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Rudolf-Harbig-Straße

21.05.2016 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1149
21.05.2016
Daniel Schneider
Aufrufe: 1149

rudolf-harbig-strasse

Fast jeder Wunstorfer dürfte schon einmal auf ihr unterwegs gewesen sein, auch wenn sie am südlichen Stadtrand in der Barne liegt, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Denn es ist die Straße, an der das Wunstorfer Hallenbad „Wunstorf Elements“ liegt. Sie bildet zugleich quasi die Promenade zu Wunstorfs Sportzentrum, in welchem verschiedene Vereine ihre Spielstätten und Vereinsheime haben. An der Rudolf-Harbig-Straße liegt zudem ein Parkplatz, der bei Sportveranstaltungen gerne genutzt wird, am angrenzenden Wendekreis machen die Regiobusse kehrt. Zuletzt geriet die Straße jedoch vor allem wegen des geplanten Baus eines Flüchtlingsheims auf besagtem Parkplatz in den Fokus der Öffentlichkeit.

Was viele jedoch nicht wissen: Die Straße ist nach einem deutschen Spitzensportler aus der NS-Zeit benannt. Rudolf Harbig, geboren 1913 in Dresden, war ein Leichtathlet und Sportstar im Dritten Reich. 1939 erzielte er den Weltrekord im 800-Meter-Lauf mit 1:49,4 Minuten, der erst 1955 übertroffen wurde. Bei den Olympischen Spielen 1936 errang er als Staffelläufer Bronze.

Rudolf Harbig am 19. Mai 1940, dem Tag seines Sieges im 1000-Meter-Lauf in Frankfurt (Oder) | Foto: Privatarchiv Ulrike Harbig

Rudolf Harbig am 19. Mai 1940, dem Tag seines Sieges im 1000-Meter-Lauf in Frankfurt (Oder) | Foto: Privatarchiv Ulrike Harbig, unter Lizenz CC BY 3.0

Obwohl Harbig NSDAP- und SA-Mitglied war, ist umstritten, wie es sich mit seiner Haltung zur NS-Diktatur tatsächlich verhielt. Ohne eine NSDAP-Zugehörigkeit hätte er seine sportliche Karriere zur damaligen Zeit kaum verfolgen können, den Rang eines SA-Sturmmannes erhielt er aufgrund des Eintritts in eine der SA angegliederten Bergsteigergruppe. Ob einer der besten Mittelstreckenläufer der Welt also nur im wahrsten Sinne des Wortes „Mitläufer“ oder überzeugter Nationalsozialist war, wird von Sporthistorikern unterschiedlich beurteilt.

Im zweiten Weltkrieg kämpfte Harbig als Soldat der Wehrmacht an der Ostfront. Vom Russlandfeldzug kehrte Harbig nicht zurück, er starb 1944 und gilt seitdem als vermisst. Er gehört damit zu den 15 von 60 Leichtatheten, die 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin antraten und im Krieg umkamen.

Ab den 50er und 60er Jahren wurde Harbig sowohl im Osten wie im Westen geehrt, in der DDR zu späteren Zeiten jedoch vielerorts wieder aus dem Stadtbild entfernt, so auch in seiner Heimatstadt Dresden – wo Harbig auf der Straße nicht mehr präsent ist, seit das Stadion von Dynamo Dresden offiziell nicht mehr nach ihm benannt ist. Heute findet man den Namen Rudolf Harbig daher vor allem in den Straßen und Sportstätten der alten Bundesländer. So eben auch in Wunstorf, dessen Neubaugebiet Barne in den 60er Jahren errichtet wurde, an dessen Rand die Rudolf-Harbig-Straße liegt – und wo nach wie vor Läufe stattfinden.

Mit zahlreichen weiteren Straßen, Stadien und Hallen in ganz Deutschland, die ebenfalls seinen Namen tragen, wird die Erinnerung an Rudolf Harbig weiterhin lebendig gehalten.

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