Wunstorfer Auepost
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Über die Aufklärung von Impfskeptikern, Bundesligapläne für Handballer und ein großes Hotel in Steinhude

25.06.2021 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1847

Welche Nebenwirkungen hatte Wunstorfs Bürgermeister nach der Corona-Impfung – und wer lässt sich in der Stadt nicht impfen? Rolf-Axel Eberhardt im monatlichen Auepost-Interview.

25.06.2021
Daniel Schneider
Aufrufe: 1847
Rolf-Axel Eberhardt

Sind Sie inzwischen geimpft?
Ja. Das ist super gelaufen. Das muss ich wirklich einmal loben.

Hausarzt oder Impfzentrum?
Impfzentrum Hannover. Aus dem Urlaub heraus habe ich mich Ende April beim niedersächsischen Impfportal angemeldet, bin auf die Warteliste gekommen – und 3 Tage später bekam ich Bescheid, dass ich Anfang Mai mit Astra Zeneca geimpft werden kann.

Waren Sie wegen Ihrer Funktion als Bürgermeister priorisiert?
Nein, ich wurde nach Altersindikation geimpft.

Wie lief das dort ab?
Ich war um 16.10 Uhr dort, um 17 Uhr war ich wieder draußen. Wer mit dem Auto dort ist, wird eingewiesen, dann geht man in die Halle 26. Dann wird Fieber gemessen. Dann ist ein Stapel Unterlagen zu unterschreiben. Dann stellt man sich an mit den Formularen, die werden noch einmal genau kontrolliert, die Einladung wird mit QR-Code gescannt. Dann bekommt man ein Zettelchen, auf dem die Impfstraße steht, zu der man gehen soll. Dort habe ich mich angestellt, gab die Zettel ab und durfte dann im Wartebereich Platz nehmen, bis ich aufgerufen wurde nach 10 Minuten. Dann kam ein Arzt, stellte noch einige Fragen, und dann kam jemand vom ASB und ich wurde geimpft. Anschließend musste ich wieder in die Wartezone, eine Viertelstunde warten, wurde noch gefragt, ob ich eine Kopie der Einverständniserklärung haben möchte, die Formalien wurde abgeheftet, und das war’s.

Impfzentrum Hannover
Hinweisschild zum Impfzentrum der Region Hannover | Foto: Daniel Schneider

Haben Sie Nebenwirkungen bemerkt?
Am nächsten Tag habe ich mich ein wenig schlapp gefühlt und hatte etwas Kopfschmerzen, kann aber nicht sagen, ob das mit der Impfung zusammenhängt. Man horcht bei so etwas ja dann auch stärker in sich hinein. Am Folgetag war ich aber schon wieder laufen und habe normal im Rathaus gearbeitet.

Trotzdem fürchten manche die Nebenwirkungen oder sehen sogar den Nutzen einer Impfung nicht.
Es gibt vor allem unter Flüchtlingsfamilien große Vorbehalte. In anderen Kulturkreisen ist das Impfen nicht so bekannt, und wir müssen nun dafür werben, dass die Impfungen einen Schutz bedeuten und man keinen Schaden nimmt. Wir bekommen die Herdenimmunität sonst nicht hin. Da gibt es noch Vorbehalte, dazu kommt die Sprachbarriere. Unsere Sozialarbeiter sind dabei, aufzuklären.

Wir bekommen die Herdenimmunität sonst nicht hin

Was bekommen Sie für Rückmeldungen? Hören Sie Gründe für die Impfskepsis?
Corona wird nicht geleugnet, aber manche haben doch Angst, dass die Impfung ihnen schaden könnte. Dann hört man ausweichende Antworten wie „Ich gehe doch gar nicht oft einkaufen“ oder Ähnliches – die Ansteckungsgefahr wird kleingeredet. Der Impfstoff ist unproblematisch und hilft, dass man nicht schwer erkrankt. Das müssen wir noch besser vermitteln. Man hat nicht immer einen milden Verlauf, und wir wollen, dass alle gut geschützt sind.

Aber für eine Herdenimmunität wäre es doch wahrscheinlich gar nicht nötig, dass sich alle Flüchtlinge in der Stadt impfen lassen?
Nein, aber stellen Sie sich vor, wenn ausgerechnet eine größere Gruppe erkrankt, die nicht geschützt ist – davon sind dann gleich viele Menschen betroffen, das wollen wir verhindern.

Wie konkret sind die Hotelbaupläne in Steinhude?
Den Bereich kann ich noch nicht nennen, aber er ist wassernah. Ein Investor will das Hotel nicht nur bauen, sondern es auch betreiben. Die Referenzobjekte habe ich mir angesehen, das ist ein sehr seriöses Unternehmen.

