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Wunstorf ganz klein: Vor einem Jahr wurde das Bronzemodell der Altstadt eingeweiht

15.10.2022 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1770

Vor einem Jahr wurde das Stadtmodell von Wunstorf am Marktplatz eingeweiht. Zwei damals getroffene Vorhersagen haben sich nicht erfüllt, doch es zieht weiter immer wieder Passanten in seinen Bann.

15.10.2022
Daniel Schneider
Aufrufe: 1770
Stadtbronzeneinweihung
Bei der Einweihung der Stadtbronze | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Ein Jahr ist es nun her, dass das neue Stadtmodell am Marktplatz eingeweiht wurde: Auf Initiative des Lion Clubs war die Bronze anlässlich des Stadtjubiläums geschaffen worden, die Verwaltung hatte die Idee gerne aufgegriffen. An den Kosten von insgesamt rund 35.000 Euro hatten sich auch der Bauverein und die Stadtsparkasse beteiligt.

Die Kosten für den Sockel, auf der das Modell nun verankert ist, waren allerdings explodiert: Statt wie geplant 2.000 Euro fielen am Ende 11.000 Euro an – denn man wollte den Sockel dann doch nicht schlicht aus Beton erstellen und verklinkern, sondern entschied sich für einen aufwendig behauenen Steinblock mit ebenfalls steinerner Platte, auf der das Modell nun ruht. Der Auflagestein stammt dabei aus demselben Steinbruch, aus dem auch die Steinplatten für den 2016 neu gestalteten Marktplatz gewonnen wurden.

Etwas größer als die historische Altstadt

Die Dimensionen der Stadt werden auf ganz neue Weise fassbar: Während man beim Betrachten des Modells im Schatten des als mächtig empfundenen Stadtkirchturms steht, ist die Stadtkirche auch auf dem Modell zwar schnell gefunden und dient als gute erste Orientierung – doch wirkt hier das Kirchengebäude geradezu winzig angesichts der Fülle und Größe der übrigen Gebäude. Denn das Modell zeigt zwar die Ausdehnung des historischen Wunstorfs, aber eben nicht nur den historischen Gebäudebestand – sondern das heutige Wunstorf in den Grenzen der alten Stadt- und Stiftsmauern.

Etwas freier gehandhabt wurden auch die Abmessungen des Modells im Verhältnis zur tatsächlichen Ausdehnung der Stadtmauern im Mittelalter, erklärte Stadtarchivar Klaus Fesche: Das Modell endet nicht am heute längst verschwundenen West- und Südtor zur Stadt – sondern umfasst z. B. auch den weiteren Verlauf der Südstraße, um die heutigen als Altstadt wahrgenommenen Grenzen zu berücksichtigen und die Ansicht entsprechend zu komplettieren.

Stadtkirche und doppelte Beschriftungen | Foto: Daniel Schneider

Fesche spekulierte, dass sich der Kirchturm der Stadtkirche auf dem Modell vielleicht sogar als Glücksbringer etablieren könnte, dass daran gerieben würde wie auf anderen Modellen in verschiedenen Städten. Das kann noch geschehen, doch bislang scheint es nicht der Fall zu sein – die Stadtkirche weist keinen sichtbaren Glanz auf. Auch als möglicher neuer Treffpunkt, zur praktischen Landmarke, wie verschiedentlich angemerkt wurde, hat sich die Bronze bislang wohl nicht entwickelt. Für Stadtführungen trifft man sich zwar gezielt am Modell, doch darüber hinaus wird sich weiter „auf dem Marktplatz“, „vor der Stadtkirche“ oder gleich „bei Martino“ verabredet. Während der Weihnachtszeit war das Modell sogar vollständig abgedeckt.

Einweihung genau am Stadtgeburtstag

Der Tag für die Enthüllung der Bronze war ganz genau ausgesucht worden: Am 14. Oktober 871 war Wunstorf zum erste Mal schriftlich in der Geschichte aufgetaucht – wurde urkundlich erwähnt, wie man gemeinhin sagt. Exakt 1.150 Jahre später stand man nun um 10 Uhr an einem regnerischen Vormittag auf dem Marktplatz und weihte das Kunstwerk ein. Die Arbeit erhielt allseits Lob – die filigrane Detailarbeit an den Gebäuden stach ins Auge.

