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Die Osterfeuer – Heidnischer Kult, Volksfest oder christliche Symbolik?

08.04.2023 • Daniel Schneider • Aufrufe: 2983

Osterfeuer, meist am Samstag entzündet, ziehen auch bei ungemütlichem Frühlingswetter immer viele Menschen an und gehören in unserem Landstrich zu einer tief verwurzelten Tradition. Ihr Ursprung liegt im Dunkeln …

08.04.2023
Daniel Schneider
Aufrufe: 2983
Zuschauer vor den meterhoch schlagenden Flammen des Osterfeuers | Foto: Daniel Schneider

Osterfeuer gehören in unserem Landstrich zu einer tief verwurzelten Tradition. Woher diese stammt, und warum man Osterfeuer überhaupt begeht, das ist jedoch nicht eindeutig zu bestimmen. Der christliche Bezug ist naheliegend, und manche Osterfeuer weisen eindeutig christliche Merkmale auf, doch Osterfeuer hatten und haben insgesamt einen eher profanen Charakter.

Vom Osterfeuer in der Liturgie der katholischen Kirche ist es daher zu unterscheiden: Ländliche Osterfeuer, meist am Karsamstag, sind ein weltlicher, regionaler Brauch. Die Osterfeuer in ihrer heutigen Form lassen sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen – als Europa schon längst christianisiert war. Ein christlicher Ursprung kann nicht belegt werden, aber auch ein heidnischer Ursprung ist nicht gesichert. Dass Feuer zum Frühlingsbeginn bereits in vorchristlicher Zeit stattfanden, ist belegt, doch dass sie das Vertreiben des Winters symbolisieren sollten und der astronomische Frühlingsanfang gefeiert wurde, klingt zwar plausibel, lässt sich aber nur vermuten.

Gemeinschaftsfest

Osterfeuer haben einen vergleichbaren Stellenwert wie Altstadt- oder Schützenfest: Die Menschen kommen zusammen, sind Teil der Gemeinschaft, man trifft Freunde und Familie. Osterfeuer sind wie andere Feste im Jahr auch identitätsstiftend. Gerade für die kleinsten der kleineren Ortschaften, in denen sonst keine großen Veranstaltungen ausgerichtet werden, sind sie oft einer der wenigen Anlässe, bei denen einmal das ganze Dorf zusammenkommt – und sich einmal zeigt, wie überraschend viele Menschen doch in der Nachbarschaft leben.

Der Qualm des Mesmeroder Osterfeuers zieht über den Kaliberg | Foto: Daniel Schneider

Aber es ist nicht nur Brauchtum, das jährlich begangen wird, Die Osterfeuer haben auch einen ganz praktischen Nutzen: Das Material zum Verbrennen, Baum- und Strauchschnitt, kann im Vorfeld angeliefert werden oder wird eingesammelt.

Kein Osterfeuer direkt in Wunstorf

In Wunstorf findet seit 2015 kein Osterfeuer mehr in der Kernstadt statt – weil es zunehmend an solidarischem Zusammenhalt fehlte. Zunächst die Feuerwehr, später auch die Johanniter stellten ihre Bemühungen zur Ausrichtung ein, da die Verkäufe den Aufwand nicht amortisierten; die Ausgaben wurden immer höher. Schlecht besucht waren die Wunstorfer Osterfeuer direkt in der Stadt keineswegs, im Gegenteil, es waren richtig große Veranstaltungen auf dem Schützenplatz. Immer mehr Besucher brachten sich aber selbst Getränke und Verpflegung mit. Daraus erwuchs dann ein Müllproblem: Eines, das die Kosten sprengte und die ehrenamtlichen Organisatoren undankbarerweise zu unfreiwilligen Müllsammlern werden ließ.

