Wunstorf (ms/as). Vielfalt ist das Motto der Programmmacher, die ein gutes Jahr beraten und vorbereitet haben. Nun ist angerichtet. Jetzt müssen die Wunstorfer nur noch kommen. Darauf hoffen nicht nur die drei führenden Köpfe des Kulturnetzwerks, die jetzt in die Theaterbar am Stadttheater zum Pressegespräch eingeladen hatten. Mit ihnen gespannt und voller Vorfreude sind die vielen Aktiven in den diversen Organisationen, die sich im Netzwerk zusammengefunden haben und auf unterschiedliche Weise zum Programm dieser Präsentation ohne Beispiel beitragen.
Das Organisationsteam bilden Ingolf Heinemann vom Kunstverein, Heike Leitner von „Kultur im Bürgerpark“ und Kulturring, Hajo Arnds von „KRuG“, der Blumenauer Initiative, und Ulrike Coldewey von der Kunstschule. An dem Infogespräch für die Öffentlichkeit kann sie nicht teilnehmen, aber dafür ist die Erste Stadträtin Wiebke Nickel dabei, die Vertreterin von Bürgermeister Carsten Piellusch und unter anderem zuständig für die Kulturarbeit.
Heinemann – Spezialist für Landschaftsfotografie, erfahrener Galerist und seit 2018 agiler Protagonist des Kunstvereins – nutzt den ersten öffentlichen Auftritt der Netzwerksprecher vor der Lokalpresse, um an die allgemeine Krise der Kultur während der Pandemie zu erinnern, und beschreibt die zuweilen schwierige Entstehung der Interessenvertretung. Schon 2019 habe er mit dem Begriff „Kunstorf“ ein Zeichen setzen wollen. Das sei kein Wortspiel gewesen, sondern die Formulierung einer Vision: „Die Innenstadt in einen Kunst- und Kulturraum verwandeln und so für alle sichtbar, erlebbar, greifbar und be-greifbar machen“. Die Pandemie habe kurz danach „das Gegenteil bewirkt“.
In Ulrike Coldewey und Hajo Arnds habe er in dieser Phase Gleichgesinnte gefunden, und gemeinsam sei die Idee des Netzwerks entwickelt worden. Die Bestandsaufnahme („Wer macht wo was?“) und das Kennenlernen habe in der Anfangsphase im Vordergrund gestanden. Der Wunsch, Aktionen und Termine abzusprechen und zu koordinieren, sei für viele Gruppen vorrangig gewesen. „Überschaubar“ zunächst, sei das Netzwerk schnell auf mehr als 20 Institutionen gewachsen. Die Vorbereitung der „Nacht der Kultur“ habe gut ein Jahr in Anspruch genommen.
Der erste Auftritt des Zusammenschlusses beim Neubürgerempfang im Juni, so Heinemann, habe trotz eines unvorteilhaften Standplatzes – der bunte Bauwagen des „KRuG“ als Anlaufpunkt stand halb versteckt hinter dem großen Werbefahrzeug der Sparkasse Hannover – ein großes Echo gehabt. Heinemann hofft, dass „der Schuss gehört wird“, und es nicht wieder passiert, „dass die Zivilgesellschaft einfach auf Kultur verzichtet“. Sonst werde, zitiert er den früheren Innenminister Gerhard Baum, „der Barbarei Tür und Tor geöffnet“.
Arnds und Heinemann ließen keine Zweifel daran, dass Vorbereitung und Organisation der „Nacht der Kultur“ ein „Kraftakt“ seien. So etwas „falle nicht vom Himmel oder in den Schoß“. Um das Konzept der Veranstaltung sei „ein bisschen gerungen worden“. Aber schnell sei klar gewesen: „Wir wollen ein Fest für alle!“ Deshalb sei es auch ein positiver Aspekt, dass sich die Geschäftsleute der Innenstadt ebenso beteiligen wie einige gastronomische Betriebe. Arnds betont, die Vielfalt stehe im Vordergrund, „und das Wechseln ist Prinzip“: Dem großen Vorbild vom Fest in den Herrenhäuser Gärten ähnlich, sollen die Präsentationen auf 30 Minuten begrenzt werden. Dann folge eine 15-minütige Pause, in der die Besucher den Standort ändern können und sollen, etwas essen oder trinken gehen.