Weg mit dem Tuch | Foto: Daniel Schneider
Die Auepost-Redaktion auf dem Modell | Foto: Daniel Schneider
Am 14. Oktober 871 stellte König Ludwig der Deutsche dem Bischof Dietrich von Minden eine Urkunde aus, mit welcher er das Stift Wunstorf unter seinen Schutz stellte. Diese Urkunde ist das erste offizielle Schriftstück, in welchem Wunstorf („Uuonheresthorp“) erwähnt wurde.

Der noch amtierende Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt präsentierte die Wunstorfer Geschichte im Schnelldurchlauf und wusste sogar Steinhude, das in der Historie erst später auftauchte, in die Rede zu integrieren. Angefertigt wurde die Bronze von einer Gießerei aus Münster nach dem Entwurf des Künstlers Felix Brörken. Dirk Mückenheim von den Lions berichtete, dass die Gießerei bereits andere Werke in der Wunstorfer Fußgängerzone geschaffen hatte: Auch der Kuhbrunnen und die Ziegen vorm Ratskeller stammen aus Münster. In der Gießerei hatte extra jemand die Blindenschrift gelernt, damit während des Herstellungsprozesses auch ja kein Punkt verlorenging. Denn die wichtigsten Gebäude und Straßen sind doppelt beschriftet, neben der einfachen auch in Blindenschrift. So wird das Modell auch für Sehbehinderte nicht nur erfühlbar, sondern tatsächlich auch erfahrbar.

Die Stadtbronze selbst ist auf der Landschaft übrigens nicht abgebildet – aber der Säulenbrunnen und auch der Kuhbrunnen sind erkennbar.

Hochwasserfester Stadtplan

Just als die Einweihung beendet war und sich die Beteiligten zerstreut hatten, setzte der Regen wieder ein: Auch über dem Miniatur-Wunstorf ging somit zum ersten Mal ein veritabler Regenschauer nieder. Mit überfluteten Straßen muss auf dem Modell jedoch nicht gerechnet werden – die Hochstraße, Ecke Kolenfelder Straße liegt außerhalb des alten Stadtkerns und ist damit nicht enthalten – und die übrigen Straßen und Gassen des Modells haben durch geschickt integrierte Ablauföffnungen quasi ihre eigene Kanalisation: Das Wasser läuft dadurch unter dem Modell seitlich ab.

Der Regen sammelt sich nicht in den Straßen | Foto: Daniel Schneider
Echte und nachgebildete Fußgängerzone | Foto: Daniel Schneider

Noch während die Miniatur-Kanalisation ihre erste Bewährungsprobe bestand, kam auch die erste Passantin vorbei und versuchte, sich auf dem „3D-Stadtplan“, wie die Bronze ganz pragmatisch wahrgenommen wurde, zu orientieren. In die Zeitung wollte sie nicht, aber in jener hatte sie zuvor von der geplanten Aufstellung gelesen und war nun stolz, zufällig die Erste zu sein, die die Bronze nach der offiziellen Einweihung betrachtete. Die Stadtkirche war schnell gefunden, aber auch hier hatte der Kirchturm im Rücken die Wahrnehmung bereits beeinflusst: „Die ist aber klein!“

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Kommentare


  • Basti g. sagt:

    Weiss die Stadt überhaupt wie lange man für 35000 Euro arbeiten gehen muss ? Schämt euch und setzt das Geld für eure Bürger ein die auf der Straße leben

  • Lydia Bertani sagt:

    Ich erfreue mich stets über dieses schöne Werk.
    Die Kirchturmspitze (krumm) scheint schon durch Vandalismus etwas gelitten zu haben?
    Auf jeden Fall ist so eine Maßnahme sinnvoller, als die bereits in Fetzen liegenden Hüpf-Motivatoren.

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