Aber es wird nicht auf dem Schulzentrumsgelände gebaut?
Nein. Dort soll ein Sportzentrum entstehen. Der vor 20 Jahren errichtete Anbau soll erhalten bleiben, bekommt über ein weiteres Treppenhaus einen zweiten Fluchtweg, da können dann die Vereine vom Fuhrenweg rein, und wir wollen auch größere Räume schaffen, damit dort Versammlungen und Besprechungen stattfinden können, etwa vom Ortsrat. Auch die Sporthalle bleibt, dort wird außerdem geprüft, ob man noch eine Tribüne anbauen kann, da die Halle bereits Bundesligamaße für Handball hat. Die Großenheidorner Spiele, oder die, die in der Auehalle stattfinden, könnten dann in Steinhude stattfinden. Eventuell könnte man auch einen dritten Sportplatz bauen.

Das wird alles über den Hotelbau finanzierbar?
Nein, wir werden einen weiteren Bebauungsplan machen müssen, um den Fuhrenweg vom Sportgelände in ein Wohngelände umzuwandeln und dann dort Grundstücke für z. B. Einfamilien- oder Reihenhäuser zu verkaufen. Voraussetzung ist aber, dass im nächsten Jahr das übrige Schulzentrum abgerissen wird und die Vereine dorthin umziehen können. Dann wird man weitersehen.

Wann wurde das alte Schulzentrum in Steinhude gebaut?
1972 bis 1973, kurz vor der Gebietsreform.

Wäre das Lebensende des Gebäudes also auch ohne Aufgabe des Unterrichtsbetriebes erreicht gewesen?
Wir hätten auf jeden Fall eine große Sanierung machen müssen. Von außen sieht das Gebäude noch passabel aus, aber energetisch ist es eine Katastrophe. Das Dach ist kaputt, die Heizung kann sich quasi jeden Tag verabschieden. Von daher wären dort Investitionen aufgelaufen, die uns auch über 10 Millionen Euro gekostet hätten, um das Gebäude einigermaßen wieder in Schuss zu bringen.

Energetisch ist es eine Katastrophe

Welche Dimensionen wird das Hotel haben? Kommt jetzt ein „großer Klotz“ nach Steinhude?
Nein, kein „Maritim“ wie in Braunlage mit hunderten Betten. 60 bis 70 Betten, dem Ort angemessen. Es wird auch angepasst sein.

Wann wird es konkreter?
Der Investor ist sehr motiviert, die Dinge umzusetzen. Man ist schon ziemlich weit, die ersten Skizzen gibt es schon, wie es aussehen könnte. Wir verhandeln nun mit dem Investor vertraulich über Grundstück und Grundstückszuschnitt, und dann gibt es eine Beschlussvorlage. Ich gehe davon aus, dass es im Herbst einen Aufstellungsbeschluss gibt und das Hotel 2023/2024 in Betrieb gehen könnte.

Was bedeutet das Hotel für den Ort?
Für Steinhude und die Stadt soll es eine Aufwertung sein. Wir würden gern auch noch Ergänzungsangebote in der Gastronomie haben, wenn dort ein Sportzentrum in der Nähe ist, wird es auch Synergieeffekte geben.

Aber es wird primär auf den Steinhude-Touristen zielen?
Ja. Sicherlich wird es auch Tagungsräume geben, wo Firmen Seminare abhalten können oder so etwas. Aber das Modell von Hotels sieht heute nicht mehr so aus, dass man mit dem Bus die Leute dort hinfährt, die Leute steigen aus, fahren zum Wilhelmstein und essen Aal – sondern Hotels bieten inzwischen ganze Bereiche für große Familientreffen an, machen sich für Familienfeiern attraktiv, wo man sich gleichzeitig zurückziehen und gemeinsam zusammenkommen kann, und natürlich vom Hotel aus seine Aktivitäten startet. Das ist die moderne Form der Hotellerie, die auch der Investor verfolgt.

Gibt es Risiken für die Stadt? Kann irgendetwas schiefgehen?
Es gibt immer Risiken, aber es wird sicherlich nicht passieren, dass dort eine Bauruine entsteht. Dagegen sichern wir uns ab, aber das wird nicht der Fall sein.

Seitens der Politik wurden die Luftfilter im Rathaus noch einmal stark kritisiert. Würden Sie jetzt noch einmal Luftfilter anschaffen, während z. B. die Schulen ohne auskommen?
Wir haben Luftfilter nicht flächendeckend im Rathaus, und selbst mit Filtern lüften wir trotzdem. Aus heutiger Sicht würden wir wahrscheinlich gar keine mehr beschaffen. Das war in der Anfangszeit, es ging darum, das Personal zu schützen, das zu zweit in den Büros saß. Jetzt haben wir auch die Selbsttests.

