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Stiftsstraße: Letzter Warnschuss aus dem Rathaus und schlimme Befürchtungen

16.04.2023 • Achim Süß • Aufrufe: 3266

Ein großes Loch klafft an der hinteren Hausfront, Regen und Wind können ungehindert eindringen: Der historischen Dechanei an der Stiftsstraße drohen Schäden oder gar Verfall. Die schlimmsten Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen. Aber die städtische Denkmalschutzbehörde will die Eigentümer nun zwingen, das leerstehende Fachwerkhaus zu schützen. Völlig unklar ist, welche Absichten die Hamburger Baufirma dort hat.

16.04.2023
Achim Süß
Aufrufe: 3266
Die Dechani verfällt äußerlich | Foto: Achim Süß

Wunstorf (as). Statt Luxuswohnungen im historischen Wohnquartier an der Stiftskirche Stillstand und Ungewissheit: Auch zwei Jahre nach dem Verkauf der Neuen Dechanei gibt es keine konkreten Planungen, erst recht keinen Baufortschritt, nicht einmal das vorgeschriebene Bauschild. Die Kontakte zwischen Investor, Architekten und Stadtverwaltung als unterer Denkmalschutzbehörde bleiben schwierig, und Bauschäden werden trotz amtlicher Aufforderungen nur zum Teil beseitigt.

„Zeitnah“ seien die Mängel zum Schutz der Substanz abzustellen, hieß es in den vergangenen Monaten immer wieder aus dem Bauordnungsamt. „Zeitnah“ war die Vokabel, wenn die Redaktion der Auepost recherchiert hat – und auch, wenn sich besorgte Wunstorfer an die Stadtverwaltung wandten. Passiert ist bisher wenig. Schäden im Dach und an einer Dachrinne sind repariert worden, ein Quadratmeter großes Loch auf der Rückseite nicht.

Positiver Eindruck verflogen

Während in der Stadt die Sorge um das wertvolle Gebäude wächst, ist im Rathaus ein Sinneswandel im Gang: Der positive Eindruck, den die Vertreter der aktuellen Eigentümer in einer bestimmten Phase hinterlassen haben, „verfliege“ jetzt, schildert Stadtsprecher Alexander Stockum die Situation. Weder Investor noch Planer würden ihre Zusagen einhalten. Die Pläne für die Umgestaltung würden noch immer nicht vorliegen.

„Das kann so nicht bleiben“

Dieses Verhalten ist nach Informationen der Auepost nicht neu: Schreiben aus dem Rathaus wurden vom Hamburger Unternehmen gar nicht oder verspätet beantwortet, Fristen wurden missachtet, und als es schließlich zu einem Ortstermin kam, wurde es auch noch grotesk: Die Schlüssel für das Gebäude waren nicht auffindbar – die geplante Besichtigung der Innenräume wurde vertagt.

Zwangsmaßnahmen auf dem Weg

„Sehr, sehr deutlich“, so Stockum nun, habe die Stadt als untere Denkmalschutzbehörde vor ein paar Tagen schriftlich verlangt, das Loch in der Fassade zu schließen. Dieser Brief sei „die letzte Warnung“ gewesen. Dieser „Warnschuss“ ging allerdings ins Leere: Stockum gab am Freitag bekannt, der Brandbrief habe keine Reaktion ausgelöst. Spätestens in zwei Wochen werde es eine amtliche Verfügung und „Zwangsmaßnahmen“ geben. Auch eine Ersatzvornahme sei nicht ausgeschlossen. Dabei würde die Stadt die Reparaturen auf Kosten der Eigentümer von einer Firma ausführen lassen. Der Sprecher betont, nach wie vor gelte: Die Neue Dechanei sei von hohem historischen Wert, der Schutz des Denkmals werde sichergestellt. Stockum zum Verhalten des Investors: „Das kann so nicht bleiben.“

Die Neue Dechanei: Das doppelte Fachwerkhaus wurde 1787 als Kapitelhaus gebaut. Von 1835 an wohnte dort die Dechantin, die Vorsteherin des Stifts. Im Gebäude war auch die Stiftsschule mit der Wohnung des Rektors untergebracht. Das Haus wurde später als Pfarrei- und Stiftsküstergehöft bezeichnet und war Wohnhaus der Superintendenten und Organisten. In der jüngsten Vergangenheit war es Pastorenwohnung in einem Teil, Bürogebäude für Kirchenkreisamt und Diakonie im anderen. Das Haus gehört zu den geschichtsträchtigsten der Stadt und den prägenden der Stiftsstraße. Es ist wesentlicher Teil des Baudenkmals Stiftsensemble. Bis zum Verkauf an einen Hamburger Investor im Frühjahr 2020 gehörte es der Stifts-Kirchengemeinde. Statt die groß angekündigten Pläne für Luxuswohnungen zu verwirklichen, gab das Unternehmen die Immobilie an eine andere Hamburger Baufirma weiter.
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Kommentare


  • Rocky sagt:

    Ok wer es braucht, tja so ist es nunmal

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