Das ist ein klassischer Fehlstart. Das ambitionierte Projekt Digitales Kaufhaus beginnt mit einer Absage. Der Workshop mit Händlerinnen und Händlern aus der Innenstadt ist abgesagt worden – nur Stunden vor Beginn. Die Zahl der Anmeldungen rechtfertige die große Runde wie geplant nicht, sagt Wirtschaftsförderer Uwe Schwamm.
Über die Gründe für das schwache Interesse kann jetzt nur spekuliert werden. Nicht über die Wirkung der Absage. Die ist peinlich und wirft viele Fragen auf: Waren die Erwartungen der Planer in Rathaus und Agentur zu hoch? Haben sie das Interesse der Händler falsch eingeschätzt? Haben die Geschäftsleute einen falschen Eindruck von ihrem Interesse und ihrer Bereitschaft zum Engagement vermittelt? War es der falsche Ansatz? Der falsche Zeitpunkt? Zu früh? Zu spät? Waren die Vorstellungen der Experten zu ehrgeizig? Ist das Projekt zu modern für die kleine Stadt Wunstorf?
Die Antworten müssen schnell gefunden werden. Sonst wird der Schaden noch größer. Die Absage des Workshops in vorgesehener Form ist eine Blamage, ein Image-Schaden, bevor das Vorhaben richtig ins Laufen kommt. Es ist blamabel – für alle Beteiligten, für alle, denen Wunstorf, die Stärkung der Innenstadt als Lebensraum und Einkaufszone am Herzen liegt.
Am heftigsten trifft die Panne die Protagonisten der Digital-Initiative um Wirtschaftsförderer Uwe Schwamm und die Experten der Agentur. Auch die Werbegemeinschaft muss sich fragen lassen, wo ihre Mitglieder stehen. Nicht zuletzt ist die Sache ein Fehlschlag für den Bürgermeister. Carsten Piellusch propagiert die Idee des lokalen Internethandels seit dem Wahlkampf in Reden und Schriftsätzen, die diversen Drucksachen für den Rat tragen seine Unterschrift. Er hat das Projekt als leichte Übung dargestellt. Motto: Wir wollen das, wir machen das, dann haben wir das. So leicht ist es offensichtlich nicht.
Jan Weber von der Werbegemeinschaft hat es jüngst klar und deutlich öffentlich gesagt. Der Praktiker ist skeptisch angesichts der Fülle von Problemen. Er teilt die Zuversicht der Projektbeförderer nicht. Die Agentur muss prüfen, ob ihr Werkzeugkasten der richtige ist. Was in anderen Orten passt, funktioniert nicht automatisch in Wunstorf. Aber vielleicht sind alle Fragen auch beantwortet. Die Stadt hat die Tür weit geöffnet und den Tisch reich gedeckt. Die Händler, mit denen die Agentur Hand in Hand agieren wollte, haben klammheimlich abgestimmt: Sie sind in ihren Geschäften geblieben.
Könnte es sein, dass es die Innenstadthändler als das erkannt haben, was es ist?
Für Dumm verkaufen?
Versuch macht klug.
Als Ortsrat bin ich mit diesem Thema konfrontiert.
Von einer Umsetzung des Digitalen Kaufhauses habe ich sehr wenig Ahnung.
Ich kenne die Probleme nicht, die bspw. Hr. Weber anspricht.
Deswegen nur ein paar Gedanken dazu:
ich stelle mir bei diesem Projekt eine Internetseite vor, die erläuternd die Unternehmen vorstellt und auf die unternehmenseigenen Internetseiten verweist und für Unternehmen, die so etwas nicht haben, eine erstellt.
Das Wesentliche wäre eine ausführliche, fähige, differenzierte Suchfunktion, die über die fraglichen Internetseiten der einzelnen Unternehmen aussagekräftige Suchergebnisse liefert.
Dazu sollte, vgl. Amazaon oder Google, eine Bewertung zu den Unternehmen und zu einzelenen Produkten möglich sein.
Das sollte für die Programmierer nicht allzu schwer sein.
Und warum solch ein Vorschlag nicht von der Werbegemeinschaft getragen werden sollte, versuche ich dann herauszufinden.
@ Herr Andreas R. Niepel:
Weder die Werbegemeinschaft noch die Stadt wird etwas davon haben. Früher sagte man dazu „tot geborenes Kind“, heute eher,
Finger von Sachen, die man nicht versteht.
Momentan wissen fast alle Gewerbetreibenden, das Internet ist der Tod vom Einzelhandel.
Natürlich will keiner unnütz Investieren, dafür gibt es Beispiele genug, auch und gerade in Wunstorf.
Das einzige, was im Internet noch funktionieren könnte wäre – nee, ich sags nicht, müssen sie selbst draufkommen – mMn ein Erfolg und hätte Zukunft. Wie lange diese „Zukunft“ dauern kann/wird, ist in dieser schnellebigen Zeit kaum zu sagen. Sicher ist aber, das andere Städte und Kommunen bzw. deren Unternehmern, umgehend auf diesen Zug „aufspringen“ werden und dann könnte es wirklich riesige Erfolge freisetzen. Da bin ich absolut sicher.
Wer nicht will, der hat schon. Da der nächste Lock down schon in Sichtweite ist. Sollen die Händler der Innenstadt aber auch ruhig sein, falls die Läden wieder dicht gemacht werden müssen. Den nächsten möglichen Anlauf zahlen sie dann voll und ganz aus eigener Tasche. Kein Geschäft kann heute ohne vernünftiger Webpräsenz und Shop überleben.