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Über die Ketten des Amtes, kritische Infrastrukturen, die Bilanz zum Stifts- und Stadtjubiläum und neue Wege zu neuen Schwimmbädern

19.10.2022 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1017

Ansichten eines Bürgermeisters – im Gespräch mit Wunstorfs Bürgermeister Carsten Piellusch.

19.10.2022
Daniel Schneider
Aufrufe: 1017

Wird das Rathaus bzw. das Bürgerbüro wieder geschlossen werden, wenn die Inzidenzen weiter steigen?
Wir haben ja gerade erst umgestellt, dass wir an 3 Tagen Terminvereinbarungen haben und an 2 Tagen offene Tage. Das heißt, man kann jetzt wählen, ob man ohne Termin (für spontane Erledigungen) oder mit Termin (für weniger Wartezeit) kommt. Wir beobachten das natürlich. Wenn das nach den Sommerferien noch weiter steigen sollte, müssen wir uns natürlich auch im Rathaus überlegen, wie wir damit umgehen. Konkrete Pläne stehen jedoch nicht fest. Wir müssen aber die Kolleginnen und Kollegen schützen und die Funktionsfähigkeit der Stadtverwaltung aufrechterhalten. Anfang Juli hatten wir 11 coronabedingte Ausfälle. Ich schaue mir jede Woche den Krankenstand an und wie sich die Inzidenzen entwickeln. Nicht nur im Rathaus, auch bei der kritischen Infrastruktur, sprich Kläranlage und Baubetriebshof. Das sind Funktionen, die neben einigen Stellen im Rathaus auf jeden Fall aufrechterhalten werden müssen. Da muss man dann reagieren.

Beim Empfang der Gäste aus Flers haben Sie zum ersten Mal die Bürgermeisterkette getragen. Wie übersteht man damit so einen Termin?
Die ist gar nicht so schwer – sie sieht schwerer aus, als sie ist. Ein Kilo vielleicht. Man geht jedenfalls nicht in die Knie. Sie hat verschiedene Glieder und zeigt die Wappen der Ortsteile. Die Verbindungsglieder sind ineinander verschachtelt – das ist gar nicht so einfach, sie glatt anzulegen, weil die Glieder sich verdrehen und dann etwas abstehen. Aber ich trage sie ja auch nicht täglich, nur zu wenigen Anlässen, davon gibt es gar nicht so viele: Eintragungen ins Goldene Buch, beim Schützenfest oder wenn Partnerstädte empfangen werden.

Im Einsatz mit Amtskette | Foto: Achim Süß

Wo wird die Kette denn aufbewahrt, die hängt doch sicher nicht an der Garderobe?
Die kommt in den Safe.

Wer entscheidet, zu welchen Anlässen die Amtskette getragen wird? Sie selbst? Oder gibt es da vorgegebene Richtlinien?
Ich selbst. Es gibt keine Vorgaben, das machen auch alle ein bisschen anders.

Fühlt man sich in dem Moment, wo man so etwas trägt, anders? Springt die „Last des Amtes“ in dem Moment über?
Nein, das finde ich nicht. Das hat ja auch nichts mit dem Amt zu tun, im Amt ist man ja jeden Tag. Für besonders herausgehobene Anlässe ist das ja auch ganz schön. Es unterstreicht die Feierlichkeit des Moments und die Würde des Amtes nach außen. Was ich schön finde, ist das Symbol der Gemeinschaft, der Kreis der Ortsteile, dass wir zusammengehören. Der Bürgermeister ist ja nicht nur Verwaltungschef, sondern auch Repräsentant der Stadt, und für diese Repräsentationsanlässe ist das schon schön.

Haben Sie weitere Möglichkeiten, das Amt zu repräsentieren, etwa eine Schärpe, wie sie von Bürgermeistern in Frankreich oder Italien getragen wird?
Nein, so etwas gibt es nicht. Was ich aber schön finde, ist die Wunstorf-Stecknadel mit der Stadtsilhouette und dem Steinhuder Meer, die trage ich öfter.

„Hätten wir die Bühne vor die Stadtkirche gestellt – die Leute wären ja eingegangen in der Sonne“

Die Bühne beim Stadtjubiläum auf dem Bauamtsparkplatz wurde gut angenommen, obwohl es zunächst nur eine Notlösung zu sein schien.
Man hätte die Bühne auch auf den Stiftshügel stellen können. das war auch eine Variante, aber wir haben es entzerrt, falls man wegen Corona größere Abstände hätte einhalten müssen. Das brauchten wir jetzt nicht, aber rückblickend war es trotzdem ein Glücksfall, dass wir die Bühne dort im natürlichen Schatten mit dem alten Baumbestand hatten. Hätten wir die Bühne vor die Stadtkirche gestellt mit den Bänken – die Leute wären ja eingegangen in der Sonne. Ich fand es auch angenehm, die Atmosphäre war eine entspannte. Alles hat sich wunderbar ergänzt und war wirklich ein Stifts- und Stadtjubiläum. Den Freitagabend fand ich toll, meine Frau und ich waren in der Stiftskirche. Bob-Dylan-Songs auf Orgel zu hören, war genial. Cody Stone war cool; die Stangenakrobatik fand ich mega. Das mal so nah und live zu erleben ist etwas anderes als im Fernsehen.

Veranstaltung auf dem Bauamtsparkplatz | Foto: Daniel Schneider

Ist auch etwas schiefgegangen beim Jubiläumsfest?
Wer mir ein bisschen leidtat, das waren die Johanniter. Die sind ein bisschen untergegangen. Links war der Würstchengrill, und rechts standen die Johanniter mit der Pilzpfanne. Aus dem Bereich der Bänke und Tische war das aber schlecht wahrnehmbar, es wirkte eher wie die Sanitätsstation.

