männer und Frauen getrennt.“ Aber nach Wehren wird nicht unterschieden.
Rein geographisch betrachtet geben allerdings die Mesmeroder den Ton an: Die neue Feuerwache liegt auf ihrem Gebiet. Die Ortsgrenze verlaufe hinter der katholischen Kirche, erklärt Marcus Thiele – was den Neubau deutlich auf Mesmeroder Seite liegen lässt. Das Ortsschild wurde vor drei Wochen extra aufgrund des Neubaus versetzt. Aber nicht, um es noch eindeutiger den Mesmerodern zuzuschlagen – die geschlossene Bebauung verschiebt sich dadurch jedoch um einige Meter weiter nach Westen. Wo bisher schneller gefahren werden konnte, gilt nun direkt vor der Feuerwache 50 km/h.
Die Freude auf das neue Haus überwiegt auch bei den übrigen Feuerwehrleuten – es gibt kein allzu großes weinendes Auge angesichts des Verlustes der alten Häuser: Diese prägen zwar mit die Ortsidentitäten, werden aber zumindest im Falle Mesmerodes nicht verloren sein und eine Nachnutzung erhalten. Für Bokeloh steht das noch nicht ganz fest: In der noch aktuellen Wache am Schützenplatz kämpft man schon seit Längerem mit einem veritablen Wasserschaden.
Wassermassen im Feuerwachenneubau soll es nur noch in den Löschfahrzeugen geben. Die stehen an der Ostseite, wo die Fahrzeughalle integriert wird. Die Front des Gebäudes bildet ein großer Schulungsraum, von hier aus wird man durch eine große Glasfront direkten Blick auf den Kaliberg haben. Der Alarmeingang, über den die im Einsatzfall ankommenden Feuerwehrleute das Gebäude zum Umziehen schnell betreten können, verläuft auf der Westseite. Hier sind auch 10 Fahrradbügel für insgesamt 20 Fahrräder vorgesehen. Am Donnerstag rätselte mancher noch, was der in den Plänen eingezeichnete Bereich an dieser Stelle bedeuten solle.
Nicht nur im Feuerwehrgerätehaus selbst, auch drumherum ist viel Platz eingeplant: Auf den angrenzenden Freiflächen sollen „Angebote mit guter Aufenthalts- und Arbeitsqualität“ für die Feuerwehren entstehen. Eine Übungsfläche von 250 Quadratmetern ist dem Schulungsraum vorgelagert. Die befestigten Flächen werden allesamt gepflastert.
Was ich denk und tu, das trau ich auch dem Anderen zu.
Eine Zusammenlegung kommt schon deshalb nicht in Frage, weil sonst ein Ortsbrandmeister, ein stellv. Ortsbrandmeister, ein Kassenwart, ein Schriftwart, ein Gerätewart, ein Atemschutzgerätewart, ein Funkgerätewart, ein Sicherheitsbeauftragter, diverse Gruppenführer und ein Jugendwart ihre Posten abgeben müssten.
Da schmeckt einem auch das beste Mettbrötchen nicht mehr!