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Verkehrswendepreis: Wunstorf gewinnt mit „Leuchtturmtrasse“ bundesweit Aufmerksamkeit

05.11.2024 • Redaktion • Aufrufe: 4806

Wunstorf ist einer der Hauptpreisträger des Deutschen Verkehrswendepreises: Mit der Wunstorfer „Fahrradautobahn“, in der Stadt offiziell „Leuchtturmtrasse“ genannt, kam man in den Kreis der bundesweit vier besten Projekte. Doch fertig ist die Trasse noch nicht, und bereits jetzt sorgt sie für Diskussionen.

05.11.2024
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Bei der Einweihung der Fahrradbrücke zwischen Klein Heidorn und Wunstorf – einem Teilstück der Leuchtturmtrasse – im Oktober 2023 (Archiv) | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (red). Der Begriff Leuchtturmprojekt sollte in Wunstorf eigentlich nicht mehr so inflationär verwendet werden, um Abnutzungserscheinungen vorzubeugen – doch nun hat die Stadt genau damit einen bundesweiten Preis gewonnen: Den Verkehrswendepreis 2024.

Nicht mit dem Umbau der Barnestraße, dem viel beachteten dazugehörigen Barnelab mitsamt Autokunstinstallationen oder dem Verkehrsberuhigungsexperiment in der Oststadt ist man unter die vier besten Projekte gelangt, sondern mit der geplanten Wunstorfer „Fahrradautobahn“.

Im Rathaus freut man sich über die Auszeichnung, die zu Beginn dieser Woche von einer nach Berlin gereisten Delegation in Empfang genommen wurde – darunter Bauamts-Chef Alexander Wollny und Erste Stellvertretende Bürgermeisterin Kirsten Riedel. Die Stadt selbst hatte sich für den Preis beworben, der von dem Verein Allianz pro Schiene vergeben wird.

Vorrang für Radfahrer

Mit Leuchttürmen hat die nun ausgezeichnete Fahrradwegverbindung jedoch nichts zu tun, auch wenn ein Teilstück von automatisch gesteuerten, bei Bedarf anspringenden Straßenlaternen begleitet wird – Leuchtturm ist im übertragenen Sinne gemeint. Der Radweg soll komfortabel sein und Steinhude, Wunstorf und Luthe miteinander verbinden, eine Achse zum Bahnhof für den Radverkehr schaffen.

Sie wird als sogenannte Radvorrangroute angelegt, so dass vor allem Pendler mit Ziel Bahnhof bei 20 bis 25 km/h konstant darauf fahren können sollen. Die Strecke ist dabei so angelegt, dass über drei Viertel der Stadtbewohner damit sozusagen direkt vor der Haustür dazu eingeladen werden, mit dem Rad statt mit dem Auto zum Bahnhof zu pendeln.

Fahrradmarkierungsarbeiten in der Wunstorfer Stadtmitte (Symbolbild)

Beigetragen zur Aufnahme in die Kategorie der Hauptpreisträger hat auch die schon vorhandene oder geplante Infrastruktur rund um die Radwegsverbindungen: Lademöglichkeiten für E-Bikes, Schließfächer, und SB-Reparaturstationen. Auch die Existenz des automatischen Fahrradparkhauses am ZOB, die gläsernen Fahrradtürme, haben in die Entscheidung mit hineingespielt.

Von insgesamt 17 Projekten waren 11 nominiert worden – Wunstorf gewann dann neben drei Mitbewerbern den Hauptpreis. Es ist ein symbolischer Preis, eine Dotierung ist damit nicht verbunden. Neben den vier Hauptgewinnern wurde auch noch ein Sonderpreis für eine bauliche Verkehrswendeleistung vergeben.

Fahrradhindernisse auf der Fahrradvorrangroute

Für die Allianz pro Schiene ist es der Anknüpfungspunkt zur Bahn, die den ortsteilübergreifenden Wunstorfer Fahrradweg hat preisfähig werden lassen: „Menschen steigen dann gerne auf ihr Fahrrad als Zubringer zur Schiene um, wenn es vernünftige Radwege gibt. Und so entwickelte die Kommune in Wunstorf nahe Hannover für ihre eigenen Bürgerinnen und Bürger sowie die der umliegenden Gemeinden einen Anreiz, um künftig mit dem Rad statt mit dem Auto zum dortigen S- und Regionalbahnhof zu kommen“, heißt es in der Begründung. Die Jury sieht in der Leuchtturmtrasse Wunstorf ein nachahmenswertes Beispiel, wie man „das Verlagerungspotenzial im ländlichen Raum erschließen kann“.

Noch befindet sich die Stadt mit dem Projekt aber auf dem (Fahrrad-)Weg: Die Route ist in ihrer Gesamtheit weiter im Bau, und bereits bestehende Abschnitte sorgten schon für allerhand Kopfschütteln: So hatte sich zuletzt ausgerechnet auf der neuen Fahrradbrücke, die zwischen Wunstorf und Klein Heidorn die künftige Nordumgehung überquert, eine Fahrradfahrerin an einem mittig aufgestellten metallenen Poller verletzt. Statt das Hindernis zu entfernen, wurde es inzwischen ersetzt: Durch einen anderen, weicheren Poller. Auch die bauliche Umsetzung von Streckenabschnitten stößt bei Bürgern und der Ortspolitik teils auf Unverständnis, Breite und Steigungswinkel mancher Abschnitte stehen in der Kritik.

