Claudia Bodmann bei der Verleihung der Verdienstmedaille im Haus der Region Hannover. | Foto: Nadine Rochlitzer
Luthe, Hannover (nr). Es war ein ungewohntes Bild, welches sich am Freitagnachmittag im Haus der Region bot. Zehn Assistenzhunde liefen freudig durch den festlich dekorierten Raum in der Hildesheimer Straße 18. Normalerweise seien Hunde in den Räumen der Region Hannover nicht erlaubt, erklärte Gisela Röwe von der Region Hannover. Heute würde jedoch eine Ausnahme gemacht. Denn an diesem Freitag wurde der Gründerin des Vereins Apporte Assistenzhunde für Menschen im Rollstuhl e. V. Claudia Bodmann die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgehändigt. Die Verdienstmedaille wird Menschen verliehen, die sich in besonderer Weise für das Allgemeinwohl einsetzen.
„Der Festakt war sehr schön und beeindruckend. Die Wertschätzungen meiner ehrenamtlichen Arbeit und die Laudationen haben mich sehr berührt. Ich habe mich unglaublich gefreut, dass so viele meiner Freunde gekommen sind.“ – Claudia Bodmann
Claudia Bodmann engagiert sich seit 13 Jahren im sozialen Bereich. Seit einem Verkehrsunfall im Jahr 1981 ist sie querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. 2004 ging ein Traum der Lutherin in Erfüllung, sie erhielt ihren ersten Assistenzhund. Der treue Begleiter unterstützt sie seitdem im Alltag. Motiviert durch die positiven Erfahrungen und die erheblich gesteigerte Lebensqualität, die sie durch ihren Assistenzhund gewonnen hat, gründete Frau Bodmann 2005 den Verein Apporte-Assistenzhunde für Menschen im Rollstuhl e. V. Menschen im Rollstuhl haben es im Leben und in der Gesellschaft oft nicht leicht. Durch ihr Handicap können sie alltägliche Dinge ohne menschliche Hilfe nicht erledigen. Der Rollstuhl wirkt oftmals als zwischenmenschliche Barriere. Hier können Assistenzhunde helfen. Assistenzhunde geben ihren Haltern die Möglichkeit, aktiv, selbstbestimmt und unabhängiger von menschlicher Hilfe am Leben teilzuhaben. So kann er Türen, Schränke und Schubladen öffnen und wieder schließen, Dinge (wie ein Telefon oder eine Fernbedienung) bringen, Gegenstände aufheben, beim Tragen helfen, beim An- und Ausziehen helfen, um Hilfe bellen, Lichtschalter betätigen und die Waschmaschine ein- und ausräumen. Das Anliegen des Vereins ist, Menschen mit Handicap bei der Anschaffung und Finanzierung eines Assistenzhundes zu unterstützen, ein Netzwerk für Betroffene und Interessierte zu schaffen sowie die Öffentlichkeit über die Arbeit mit Assistenzhunden zu informieren und diese Form der Begleitung bekannter zu machen.
Oben v. l. n. r.: Frank Reinke, Manja Günther (2. Vorsitzende Apporte e. V.), Rolf-Joachim Hoch (Bürgermeister Luthe), Birgit Mares (stellv. Bürgermeisterin Wunstorf), Corina Robitschko (Ehefrau) & Michaela Michalowitz (stellv. Regionspräsidentin).
Unten v. l. n. r.: Elisabeth Färbinger (Gründerin & Geschäftsführerin Verein Partnerhunde Österreich) & Claudia Bodmann. | Foto: Nadine Rochlitzer
In ihrer Laudation würdigte die stellvertretende Regionspräsidentin Michaela Michalowitz die geleistete uneigennützige langjährige und beharrliche ehrenamtliche Arbeit der Lutherin. „Die über Jahrzehnte geleistete ehrenamtliche Arbeit findet mit der Verleihung der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland die ihr gebührende Würdigung und Anerkennung“, erklärte Michalowitz bei dem Festakt. Beeindruckt von Bodmanns Lebenslauf, gab sie sich jedoch auch nachdenklich. „Mir hat es nicht gefallen zu lesen, dass Assistenzhunde in Restaurants und Supermärkten nicht als Selbstverständlichkeit wahrgenommen werden. Dies entspricht nicht dem Gedanken der Inklusion. Wir müssen Inklusion neu denken und umsetzen“, so die stellvertretende Regionspräsidentin. Auch Wunstorfs stellvertretende Bürgermeisterin Birgit Mares sowie Freunde und Bekannte der Lutherin lobten das ehrenamtliche Engagement Bodmanns. „Die heutige Ehrung haben Sie mehr als Verdient, Wunstorf kann stolz auf Sie sein“, erklärte Mares.
