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Über ganzstädtischen Tourismus, Passfotos im Bürgerbüro, ein neues Stadtlogo und Auseinandersetzungen mit Taschendieben

20.05.2025 • Daniel Schneider • 4 Min.Kommentare: 0

Ansichten eines Bürgermeisters – im Gespräch mit Wunstorfs Bürgermeister Carsten Piellusch …

20.05.2025
Daniel Schneider
4 Min.

Auepost: Warum gibt es auf der neuen Stadt-Webseite nun eine Vorschaltseite, bei der man sich zwischen dem Bereich Wunstorf und dem Bereich Steinhuder Meer entscheiden muss?

Piellusch: Das ist nur ein Klick, um das Thema Tourismus zu betonen, unser Alleinstellungsmerkmal: das Steinhuder Meer. Ich möchte Tourismus gesamtstädtisch denken, und das ist ein digitaler Baustein dafür. Der Radweg ums Steinhuder Meer ist schön, aber es gibt auch andere Dinge, die Spaß machen, die lohnenswert sind. Da gehört ein Ausflug von Steinhude nach Wunstorf mit dazu. Touristen aus Steinhude sollen animiert werden, am Freitag zum Wochenmarkt zu kommen oder wenn hier in der Innenstadt Veranstaltungen sind oder zum Bummeln und Eisessen. Auch beim neuen Logo wird man es sehen, da sind wir momentan dran, da wird es wieder eine Aufteilung zwischen Stadt und Meer geben.

Machen Sie das Logo selbst oder übernimmt das eine Agentur?

Dazu werden wir selbst Vorschläge machen, wir geben jetzt nicht 50.000 Euro für einen Agenturentwurf aus. Wir stecken die Köpfe zusammen, machen Brainstorming – und manchmal gibt es ja auch Anregungen von extern … wie das WTF-Logo (lacht).

Warum wird es eine extra Wunstorf-App neben der Stadtwebseite geben?

Der Grund ist, dass viele Leute mobil unterwegs sind. Es sitzen nicht alle am großen Bildschirm, für die kleinen Geräte ist das gedacht, da sollen die Informationen mobil besser zur Verfügung stehen, die Dienste gut in Anspruch genommen werden können.

Wird man auch den Personalausweis irgendwann online über die App bestellen können?

Wir werden alles möglich machen, was das Recht zulässt. Und die Dienste, die am stärksten nachgefragt werden, setzen wir dabei als Erstes um. Aber es ist noch ein bisschen Wegstrecke zu erledigen. 



Was ist denn die im Bürgerbüro am häufigsten nachgefragte Leistung?

Die Hundeanmeldungen, die sind wirklich weit vorne. Aber auch Gewerbeanmeldungen sind häufig. 


Dass sich die Leute verzetteln, die Gefahr sehen Sie nicht? „Nehm ich die App, nehm ich die Webseite oder gehe lieber doch persönlich ins Bürgerbüro?“

Nein, wenn man unterwegs ist, soll man solche Dinge auch erledigen können und sich nicht nach Feierabend dafür noch an den PC setzen müssen. Aber das ist jedem selbst überlassen, da tickt jeder anders.

Die Vorschaltseite auf wunstorf.de | Screenshot:Auepost

Wer sich wohler fühlt mit persönlicher Beratung, der kann auch gerne weiterhin ins Bürgerbüro kommen. Es wird auch Dinge geben, die man weiterhin in Präsenz erledigen muss, Unterschriften etwa. Oder Fotos anfertigen. Wir werden auch die Möglichkeit schaffen, im Bürgerbüro Fotos erstellen zu lassen. Das dauert aber noch ein bisschen und hängt mit dem geplanten Umbau zusammen. Aber wir werden das bereitstellen, so bürgernah, wie es irgendwie geht.


Es heißt immer, die Deutschen könnten sich nicht von Bargeld trennen. Vor wie vielen Tagen haben Sie das letzte Mal mit Bargeld bezahlt?