Alle Veranstaltungsteile sind kostenlos und ganz bewusst bis hin zu Schnupperangeboten breit gefächert: Die Kulturnacht soll nicht nur die „Kulturszene“ anlocken, sondern viele Menschen darüber hinaus. Die Organisatoren haben die „Spielorte“ bewusst auf die Innenstadt konzentriert. Wichtige Punkte sind das Stadttheater, der Rathaus-Innenhof, die Abtei, die Lange Straße bis zum Kuhbrunnen, die Südstraße, der Abteihügel (Ville-de-Flers-Platz), Stadt- und Stiftskirche.
Die Nacht ist für alle Nutzer kostenlos, nicht für die Veranstalter. Leitner und Arnds danken der Stadt für die Freigabe der städtischen Gebäude und organisatorische Hilfe. Selbstverständlich reihe sich die Stadt ein, wenn eine „ganz großartige Idee“ wie diese umgesetzt werde, sagt dazu Wiebke Nickel, Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied des Kulturrings. Ohne Summen zu nennen, berichten die Organisatoren, dass Stadtsparkasse, Bauverein, Stadtwerke und Lions die Finanzierung sicherstellen. Spenden vom Hotel Cantera und von der Restaurant-Bar La Sol kommen hinzu. Bemerkenswert sei, so das Organisationsteam, dass sich einige Sponsoren untereinander geworben und die Vereine und Gruppen sich gegenseitig unterstützt haben bei der Spendensammlung.
Vorläufiges Programm: Akteure, Informanten, Versorger: Die Programmgestaltung haben die Organisatoren vom Kulturnetzwerk noch nicht ganz abgeschlossen. Viele Teile und Teilnehmer stehen aber fest. Es sind die Big Band der Musikschule Wunstorf, die Autorin Christine Hofmann, Stiftskantorin Claudia Wortmann, das Improvisationstheater Improkokken, als Herold der Neustädter Martin Drebs, die Rock- und Popband Hertzschlag, Stelzenkünstler von „Hochkant“, das Projekt Kurze Wege mit Philip Kohne, der Poetry Slam präsentiert, die Laienspielgruppen aus Klein Heidorn und Großenheidorn, der Posaunenchor Steinhude, die Swinging Oldtimers, Twist and Shout, der Wunstorfer Aktionschor, die Dorfmanufaktur Idensen, die Kunstschule Wunstorf, die Autoren von „Textschmiede“, der Arbeitskreis Erinnerungskultur, der Freundeskreis der Sigwardskirche, der Heimatverein Wunstorf, der Kunstverein Wunstorf, die Stadtbücherei, die Geschäfte Vier Wände und Coldewerk, das Lese- und Kulturfestival Wunstorf, das Forum Stadtkirche, sowie Kunst und Kirche aus Luthe. Die Restaurants Cantera – meat and eat, La Sol und Mizo beteiligen sich, ebenso der Ratskeller und die Villa Meyer, die Fleischerei Ludowig, das Eiscafé Martino, die Getränkehändler Müller und Heidorn.
Offen lassen Arnds, Heinemann und Leitner, ob und wann die Kulturnacht erneut aufgelegt werden kann. Alle Gruppen seien ohnehin „stark engagiert“, und die Vorbereitung sei „harte Arbeit“, dämpft Arnds die Erwartungen. Heinemann plädiert allerdings für Wiederholungen: „Man bewirkt nichts mit einer Eintagsfliege oder einem Strohfeuer.“ Ihm geht es nicht darum, jetzt einmal „Fete zu machen“. Ziel müsse ein „Kontinuum“ sein. Auch die Frage, ob das Netzwerk zu einem Verein weiterentwickelt werden soll, wird noch kontrovers diskutiert. Ein Teil der Vereinsvertreter befürwortet eine klare Struktur und argumentiert mit den Vorteilen, Spenden leichter sammeln und Spendenquittungen ausstellen, Versicherungs- und Haftungsfragen leichter klären zu können. Andere haben Zweifel, ob ein Verein der Vereine der richtige Weg ist und fragen, wie sich eine solche Organisation finanzieren soll. „Perspektivisch“ bleibe das ein Thema, betont Heinemann.
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