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Wenn der Schiedsrichter für die nötige Spannung sorgt …

10.11.2018 • Redaktion • Aufrufe: 342
10.11.2018
Redaktion
Aufrufe: 342

Miguels Kabinenpredigt

Ob es die besondere Atmosphäre eines abendlichen Flutlichtspiels, das Spiel gegen einen niedersächsischen Nachbarn oder die Vorahnung der Zuschauer war – es herrschte auf jeden Fall von der ersten Minute an im Spiel gegen den VfL Wolfsburg eine prickelnd gute Stimmung im Hannoveraner Stadion.

Hannover (mj). Die Hoffnung auf die mittlerweile lang ersehnten nächsten Punkte gegen den Abstieg aus der höchsten Spielklasse – ein Ziel, das nun offiziell vom Verein ausgerufen wurde – war auf den Rängen von Seiten der 96-Anhänger deutlich zu spüren. So wurden gute Aktionen der Spieler auf dem Platz von der ersten Minute an durch Applaus oder entsprechende Zurufe positiv bestärkt. Auf der anderen Seite merkte man den Fans die unangenehm aufstoßende Situation von nur 6 Punkten aus 10 Spielen ebenfalls deutlich an. Jeder Ballverlust oder Stockfehler wurde rasch und ohne Nachsicht mit genervten Seufzern quittiert. Wahrscheinlich sahen in solchen Situationen genug Fans „ihre eigene Oma“ als fähigere Berufssportlerin im Trikot von Hannover 96 – vor allem nach den bitteren Niederlagen der letzten Spieltage.

Der ungläubige Blick auf die Stadiontafel

Nach 10 Minuten solider Spielweise der 96er und weiteren 10 Minuten, in denen die Wolfsburger bedrohlich stark aufspielten, mutierte das Spiel mit einer entscheidenden Szene zu einem echten Freitag-Abend-Kracher. Der Ball zappelte nach 18 Minuten im Hannoveraner Tor. Doch auf den Rängen setzte man sofort seine Karten auf den Videoschiedsrichter, weil dem Tor der Wolfsburger ein klares Handspiel vorausging. Nachdem es zu Recht aberkannt wurde und so ein Videobeweis auch mal zu Recht und vor allem zu Gunsten der 96er ausfiel, spürte man, dass dieser Abend von Erfolg gekrönt sein könnte. Das Stadion legte auf das Fundament der bereits herrschenden guten Stimmung nochmal ein Stockwerk Optimismus drauf und die Spieler auf dem Rasen ließen sich davon anstecken.

Ab jetzt griff die Aufstellung André Breitenreiters, wie sie wohl auf der Trainer-Taktiktafel erdacht war: eine Rückkehr zur defensiven Viererkette in einem 4-1-4-1. In dieser Formation führten vor allem der bislang selten berücksichtigte Marvin Bakalorz (heute als „8er“ neben Ihlas Bebou) und das gerade erst genesene 96-Eigengewächs Linton Maina zu einer Leistungssteigerung gegenüber den letzten Spielen. Aber auch dem Rest der Mannschaft war heute der nötige Biss in den Zweikämpfen anzumerken, der in einer solchen Situation unabdingbar ist. Bobby Wood, zwar ohne große Torszene, behauptete in bester Füllkrug-Manier unheimlich viele Bälle gegen die Riesen in der Wolfsburger Innenverteidigung, die Außenverteidiger Matthias Ostrzolek und Julian Korb wurden bei hart geführten Zweikämpfen bejubelt und auch der brasilianische Nationalspieler Walace ließ seine Gegenspieler wie so oft gekonnt ins Leere laufen.

All diese Komponenten führten zu einer Reihe starker Offensivaktionen, von denen das Traumtor und damit erste Tor von Linton Maina als 96-Profi die Krönung darstellte.
Im Anschluss fotografierte der ein oder andere Fan auf den Rängen die Anzeigetafel, die eine in dieser Saison so seltene Führung für Hannover 96 zeigte. Ob als Erinnerungsfoto, Dokumentation eines erfolgreichen Spiels oder Beweisfoto für den kommenden Stammtisch, dass Hannover 96 tatsächlich noch in Führung gehen kann, bleibt offen.

Ein Schiedsrichter bekommt Lust auf Krimi

Während die Wolfsburger Fans, die (trotz der recht kurzen Anreise) nur wenig mehr als den abgesperrten Gästeblock für sich beanspruchten, in der ersten Hälfte mit ihren immer wieder nur kurz erklingenden Rufen, wie ein heiserer Fußballfan mit Schluckauf klangen, fanden sie in der zweiten Spielhälfte offenbar ihre Stimme wieder.
Wolfsburg-Coach Bruno Labbadia gab den Wolfsburger Anhängern mit einem Doppelwechsel das Signal, ihre Mannschaft deutlicher zu unterstützen – und sie hörten tatsächlich auf ihn. Die gut gelaunten ca. 34.000 Hannoveraner Fans hielten aber nun erst recht dagegen. Vor allem die Ultras wussten den Rest des Stadions immer wieder mitzunehmen.

