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Wenn die fliegende Tankstelle selbst neuen Treibstoff braucht …

05.03.2024 • Redaktion • Aufrufe: 1439

A400M der Luftwaffe können andere Flugzeuge in der Luft betanken, etwa Kampfjets. Doch was ist, wenn ein A400M selbst einmal neuen Treibstoff braucht? Am Fliegerhorst Wunstorf hat man nun mit den Prozeduren begonnen, die den A400M zur „Tankstellenkette“ in der Luft werden lassen. Die britische Luftwaffe unterstützte die Wunstorfer dabei über der Nordsee.

05.03.2024
Redaktion
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A400M bei der Luftbetankung | Foto: Bundeswehr/TTVG LTG 62

Wunstorf (red). Aufmerksamen Beobachtern ist es sicherlich schon einmal aufgefallen: Wenn die A400M-Transporter andere Maschinen betanken, dann fahren sie dazu an den Flügeln eine Art Schlauch mit Fangkorb aus, an dem die kleineren Maschinen andocken. Damit kann die Reichweite beispielsweise von Kampfflugzeugen im Einsatzgebiet massiv erhöht werden. Aber warum hat der A400M vorne an der Flugzeugnase über den Cockpitfenstern selbst einen Einfüllstutzen? Betankt werden die Maschinen am Boden doch ganz normal wie andere Flugzeuge auch.

Der Grund ist, dass die A400M-Maschinen nicht nur fliegende Tankstelle für andere Flugzeuge sein können, sondern auch dafür konstruiert sind, selbst in der Luft betankt zu werden – die A400M können sozusagen auch untereinander Treibstoff weitergeben.

Der Aufnahmestutzen eines A400M über der Nase des Flugzeuges | Foto: Daniel Schneider

Bisher wurde das System innerhalb der Luftwaffe nicht genutzt, doch das soll sich nun ändern. Dafür haben die Wunstorfer Flieger Mitte Februar mit der britischen Luftwaffe zusammengearbeitet. Die Kooperation mit der Royal Air Force war der Auftakt dafür, die anstehende Einsatzprüfung „A400M betankt einen anderen A400M im Flug“ zu beginnen, berichtet Major Manfred Schriever vom Wunstorfer Lufttransportgeschwader (LTG) 62.

Über der Nordsee

Zwischen dem 12. und 16. Februar fand dazu über der englischen Nordsee ein initialer Trainingskurs für die ersten LTG-62-Piloten statt, um die Erlaubnis und die Fähigkeit zu erwerben, den A400M in der Rolle des sogenannten Receivers – des treibstoffannehmenden Flugzeuges – fliegen zu dürfen. Drei deutsche A400M-Piloten der TTVG, der Gruppe zur Weiterentwicklung von Taktik, Technik und Verfahren, beim LTG 62 wurden mit Unterstützung der Briten in die Fähigkeit „Aerial Refueling – Receiver“, dem Betanktwerden in der Luft, eingewiesen.

Die Royal Air Force aus Brize Norton hatte dabei maßgeblich unterstützt und sowohl eine A330 Voyager als Tankflugzeug zur Verfügung gestellt als auch den deutschen Austauschpiloten bei der Royal Air Force, Major David F., als Lehrer für die eigenen Kameraden abgestellt.

Annäherung an die A330 Voyager, die einen Fangkorb ausgefahren hat | Foto: Bundeswehr/TTVG LTG 62
Der Aufnahmestutzen des A400M trifft den Fangkorb | Foto: Bundeswehr/TTVG LTG 62

Die Briten sind zurzeit die einzige Nation, die einen einsatzbereiten Tanker betreibt, der einen A400M betanken darf. Der Wunstorfer Austauschpilot kam dafür extra nach Wunstorf zurück, um den ersten drei A400M-Piloten die Möglichkeit zu geben, Luftbetankung mit einem A400M zu erlernen. Von Wunstorf aus wurde jeweils in Richtung englische Nordsee geflogen, der britische A330 Voyager kam den Deutschen aus Großbritannien entgegen.

Bald werden viele Piloten das Verfahren beherrschen

Die drei Piloten der TTVG sind nun fertig ausgebildet und besitzen im LTG 62 die Initialfähigkeit, die Einsatzprüfung mit dem A400M als Receiver voranzubringen. Sie sind damit die erste deutsche Besatzung überhaupt, die einen A400M in der Receiverrolle fliegen darf. „Sprit abgeben ist kein Problem, aber Sprit empfangen, das muss man erst neu lernen“, beschreibt Stabshauptmann Lenzenhuber von der TTVG das komplexe Verfahren. Die drei Piloten bilden zusätzlich zur Einsatzprüfung die Multiplikatoren für das Betanktwerden in den Einsatzstaffeln aus, die wiederum ihre Piloten weiter qualifizieren. Das Ziel ist, möglichst schnell viele Piloten zu befähigen, den A400M als Receiver zu fliegen.

Der Leiter des TVVG in Wunstorf, Major Kay Harenberg, zeigt sich dankbar für die Unterstützung der Royal Air Force: „An vier Tagen wurde ein A330 Voyager als Tanker zur Verfügung gestellt und bei 180 Contacts sehr operationell auf alle Training-Requirements der Luftwaffe eingegangen.“ Bei den Flügen waren insgesamt 40 Tonnen Treibstoff weitergegeben und das Verfahren als sehr sicher eingestuft worden.

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