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Fahrrad-Suchfrust an Ostermontag: Was negative Kritik anrichten kann

10.04.2023 • Daniel Schneider • Aufrufe: 3453

Eine ehrenamtlich organisierte Rallye geht schief, und die folgende Kritik sorgt fast dafür, dass der Organisator hinschmeißt. Was dann passiert, ist jedoch wunderbar. Ein Kommentar zum ehrenamtlichen Bewusstsein in der Stadt.

10.04.2023
Daniel Schneider
Aufrufe: 3453

Darf man enttäuscht sein, wenn eine Fahrradsuchrallye praktisch ausfällt, weil sich ein Einzelner anscheinend nicht an die Regeln gehalten hat und noch vor allen anderen mit der Suche begann? Sicherlich. Darf man kritisieren, wenn der Veranstalter versäumt hat, für mehr Chancengleichheit zu sorgen? Warum nicht. Aber man sollte darauf achten, das Wie zu kritisieren, nicht das Wer. Und man sollte sich bewusst sein, wer hinter dem Wie steckt – und was man mit zu viel Herummäkelei anrichten kann.

Marcels Fahrradgarage ist keine Firma, die hier Marketingaktionen abhält, und auch keine Organisation, die professionelle Events realisiert. Marcel Birth macht alles, was er in Wunstorf rund ums Fahrrad und darüber hinaus auf die Beine stellt, ehrenamtlich, neben seinem eigentlichen Job. Aus altruistischen Motiven, und weil er selbst Spaß an seinem Engagement hat. Geld nimmt er damit nicht ein. Was an Spenden hereinkommt, wie jetzt z. B. das verschenkte E-Bike, geht immer in irgendeiner Form auch wieder an die Allgemeinheit zurück.

Wie Birth gibt es erstaunlich viele Menschen in dieser Stadt, die ähnlich ticken und die quasi aus dem Nichts heraus immer wieder beeindruckende Dinge schaffen. Das ist etwas Besonderes. Die Fahrradgarage mit allem Drum und Dran ist in dieser Form und vor allem in diesem Umfang dennoch etwas Besonderes unter dem Besonderen, und auch nur deshalb funktioniert es auch so, wie es funktioniert: Es hat einen ganz besonderen Charme. Sponsoren werden aufmerksam, die Wunstorfer stehen hinter ihm, und Birth trägt damit den Namen Wunstorf sogar weit über die Stadtgrenzen hinaus. Auch deswegen hat er als Anerkenung 2021 den Ortspreis des Ortsrates Wunstorf erhalten.

Mit Neid und Missgunst muss man gerade bei solchen Aktionen wie der Osterfahrradsuche trotzdem rechnen. Im ersten Moment war Birth von der dann doch deutlichen Kritik sehr getroffen, wollte direkt hinschmeißen. Doch dann sprangen ihm überall die lobenden Stimmen bei. Mein Eindruck war: Die große Mehrheit weiß, dass Birth so etwas zum ersten Mal ausprobiert hat, und hat deshalb doppelt Verständnis, wenn nicht alles gleich ganz ideal abläuft. Die Aktion an sich wird einfach super gefunden. Wer da am Ende dann tatsächlich irgendetwas abstaubt, das ist letztlich zweitrangig.

Wir können uns nur wünschen, dass sich Marcel Birth und alle anderen in der Stadt ihr Engagement von einzelnen Kritikern nicht madig machen lassen. Es wäre ein großer Verlust für den ehrenamtlichen Geist in Wunstorf. Wie jetzt moralisch Beistand geleistet wird in der Debatte, ist deshalb genauso großartig: „Nicht meckern, sondern selber machen“, ist ein altbekannter Spruch, in dem in diesem Fall aber durchaus Wahrheit steckt.

Und muss man einen 15-Jährigen darum beneiden, dass dieser nun ein Fahrrad fährt, das teurer ist als mancher gebrauchte Kleinwagen? Nein, denn genau darum ging es bei dieser Aktion: Dass jemand die Chance auf etwas bekommt, was sonst vielleicht unerreichbar gewesen wäre. Schöner als Muhamet „Momo“ Karsak kann man es nicht formulieren, warum man sich mitfreuen sollte für den frühen Gewinner, statt sich im Nörgeln zu verlieren: „An so einem Tag irrt sich der liebe Gott sicher nicht.“

Man könnte es zum Anlass nehmen, ein wenig mehr so zu agieren, wie Ehrenamtliche oft handeln: Einfach mal ein wenig mehr an die anderen denken.

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