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Stadtkirche: Sanierung kostet mindestens 650.000 Euro

25.11.2024 • M. Süß/A. Süß • Aufrufe: 1100

Die Sanierung des Turms der Stadtkirche soll im neuen Jahr beginnen, neun Monate oder länger dauern und mindestens 650.000 Euro kosten. Das ist das Ergebnis einjähriger Untersuchungen. Es sollen nicht nur alle 19 Zuganker erneuert werden – auch Teile des Mauerwerks und der Holzkonstruktion im Turmhelm sind baufällig.

25.11.2024
M. Süß/A. Süß
Aufrufe: 1100
Stadtkirche eingerüstet | Foto/Illustration: Auepost-Archiv

Wunstorf (ms/as). Es war die Nacht zum 21. Oktober 2023: Wenige Stunden nach einer Veranstaltung in der Stadtkirche stürzte ein etwa 10 Kilogramm schweres Eisenteil von der Vorderfront des Turms zu Boden, durchschlug einen Ast des Weins am Mauerwerk und hinterließ in den Steinplatten vor dem Haupteingang deutliche Spuren. Niemand kam zu Schaden, aber der Schock war groß. Das geschmiedete Eisenstück gehörte zu einem der Kreuzanker im Turm, die seit gut 180 Jahren für Stabilität sorgen.

Die Stifts-Kirchengemeinde als Eigentümer der Stadtkirche schaltete sofort das Amt für Bau- und Kunstpflege der Landeskirche Hannover ein. Später wurden auch externe Fachleute hinzugezogen. Schon die erste Inaugenscheinnahme ergab: Mehrere Kreuzanker sind marode, und „ein etwas größeres Problem“ war entstanden. So formulierte es jetzt Matthias Braun, Architekt und Diplom-Ingenieur der Landeskirche, vor gut 40 Interessierten während einer Gemeindeversammlung in der Stadtkirche.

Mit neuen Schäden ist zu rechnen

Das Urteil der Experten nach einjähriger Prüfung des Bauwerks ist eindeutig: Mit der Reparatur eines oder mehrerer Anker ist es nicht getan. Die Schäden reichen weit über die Eisenteile hinaus – die Sanierung wird teuer und dauert mindestens neun Monate.

Brauns Bilanz, abgestimmt mit den Statikern des hannoverschen Büros Rosenbusch und gestützt auf Untersuchungen einer Studentengruppe der Universität Bielefeld/Minden: 

■ Alle 19 Kreuzanker müssen ersetzt werden. Statt der Eisenanker wird Edelstahl verwendet. Einige wenige Anker werden nicht dort erneuert, wo sie jetzt angebracht sind, sondern aus statischen Gründen leicht versetzt. Die neuen Anker werden nicht, wie jetzt, mit Holzbalken verbunden, sondern reichen künftig mit Verbindungsstücken von Wand zu Wand. 

■ Die Korrosion in den Ankern ist „erheblich“: Mit „weiteren Schäden ist zu rechnen.“ Die Rostschichten an einigen Ankern sind bis zu einem Zentimeter dick. Die Schichten werden im Lauf vieler Jahre immer dicker und drücken die Ankerkreuze auseinander. 1840 installiert, haben sie ihre Lebensdauer erreicht. 

■ Sind die Anker nötig? Das war eine der Fragen, die sich die Gutachter gestellt haben. Eindeutiges Ergebnis: Ja. 

■ „Der Wein hat vieles zusammengehalten.“ Das „bunte Schadensbild“, das sich jetzt bietet, konnte deshalb so genau ermittelt werden, weil vom Gerüst aus Analysen aus kurzer Entfernung möglich waren.

■ Der Obernkirchener Sandstein im Giebel – in den 1980er Jahren zum Teil erneuert – ist „zum Teil stark verwittert“ und muss ersetzt werden. Das betrifft vor allem die Nordseite zur Stadtsparkasse. Für die Arbeiten an den Steintafeln muss das Gerüst erweitert werden.

■ Die Holzkonstruktion im Inneren des Turmhelms ist insgesamt „sehr gut“. Die Statiker haben den Erbauern ein gutes Zeugnis ausgestellt: Das Balkenwerk sei überdimensioniert und um ein Vielfaches stärker ausgelegt als nötig. Allerdings sind an mehreren Stellen starke Schäden entstanden: Einige Balken und auch viele Fensterbänke sind verrottet und werden erneuert. 

■ Zu den Teilen, die ersetzt werden sollen, gehört auch das Glas der Turmuhr, das an mehreren Stellen gerissen ist.

Die Orgel wird eingepackt

Die Sanierung beschränkt sich 2025 auf den Turm. Das Kirchenschiff ist voraussichtlich ohne Einschränkungen nutzbar. Die Orgel muss komplett verkleidet werden, um sie vor Staub und Beschädigungen zu schützen. Die Kosten von mindestens 650.000 Euro übernimmt zum größten Teil die Landeskirche Hannover. 50.000 Euro wird der Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf übernehmen müssen, etwa 5.000 Euro die Stiftsgemeinde. 

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Kommentare


  • Anonymous sagt:

    Okay Leute – das ist eine schlechte Nachricht und – wahrscheinlich mehrere gute Nachrichten.

    Die schlechte Nachricht ist, dass eine Menge zu tun ist und das auch eine Menge Geld kosten wird.
    Daran anschließend gleich eine konkrete Frage:
    „Die Kosten von mindestens 650.000 Euro übernimmt zum größten Teil die Landeskirche Hannover. 50.000 Euro wird der Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf übernehmen müssen, etwa 5.000 Euro die Stiftsgemeinde.“
    Sind die genannten Träger dazu in der Lage und sind nach dieser Rechnung alle Kosten abgedeckt oder gibt es dann immer noch eine Finanzierungslücke, welche die Stadt Wunstorf tragen muss.
    Das nämlich geht aus der obigen Formulierung NICHT hervor.

    Die guten Nachrichten sind meiner Meinung nach, dass
    1) ein akuter Sanierungsfall erkannt wurde, BEVOR etwas zusammenbricht (siehe Carolabrücke Dresden) und
    2) man offensichtlich gewillt ist, historische Gebäude zu erhalten.

    Eine abschließende Frage hätte ich dennoch:
    „Der Obernkirchener Sandstein im Giebel – in den 1980er Jahren zum Teil erneuert – ist „zum Teil stark verwittert“ und muss ersetzt werden.“

    Wie kann es sein, dass Sandstein aus dem Jahre 1980 erneuert werden muss, weil er zum Teil stark verwittert ist? Wenn ich mir die gelben Sandstein-Gebäude aus Sachsen und die roten Sandstein-Gebäude aus Franken in Erinnerung rufe, dann ist da überhaupt gar nichts verwittert. Was ist bei dem Obernkirchener Sandstein schief gelaufen? Kennt sich damit jemand aus?

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