Während die Wolfsburger Spieler in dieser Phase immer wieder versuchten, einen Elfmeter herauszuschinden, gelang es den 96ern zu Recht den entsprechenden Pfiff vom Unparteiischen zu erhalten. 2:0 für Hannover 96 und Schiedsrichter Marco Fritz bekam langsam Mitleid mit dem VfL Wolfsburg. Nachdem seine Gelbe Karte bei Vergehen von 96-Spielern mehrfach äußerst locker in der Tasche lag und somit sehr schnell gezogen war, dachte er sich wohl nach mehreren zu Recht nicht gegebenen Elfmetern für Wolfsburg, dass sich drei Fast-Elfmeter zu einem richtigen Elfmeter zusammenaddieren lassen sollten. Das Stadion versuchte ihn in der 81. Minute lautstark auf seinen mathematischen Irrtum aufmerksam zu machen, doch er überhörte die über 30.000 gut gemeinten, wenn auch etwas zu vehementen Ratschläge gekonnt. Der Holländer Wout Weghorst verkürzte auf 2:1 aus Sicht der Hannoveraner und es begann eine typische Schlussphase, ohne die es seit langem schon keinen 96-Sieg mehr gab: nämlich absoluter Nervenkitzel.

Mit Mann, Maus und mehr

André Breitenreiter stellte bereits vor dem Gegentreffer auf ein 4-4-2 um, korrigierte nach diesem jedoch noch einmal auf ein absolut defensives 5-4-1, indem die Flügelflitzer Linton Maina und Noah Joel Sarenren Bazee sowie Bobby Wood den Platz für Genki Haaguchi, Hendrick Weydandt und Miiko Albornoz verließen. Das Fan-Herz hüpfte vor allem bei Bazees Auswechslung höher, als er nach ordentlichem Spiel endlich mal wieder ohne eine Verletzung den Platz verlassen konnte.

Nun flogen die Bälle von Wolfsburger Füßen nur so in den Strafraum, doch entweder konnte der Ball von 96-Verteidigern, dem unglaublich gut aufgelegten Michael Esser (diverse hochkarätige Paraden) oder sogar von dem in den letzten Minuten fast ausschließlich in der nun entstandenen 7er-Kette verteidigenden Stürmer Weydandt geklärt werden.
Ab der 90. Spielminute musste man hoffen, dass kein Spieler oder Schiedsrichter das Stadion an diesem Abend mit chronischem Tinitus verlassen würde. Auf die sehr hoch angesetzten fünf Minuten Nachspielzeit reagierte das Hannoveraner Publikum mit einem entsprechend fünf Minuten anhaltenden Pfeifkonzert, was das eigene Trommelfell schon deutlich beanspruchte.

Als André Breitenreiter wild hüpfend mit den Armen zum Abpfiff wedelte und sich auch die 20. Flanke der Wolfsburger im Nichts verlor, hatte Marco Fritz ein Einsehen, dass der Sieg von Hannover 96 an diesem Abend verdient eingetütet werden sollte.

Viel Hoffnung und ein paar Fragezeichen

Nun steht für die Mannschaft aus Hannover erst einmal die Länderspielpause an. Das heute aufgestellte Team lässt aber vor allem durch einige Spieler Hoffnung keimen. Walace wird pro hinzukommendem Spiel immer deutlicher die Konstante im defensiven Mittelfeld, Marvin Bakalorz schien den nötigen Kampfgeist auf den Platz zu transportieren, Ihlas Bebou lieferte unabhängig von den Ergebnissen bereits seit Wochen wieder ab und glänzt vor allem durch starke Übersicht und exzellente Vorlagen, Linton Maina hat den linken Flügel absolut im Griff und kann nun hoffentlich wieder gesund und konstant im 96-Spiel mitmischen und Innenverteidiger Josip Elez spielt sich mehr und mehr in der 3er-, 4er- oder auch 5er-Kette fest. Heute anstatt über rechts, in der linken Innenverteidigung aufgestellt, glänzte Elez durch gutes und ruhiges Defensivverhalten und konnte seine gute Übersicht deutlich häufiger in starke Pässe und sogar Dribblings in die Tiefe ummünzen.

Lediglich Sorgen bereitet trotz einer deutlichen Steigerung im heutigen Spiel Waldemar Anton, dessen Berufung zum Kapitän mehr und mehr zur Bürde zu werden scheint. Außerdem lässt Niclas Füllkrugs lädiertes Knie eine entsprechende Durchschlagskraft in der Sturmmitte vermissen. Bobby Wood hat das gegnerische Tor noch nicht im dauerhaften Visier und Hendrik Weydandt scheint vom Trainerteam noch nicht die vollen 90 Minuten zugetraut zu bekommen.

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