„Wer mir ein bisschen leidtat, das waren die Johanniter“

Hatten Sie auch ein Matjesbrötchen?
Klar, natürlich.

Ist es denkbar, dass Sie bei künftigen Veranstaltungen wieder den Bauamts-Parkplatz als Bühnenstandort nehmen?
Natürlich ist das denkbar. Es hängt ein bisschen vom Anlass und der Jahreszeit und dem Gesamtkonzept ab. Wenn sitzendes Publikum da ist und ein wenig Schatten sein soll, weil man mit Hitze rechnen muss, dann ist das da drüben super. Biergarten-Touch.

Können Sie die im Stadtrat geäußerte Kritik nachvollziehen, dass Saunabetrieb nicht zu den städtischen Aufgaben gehöre?
Ja, es gibt auch private Saunen … Die Kombination aus Schwimmbad und Sauna finde ich aber sehr gut. Das ist auf jeden Fall ein absoluter Mehrwert, dass man zwischen den Saunagängen auch schwimmen kann. Die Saunen, die gut laufen – unabhängig davon, wer sie betreibt –, haben auch immer eine Schwimmmöglichkeit dabei. Pflicht ist sowieso nichts. Ein Schwimmbad zu betreiben ist eine freiwillige Leistung. Man könnte auch ganz darauf verzichten. Aber es ist halt die Frage: Was macht eine Stadt lebenswert, was mache ich für die Bevölkerung, die Schulen und Vereine? Für mich wäre es ein echter Standortnachteil, wenn eine Stadt kein richtiges Bad hat. Da würde ich mir überlegen, ob ich da hinziehe, wenn ich wüsste, ich müsste immer weit fahren, um schwimmen zu gehen.

Ist ein Schwimmbad grundsätzlich ein Zuschussgeschäft für die Stadt oder könnte es passieren, dass das Hallenbad infolge des Umbaus profitabel wird?
Nein. Das ist nicht vorstellbar. Theoretisch ist es möglich – aber dann müssten die Eintrittspreise so hoch sein, dass man Teile der Bevölkerung von einem Besuch ausschließen würde. Die Preisgestaltung ist auch immer ein Stück weit Sozialpolitik. Jeder soll eine Nutzungsmöglichkeit haben.

Die Barnestraße – Zufahrt auch zum Wunstorf Elements | Foto: Daniel Schneider

Es wird mit rund einem Drittel mehr Besuchern nach dem Umbau kalkuliert. Das wird die heute schon engen Zufahrtswege weiter beanspruchen. Wie geht es da weiter?
Das werden wir uns genau ansehen, ob wir straßenverkehrsrechtliche Modifikationen vornehmen müssen. Wir haben ja zwei Zufahrtsmöglichkeiten, über die Barnestraße und die Emanuel-Grund-Straße. Wir werden z. B. auch noch mal mit dem Bauverein sprechen, was die Barnestraße betrifft.

Ist ein Parkverbot für die Anwohner in der Barnestraße denkbar?
Ein Ziel wäre vielleicht, noch mehr Parkmöglichkeiten auf den Grundstücken zu schaffen. Bevor ich da mit ordnungspolitischen Mitteln anfange, würde ich erst einmal schauen, ob es da Gestaltungsmöglichkeiten gibt.

Ist eine alternative Zufahrt über den Düendorfer Weg völlig unrealistisch?
Auch das werden wir uns ansehen, ob man da eine dritte Variante schafft. Auch das ist nicht ganz unrealistisch, weil das ohnehin einmal die Umleitungsroute war, als Bauarbeiten stattfanden. Allerdings ist der Weg ziemlich schmal, ob das für Begegnungsverkehr geeignet ist, müsste man sehen. Aber wir haben zwei Zugangsmöglichkeiten, und deren Leistungsfähigkeit schauen wir uns an. Wenn wir sehen, es reicht nicht aus, dann müssen wir über eine Ergänzung nachdenken. Da werden wir uns an den Ist-Zahlen orientieren.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass massenhaft Leute aus der Region oder aus dem Landkreis Schaumburg kommen, um das Wunstorfer Hallenbad zu nutzen“

Wird es nicht Leute von außerhalb abschrecken, das Hallenbad zu besuchen, wenn sie erst durch verkehrsberuhigtes Wohngebiet der Wunstorfer Kernstadt kurven müssen? Im Vergleich etwa zum Neustädter Schwimmbad, das praktisch direkt an der B6 liegt? Wird das nicht von vornherein zu einem Standortnachteil?
Das glaube ich nicht. Es soll in erster Linie ja auch ein Bad für die Wunstorfer sein. Das wird der Schwerpunkt der Nutzung sein. Wenn es verschiedene Wegeangebote gibt, verteilt sich das auch. Die zeitliche Dimension ist das Jahr, die Besucherprognose verteilt sich über 365 Tage, 24 Stunden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass massenhaft Leute aus der Region oder aus dem Landkreis Schaumburg kommen, um das Wunstorfer Hallenbad zu nutzen. Das wird es vereinzelt geben, aber ob es quantitativ so eine Rolle spielt, dass es zu Problemen führt, das ist eine andere Frage.

Der Barneplatz wird also trotzdem wie geplant verkehrsberuhigt umgebaut? Es wird dort keine Änderungen hinsichtlich einer schnelleren Durchfahrtsmöglichkeit zum Hallenbad geben?
Nein, das ist beauftragt, das wird wie geplant ausgeführt.

zuerst erschienen in Auepost-Magazin Nr. 23 (August 2022)

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