„In einer Zeit in der man das Gefühl hat, von Egomanen umgeben zu sein, ist es wichtig, dass es Frauen wie Claudia Bodmann gibt, die sich ehrenamtlich einsetzen.“ – Frank Reinke (Freund)
Durch ihren unermüdlichen Einsatz konnte der Verein bislang 40 Assistenzhunde vermitteln. „40 Hunde zu finanzieren ist eine besondere Leistung, das muss man erstmal schaffen“, erklärte Elisabeth Färbinger, Leiterin und Gründerin der Assistenzhunde-Schule Partner-Hunde Österreich. Immerhin kostet die Ausbildung eines Assistenzhunde mittlerweile 18.000 Euro. Davon werden 16.000 Euro vom Verein übernommen. Apportes zweite Vorsitzende Manja Günther fügte hinzu: „So vielen Menschen hast Du durch Deine Idee geholfen und ihnen neuen Lebensmut, Freude und Hoffnung gegeben. Du investierst täglich viel Zeit in deine ehrenamtliche Arbeit und das ist nicht selbstverständlich“.
Am Abend wurde die Verdienstmedaille mit der Familie und Freunden bei einem gemeinsamen Essen und Prosecco gefeiert. Auch Bodmanns Assistenzhund Tom bekam an diesem Nachmittag eine Belohnung für seine Leistungen: Frank Reinke verlieh ihm den großen Verdienstknochen am Bande.
Sofort unterschreibe ich die Aussage der zu recht Geehrten, dass Hunde grundsätzlich und im Speziellen die Kontaktaufnahme zu Gehandicapten vereinfachen, wenn nicht gar erst ermöglichen.
So bin ich bis dato ausgesprochen irritiert, dass ich bei einem Besuch eines Geschäfts in der „schönsten Innenstadt der Region“ nicht die Möglichkeit hatte, die ausgesprochen freundliche Begrüßung eines dieser absolut lieben „Fellnasen“ (meine Zuneigung zu all denen darf durchaus als tendenziell leicht (!) ‚verrückt‘ bezeichnet werden) in Form einer „Streicheleinheit“ entsprechend zu erwidern.
Die gehandicapte Hallterin wollte das nicht – und zwar ohne eine kurze Erklärung dazu.
Ich persönlich habe keine -zumeist unangebrachten- Berührungsängste, andere hingegen könnten durch solche Erfahrungen/Erlebnisse möglicherweise noch eher auf Distanz gehen.
Etwas, was nicht gewollt sein wird.
So was von verdient Glpckwunsch
Zitat: „Normalerweise seien Hunde in den Räumen der Region Hannover nicht erlaubt, erklärte Gisela Röwe von der Region Hannover. Heute würde jedoch eine Ausnahme gemacht.“
Da überreicht man dem Vereinsoberhaupt eines Vereins, der Assistenzhunde vermittelt und Informationen für die Öffentlichkeit liefert, eine Urkunde und dann dieser Satz? Assistenzhunde dürfen in den Supermarkt, ins Krankenhaus und auch in den Räumen der Region Hannover – weil sie Hilfsmittel für Menschen mit Behinderungen sind. Das ist keine Ausnahme, dass die da reindürfen. Da würdigt man Claudia Bodmann und stampft mit Worten auf ihren Taten herum – vermutlich ohne es zu merken.
Zitat: „Mir hat es nicht gefallen zu lesen, dass Assistenzhunde in Restaurants und Supermärkten nicht als Selbstverständlichkeit wahrgenommen werden. Dies entspricht nicht dem Gedanken der Inklusion. Wir müssen Inklusion neu denken und umsetzen!“ Ja und Gisela Röwe schafft es am selben Abend in denselben Räumlichkeiten genau das Gegenteil zu sagen.
Ich freue mich über die Auszeichnung und Ehrung von Claudia und des Vereins und allen Hundetrainern, die den Assistenzhund möglich machen. Auch den Artikel finde ich schön geschrieben. Aber diesen Widerspruch, der tut mir wirklich weh.
Glückwunsch
Mit Recht wie ich finde!!