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Kommentare


  • S. Behne sagt:

    Wenn es jetzt noch eine Beleuchtung am Radweg nach Kolenfeld gäbe, wäre das super. Vielleicht kann man das ja mal mit in die nächste Projektplanung mit aufnehmen.
    Und kunstvoll dekorierte Reifen passend zu den Autos gibt es am Feldrand auch immer wieder

    • Trampendal sagt:

      Wo gibt es denn den Radweg nach Kolenfeld? Meinen sie den schmalen Asphaltstreifen an der Landstraße? Dort dürfen sich aber nicht zwei Radfahrer begegnen.

      • Ralph sagt:

        Also ich kenne einen breiten Radweg von „In der Barne“ oder Emmanuel-Grund-Straße am oberen Barnegraben entlang über die Kanalbrücke bis zum Weißen Damm.

  • Der Meisterbürger sagt:

    Wenn Sie sonst schon keiner feiert, dann feiern Sie sich halt selber. Völlig losgelöst von der Wirklichkeit schwebt das Raumschiff äh Lastenfahrrad durch den konsensfreien Raum. Ein Albtraum. Bitte aufwachen!

  • Begerow, Joachim sagt:

    Dass ausgerechnet ein anderes von der Zielgruppe überwiegend ignoriertes „Möchtegern-Leuchtturmprojekt“, nämlich die trotz massivster PR-Maßnahmen nach wie vor kaum genutzten Fahrradtürme am Bahnhof, „in die Entscheidung mit hineingespielt“ haben, setzt dieser Real-Satire der Prämierung eines noch nicht einmal fertig gestellten (!) Projektes die Krone auf.
    Nun haben wir inzwischen derart viele „Leuchtturmprojekte“, dass wir den schmückenden Beinamen der „Stadt mit mee(h)r“ demnächst erweitern sollten in „Stadt mit Leuchttürmen und mee(h)r“.

  • Nanouk sagt:

    Langsam reichts, mit diesem Hass auf Autos, ganz normal ist das nicht mehr:-(

  • Rudolf sagt:

    Ich vermisse jemand auf dem Foto.

  • Badke, Heinz-Dieter sagt:

    Nun. Gegen Fahrradwege als Teil der Verkehrs-/Mobilitätsstrukturen ist bei vernünftiger Einbindung sicherlich nichts einzuwenden. Schließlich sind Fahrradfahrer berechtigte Strassenverkehrteilnehmer. Fahrradschnellwege/-Autobahnen sind allerdings wohl im zeitgeistigen Trend.
    Die Wunstorfer Fahrradautobahn (Leuchtturmtrasse), mag sinnvoll sein. Dem Artikel nach soll dieselbe komfortabel ausgestaltet werden. Gut. Lieber klotzen statt kleckern, wenn das Geld reicht.
    Ist dabei im Sinne des Komforts auch an eine vollständige lnnovative Beleuchtung der gesamten Strecke gedacht? Auch eine Beheizungsmöglichkeit der Fahrbahn sollte nicht fehlen, um im Winter die Fahrbahn frost- und schneefrei zu halten.
    Wohlan. Keine halben Sachen.

  • Birgit N. sagt:

    Eine Verkehrswende zu bezeichnen durch Fahrradwege oder -autobahnen wäre sicherlich angebracht, wenn die Autos aufgrund des Fahrradersatzes stehen bleiben würden. Aber das ist lächerlich. Und wer es nicht glaubt, betrachte den Autoansturm immer Montags und Donnerstags am Angebotstag von Lidl und Aldi. Tipp: Steinhude. Unmöglich.Und: Wer würde schon auf das Auto verzichten auf dem Weg zur Arbeit nach Hannover?

    Eie Verkehrswende ist die Abkehr vom Auto, aber nicht das Spazierenfahren eines E-Bikes.
    Sie ist auch nicht eine Wende, wenn weiterhin Parkplätze voll sind und darüber resümiert wird, ob Parkgebühren steigen, fallen oder gar nicht erst erhoben werden.

    Eine Verkehrswende bedeutet Verzicht auf Umweltverschmutzung. Und diese gibt es hier zur Genüge. Denn Autos fahren trotz „Verkehrswende Wunstorfs“ immer kräftig weiter. Also sollte man sich derartig hochgestellte Begriffe in Frage stellen.

    Seit Corona gibt es den Fahrradhype. Und das ungeachtet vom Autoverzicht. Und von Verkehrswende zu reden, ist äußerst unschmeichelhaft. Auch hinsichtlich des Abbaus der teilweise sehr umstrittenen Abbauprodukte, die den Akkus dienlich sind. Aber es ist ja alles scheinbar so umweltfreundlich.

    Wer herhalten muss für diese Stoffe und wie die Umwelt in diesen Ländern darunter leidet, das fragt sich niemand.

  • Brigitte sagt:

    Bevor viel Geld für eine Leuchtturmtrasse (Steinhude nach Wunstorf), deren Weg eigentlich noch ganz o.k. ist, ausgegeben wird, sollten erst einmal die bestehenden Radwege und die kombinierten Fuss- und Radwege auf Vordermann gebracht werden. Die sind in Wunstorf und den Ortsteilen überall völlig marode und teilweise an den Rändern auch zugewachsen. Man muss bei den vielen Schlaglöchern aufpassen, dass man nicht vom Fahrad fällt. Aber daran scheint seitens der Wunstorfer Politik kein Interesse zu bestehen. Ist ja auch nicht so medienwirksam und es gibt keine Förderung und keine Preise.

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