Aber auch in Nachbargemeinden ist Derartiges zu beobachten: In Bad Nenndorf direkt findet seit einigen Jahren ebenfalls kein zentrales Osterfeuer mehr statt – hier waren es vor allem Anwohnerproteste, die dem Feuer den Garaus machten. Manche Bewohner störten sich an dem Trubel und vor allem der Rauchentwicklung zu Ostern. Davon profitieren nun die anderen Osterfeuer in der Samtgemeinde, die ihrerseits mehr Besucher aus Bad Nenndorf anziehen.

Ländliche Stärke

In Dorfgemeinschaften funktioniert das Miteinander offenbar besser: Meist alle Ortsteile von Wunstorf – eben außer der Kernstadt – brennen ein Osterfeuer ab. Und auch rund um Wunstorf gehören die Osterfeuer zu den festen Ritualen in den kleineren Ortschaften. Wer am Karsamstag durchs Calenberger Land fährt, sieht überall die Feuer brennen. Inmitten weiter Felder, am Horizont begrenzt nur von Deister und Kaliberg, strahlen sie eine besonders ursprüngliche Atmosphäre aus.

Die Hitzeentwicklung ist so stark, dass man gebührenden Abstand halten muss | Foto: Daniel Schneider
Osterfeuer aus der Ferne | Foto: Daniel Schneider

Faszination Feuer

Feuer übt eine besondere Faszination aus, ist mehr als die anderen Elemente Freund und Gefahr zugleich. Beim Osterfeuer kommt noch eine romantische, aber auch lehrreiche Komponente hinzu: Feuer wird auf ungeahnte Weise greifbar, die Energie, die ein großes Feuer entwickelt, unmittelbar erfahrbar. Das, was sonst nur Feuerwehrleute während der Ausbildung erleben, ist hier für einen Moment zu erahnen.

Sich am Feuer wärmen, die Hitze auch in respektvollem Abstand noch spüren, den Funkenflug beobachten – oder die Mitmenschen, auf deren Gesichtern sich der Flammenschein spiegelt, das schafft verzaubernde Momente. Aber auch der Qualm, Bier- und Bratwurststände oder Musikbeschallung sorgen je nach Angebot für wohlig-sentimentale oder fröhlich-ausgelassene Atmosphäre.

Die Rauchentwicklung verdunkelt schnell den eben noch blauen Himmel | Foto: Daniel Schneider
Funkenflug über dem Osterfeuer | Foto: Daniel Schneider
Blick ins Osterfeuer | Foto: Daniel Schneider
Wichtig: Nie in Windrichtung stehen | Foto: Daniel Schneider

Auch wenn die Kern-Wunstorfer ihr Osterfeuer vermissen: Das Brauchtum in der Region lädt geradezu dazu ein, einmal über die Ortsgrenzen hinaus zu schauen und die vielen kleineren und größeren Osterfeuer zu entdecken.

zuerst veröffentlicht am 18.4.2017; aktualisiert 2023

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Kommentare


  • Birgit N. sagt:

    Christliche Symbolik ist wohl keinerlei Ursprung nachzuweisen, gleich welcher Christengemeinde oder -einordnung. Heidnischen Ursprungs gilt es nachzulesen. Vielmehr ist es ein vermeintliches „Event“, wo Millionen Kleinstlebewesen ihr Leben lassen müssen, damit der Osterfeuergemeinde dieses „illustre“ Element gewährleistet ist.

    Wo bleibt der Gedanke an Natur und Umwelt? Gestank den ganzen Abend,verpestete Luft ohne zwingenden Grund wie auch Nacht und Morgen. Schauen ins Feuer gleich einer Magie oder eher Lust auf Bratwurst, Bier und Co.?

    Es sollte sich jeder einmal fragen, warum er überhaupt dort hingeht. Gerne Kommentare auf den Meinigen. Toll, ins Feuer zu gucken, Gemeinschaft, Vesper oder einfach nur Gedankenlosigkeit hinsichtlich großer dimensionierter Probleme dieser, für viele Menschen böse Zeit?

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