Luthe (ds/as). Die Wunstorfer Kläranlage in Luthe ist seit den vergangenen Tagen in Gefahr: Das Leinehochwasser, das nun unmittelbar an das Betriebsgelände heranreicht und nur noch von einem kleinen Erdwall aufgehalten wird, droht die Anlagen zu überschwemmen. Seit den Weihnachtsfeiertagen sind Mitarbeiter und Feuerwehr daher damit beschäftigt, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Am 26.12. wurden bereits 7.000 Sandsäcke zum Gelände geliefert, heute sollen ungefähr noch einmal so viele hinzukommen. Etwa 5.000 Säcke wollte die Feuerwehr heute bis zu den Mittagsstunden füllen, sagte Wunstorfs Ortsbrandmeister Sven Möllmann der Auepost.
Seit dem frühen Morgen waren Feuerwehr und Baubetriebshof dabei, die Sandsäcke am Bauhof zu befüllen. Die fertigen Säcke werden von den Johannitern per LKW mit Blaulicht zur Kläranlage Luthe gefahren.
Um 8.45 Uhr war für den Großeinsatz fast im gesamten Stadtgebiet der sogenannte Vollalarm ausgelöst worden: Die Feuerwehren Kolenfeld, Steinhude und Wunstorf wurden zum Bauhof gerufen, um dort die Sandsackabfüllung zu bewerkstelligen. Gleichzeitig wurden die Feuerwehren Blumenau, Großenheidorn und Luthe zur Kläranlage geschickt, um dort den Erdwall auf einer Breite von 450 Metern zu stabilisieren. Stadtbrandmeister Martin Ohlendorf war vor Ort. Mehr als 200 Feuerwehrleute gingen in den Einsatz.
THW-Fachberater Tobias Brock aus dem Ortsverband Wunstorf unterstützt die Maßnahmen. Bei der Auslegung der Sandsäcke wird quasi nach Anleitung vorgegangen: Physikalische Berechnungsgrößen und Erfahrungswerte bilden den Maßstab für die Verstärkungsmaßnahmen.
Die Sandsäcke würden so gelegt, dass noch etwas Wasser durch den Deich dringen könne – das sei Absicht, erklärt Brock: Wasser soll sich nicht innerhalb des Walles aufstauen können und diesen letztlich sprengen. Es gehe deshalb nicht darum, den Deich hermetisch abzudichten. Mit den Sandsäcken werde letztlich ein Gegenpol zum von außen herandrückenden Wasser geschaffen, der aufgeweichte Erddamm bekommt neue Stabilität durch die Sandsäcke.
Die Feuerwehr hatte Paletten als provisorischen Weg über den längst sumpfig gewordenen Boden ausgelegt und bildete statt einer Eimerkette darauf nun eine Sandsackkette: Die von Gabelstaplern und Radladern herbeigeschafften Sandsackpaletten wurden abgeladen und Sandsack für Sandsack bis zum Erdwall durchgereicht und dort positioniert. Gehölz war zuvor mit der Kettensäge auf dem Wall entfernt worden.
Am Nachmittag waren bereits insgesamt 9.000 Sandsäcke in mehreren Schichten verlegt – weitere werden benötigt. Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) bemüht sich darum, dass 15.000 weitere Säcke für die Stadt bereitgestellt werden – und hat in einer Videokonferenz mit den Bürgermeistern der Region die Krisensituation in Wunstorf verdeutlicht. Auch wird überlegt, ob weitere Hilfskräfte von außerhalb der Stadt in den Einsatz geschickt werden können, wenn die örtlichen Feuerwehrleute an ihre Grenzen kommen. Der städtische Krisenstab tritt derzeit regelmäßig direkt vor Ort in der Kläranlage zusammen.
Die Situation an der Kläranlage bildet aktuell den Schwerpunkt der Hochwassermaßnahmen in Wunstorf, denn z. B. die Pumpstation liegt unmittelbar am Hochwasser, sie ist ein Herzstück der Anlage: Über sie wird das gereinigte Wasser in die Leine befördert.
Versagt dieser Baustein, ist die gesamte Kläranlage nicht mehr zu betreiben. „Wenn die Pumpe fällt, fällt die Kläranlage“, so Stadtsprecher Alexander Stockum zur Auepost. Das Wunstorfer Abwassersystem wäre blockiert.
Die Stabilisierung am 27. Dezember war erfolgreich, die letzten Feuerwehrkräfte wurden am Abend nach Hause geschickt, um sich auszuruhen. Eine Nachtwache ist eingerichtet, so dass bei Problemen innerhalb von 20 Minuten neue Kräfte in den Einsatz geschickt werden können.
Danke!
Einfach nur danke an jene, die momentan mit anpacken und Gutes für uns alle tun!