Sie hatten 30 Luftfilter angeschafft. Was kosten solche Geräte eigentlich?
300 bis 400 Euro, aber für größere Räume braucht man größere Geräte, die kosten an die 1.000 Euro. Da sind Sie sehr schnell im sechsstelligen Bereich. Eine flächendeckende Anschaffung für alle Klassenräume in den Schulen wäre für die Stadt nicht finanzierbar gewesen. Es hätte ja auch gar nichts genützt – Schulen waren ja geschlossen.

Während der hohen Inzidenzen fanden städtische Sitzungen online statt, jeder Interessierte konnte übers Internet teilnehmen. Wird es diese Form der Öffentlichkeit auch weiterhin geben?
Das werden wir wieder abschaffen, Online-Veranstaltungen sind in der Politik nicht beliebt. Man will sich ins Gesicht sehen können. Es funktioniert auch nicht gut: Manches geht online wunderbar, und es ist praktisch, wenn man nicht überall hinfahren muss – sogar aus dem Urlaub teilnehmen könnte –, aber wenn 20 Teilnehmende über 18 Tagesordnungspunkte einzeln abstimmen sollen, sprengt das den zeitlichen Rahmen. Das wird unübersichtlich, und bis dann der richtige Abstimmungsknopf gefunden wurde, ist man schon zwei Tagesordnungspunkte weiter. Handheben ist effektiver. Was fehlt, ist einfach der persönliche Kontakt, der Austausch. Aus Infektionsschutzgründen wird man dann auch mal in größere Räumlichkeiten gehen müssen, ergänzend kann es noch Online-Übertragungen geben, aber die Sitzungen sollen nach Willen der Politik wieder in Präsenz stattfinden. Persönlich könnte ich mir Hybridsitzungen vorstellen, dass man sich dazuschalten kann, dann zwar nicht mit abstimmen, aber das Geschehen verfolgen – auch die Bürgerinnen und Bürger könnten es dann einfach verfolgen. Das wäre eine gute Idee.

Wie realistisch ist das, dass Ratssitzungen irgendwann generell ins Netz übertragen werden?
Die Satzung müsste geändert werden, aber ich kann mir aufgrund der Erfahrungen vorstellen, dass das ein Modell werden könnte.

War das Interesse an Online-Sitzungen denn in den letzten Monaten größer als üblicherweise bei Sitzungen?
Bürgerinnen und Bürger kommen immer dann, wenn es um Straßenausbau geht, Neubaugebiete, Schulschließungen … dann sind sie dabei.


Die Fragen stellte Daniel Schneider

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Kommentare


  • Birgit sagt:

    Ein Bebauungsgebiet auf dem Gelände des Sportplatzes am Fuhrenweg? Wieviel Natur soll eigentlich noch zertört werden? Werde wieder einmal Bäume fallen müssen, genau die, die einst vielfach Steinhude prägten? Und wenn ich lese Einfamilien- oder Reihenhäuer – vom sozialen Wohnungsbau oder bezahlbare Wohnungen für alle mal wieder keine Spur. Es ist einfach nur traurig.

  • Frank Kettner-Nikolaus sagt:

    Für den Klima- und Artenschutz sollte auf eine Neuversiegelung von Flächen möglichst verzichtet werden. Um den Bedarf an Wohnraum und wirtschaftlicher Weiterentwicklung zu decken, sind natürlich auch weiterhin Bauten notwendig. Jedoch sollten diese nur nach sorgfältiger Abwägung unter Beachtung der sozialen, ökologischen und wirtschaftliche Folgen erstellt werden. Welchen Wohnraum benötigen die Steinhuder*innen? Oder sollen mit den Neubauten nur zahlungskräftige Neubürger*innen angezogen werden? Welche wirtschaftlichen Effekte sind für die Steinhuder Unternehmen und für die Stadtkasse zu erwarten, wenn das Hotel entstehen sollte? Eine sachlich fundierte Betrachtung der Projekte ist geboten, bevor etwaige Entscheidungen getroffen.

  • Holger sagt:

    Ist das copy and paste von Allgemeinplätzen aus dem Wahlprogramm?

  • Dieter sagt:

    @Holger:

    Nein das ist bla bla blubb aus der Kom.Intern.Tonne.
    Sie wissen doch:
    Einfamilienhäuser? Geht gar nicht, Wohnsilos ( Plattenbauten ) müssen her.
    Inlandflüge? Geht gar nicht, nur für Politiker mit Familien und Gefolge.
    Urlaubsflüge? Müssen mindestens 70 € p.P. teurer werden.
    Loockdown? Ja gerne, nur so weiter. Das ist ja besser als das Ermächtigungsgesetz 1933.

    Diese ganze Rot/Grün/Rote durchverlogene Mischpoche ( Baerbock, Antifa und Gefolge u.v.m. ), ich mag sie nicht mehr sehen oder Hören

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