Vor einer Stunde, beim Bäcker. Das zahl ich immer bar. Es ist eine Frage der Größe der Summe. Größere Beträge mit EC-Karte, kleinere Summen in bar. Oder wenn die bargeldlose Zahlung mal nicht funktioniert, das passiert ja auch immer wieder.

Hatten Sie auf Reisen schon mal Zahlungsprobleme? Weil Bargeld nicht angenommen wurde oder eine Karte nicht funktionierte?

Das hatte ich in meinem Leben nur einmal, 2005. Da war ich in der Staatskanzlei beschäftigt und hatte einen Fortbildungsaufenthalt in Brüssel für zwei Wochen. Und da ich ein sparsamer Mensch bin, wollte ich vom Midi-Bahnhof zu meiner Unterkunft mit der Straßenbahn fahren und mir das Geld fürs Taxi sparen. In der Straßenbahn wurde mir aber dann das Portemonnaie gestohlen. Das war ein echtes Problem.

„Aber es steht 1:1“

Ich habe mich dann an die Botschaft gewendet, aber ein Ersatzausweis wurde dort nicht ausgestellt. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Und auch die Kartensperre war eine lange Odyssee durch internationale Callcenter. Es war damals versprochen, dass man innerhalb von 48 Stunden eine Ersatzkarte hätte. Die neue Karte hatte ich in Wirklichkeit dann nach acht Tagen. Bis dahin hatte ich echt ein Problem.

Der fehlende Ausweis hat Ihnen aber keine weiteren Probleme bereitet?

Doch. Große Probleme. Nicht reisemäßig, aber ohne Ausweis kommt man in Brüssel in kein Gebäude. Ich hatte dann zwar ein Empfehlungsschreiben der Landesregierung, im Sinne von der Piellusch ist vertrauenswürdig, das ist ein ehrlicher Typ, den könnt ihr ruhig reinlassen. Und was passierte dann natürlich? Dann hieß es: „Das Schreiben können Sie ja auch gefunden haben. Beweisen Sie mal, dass Sie Carsten Piellusch sind!“ Das Ergebnis war: Die Gesprächspartner mussten mich dann immer an der Tür abholen. Das war blöd. Die Botschaft hat nicht geholfen, das hat mich wirklich überrascht. Aber ein Notausweis wurde damals keinesfalls ausgestellt, darum konnte man sich erst zurück in Deutschland kümmern. Brüssel war zu Hannover näher als Stuttgart oder München, aber jenseits der Staatsgrenze war es auf jeden Fall schwierig mit den Dokumenten.

Wie viel Geld wurde gestohlen?


Als guter deutscher Beamter macht man das so, dass man vor einer Auslandsreise nochmal Bargeld zieht. Und eine Telefonkarte für Belgien hatte ich gekauft und auch noch für die gesamte Zeit ein Ticket für den ÖPNV. Und dann wurde erst in die Straßenbahn gestiegen. Das war keine schöne Erfahrung. Aber es gibt noch einen zweiten Teil: Es steht 1:1.

Sie haben auch eine Brieftasche gestohlen?

(lacht) Nein. In Brüssel war der Taschendieb zwar schneller als ich, aber in Lissabon war ich einmal schneller.

Sie haben einen Taschendieb in Portugal gestellt?

Ja, da habe ich es rechtzeitig gemerkt während eines Urlaubs. Zwei Täter haben im Bus im Team gearbeitet. Einer hat den Ausgang blockiert und dadurch abgelenkt. Das Stehenbleiben war ein Alarmzeichen. Ein anderer hat dann das Portemonnaie aus meiner Car-gohosentasche gezogen. Da habe ich die Bewegung an der Hose bemerkt. Und das war schlecht für den Taschendieb. Der hat dann auch freiwillig das Portemonnaie fallen lassen und das Weite gesucht. So bin ich dann wieder an mein Geld gekommen. Also: Es steht 1:1!

Das Interview erschien zuerst in Auepost-Heft Nr. 26 (10/2024)

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