Das Land beschwört die Eigenverantwortung der Menschen in Corona-Zeiten, und in Steinhude sieht man, wie gut das funktioniert. Überhaupt nicht. Kaum dass die Sonne etwas stärker scheint, macht sich halb Niedersachsen auf den Weg zum größten Teich der Region – und ganz NRW kommt auch noch mit dazu. Steinhude sieht an den Wochenenden so aus, als hätten an den Strandterrassen gleich zwei Mediamärkte auf einmal neu eröffnet.
Irgendwann muss es sich doch mal rumsprechen: Die Chance, an einem sonnigen Wochenende noch in Steinhude zum Fischbrötchenfuttern reingelassen zu werden, ist ungefähr so hoch, wie in Sachsen-Anhalt an Corona zu erkranken. So schnell kann man gar nicht anreisen, wie die Polizei schon wieder die Schranken runtergelassen hat. Aber okay, dann fährt man halt nach Hagenburg oder Mardorf weiter – sollen die sich eben um den Hotspot kümmern.
Wieso man in diesen Zeiten unbedingt aus dem tiefsten Westen nach Steinhude muss, erschließt sich mir auch nicht wirklich. Und schon gar nicht, warum man sich aus Dortmund und Wuppertal auf den Weg macht. Habt ihr da keine eigenen Gewässer? Sogar der Atlantik wäre näher gewesen. Was ist so lebensnotwendig am Steinhudebesuch? Die Illusion, dass Bismarckhering und Lachsersatz direkt vor den Fischbrötchenbuden gefangen wird? Oder dass man am Montag den Kollegen ohne zu flunkern erzählen kann, dass man ans „Meer“ gefahren ist?
Wenn das so ist, kann ich natürlich verstehen, dass man sich von ein paar gut gemeinten Warntafeln nicht abhalten lässt. Woran werden die Verantwortlichen wohl gedacht haben? An Eltern, die sich stundenlang über die A 2 gequält haben und am Ortseingang dann spontan beschließen: „Jau, Kinder, war ne blöde Idee, wir fahren wieder zurück!“? Es fehlen einfach die Alternativen, man muss den Touristen doch auch was bieten. Gewirkt hätten vielleicht „Heute gratis Fischbrötchen in Kolenfeld“ oder „Frauke Ludowig gibt Autogramme vor der Stadtkirche“. Das würde für echte Entzerrung sorgen.
„Heute gratis Fischbrötchen in Kolenfeld“
Vielleicht war „Bitte vermeiden Sie einen Besuch von Steinhude“ aber auch einfach viel zu nett formuliert. Um potentielle Besucher nachhaltig abzuschrecken, müsste man schon schwerere Geschütze auffahren. „Parken ab 15 Euro/halbe Stunde“ oder „Zutritt zur Badeinsel nur für Besucher mit ungeradem Kennzeichen, geradem Geburtstag und fertig eingereichter Steuererklärung“. Und schon wäre Steinhude deutlich leerer.
Vielleicht sorgt jetzt aber auch der neue Strandterrassenvorplatz dafür, dass schon ganz von allein weniger Leute kommen wollen. Sicher, der alte Platz hatte den Charme der 70er Jahre. Aber er hatte wenigstens Charme. Jetzt komm ich mir da vor wie auf einem Lidl-Parkplatz. Wenn ihr wirklich ein halbes Jahrzehnt über die Gestaltung diskutiert habt, und dann kommt sowas dabei heraus … nee, das kann ich jetzt unmöglich schreiben, sonst ruft nachher wieder der Presserat an.
Ich fahr jetzt erstmal nach Dortmund, lecker Fischbrötchen essen.
Mit sonnigen Grüßen
Horst Koschinsky
Zuerst erschienen in Auepost #10 (Juli/August 2020)
Und um von den Strandterrassen Richtung Minigolfplatz die letzten 10m Fußweg fertig zu machen, hat auch mal wieder der letzte Cent am Euro gefehlt…
Liegt wohl daran, daß die Leute nach 15 Monaten endlich geschnallt haben, daß es nie eine Pandemie gab.
Kann man im Bericht des Gesundheitsministeriums vom 30.4.2021 zur Lage in 2020 sogar selber nachlesen. Interessiert aber scheinbar keinen. Lieber wird weiter von Gefahr fabuliert und Angst und Schrecken verbreitet.
Habt Ihr sonst keine Probleme, als über solch sinnlosen, nutzlosen Mist zu reden:-(??? Typisch deutsches Volk, müssen nur dumm quatschen, mehr nicht!!! Irgendwie nervts nur noch, dieses dämliche CoronaGequatsche, lächerlich, kindisch & albern sowieso!!! Übrigens, nur zum Nachdenken, der Virus ist Weltweit & nicht nur im kindlichen D- Staat!!!
Unerklärlich ist es, dass selbst Autofahrer mit Kennzeichen HH, da liegt die Ostsee doch fast vor der Tür, KI, HL, CUX und HRO Steinhude anfahren. Besonders beeindruckend ist es, wenn sich am frühen Nachmittag alle unbedingt durch die Uferstraße quälen müssen, Autos, Fahrräder und Menschen, mit Kinderwagen und ohne, wie in einem Kessel. Wohne selbst in dieser Straße und schaue vor Betreten immer intensiv nach links und rechts, vielleicht ist ja noch ein Plätzchen frei zum Durchgehen. Es wird gequetscht (Autos), nebeneinander (Rad) und in Kolonnen gegangen, besonders Uferstraße-Ecke Hafenstaße, wo treffenderweise das Schild Rundwanderweg angebracht ist, entstehen oft wirklich gefährliche Situationen, weil ankommende Autos oder auch Radfahrer nicht rechtzeitig wahrgenommen werden können.
Super Beitrag. Als Steinhude Bürger, traut man sich an so einem Wochenende, wie Pfingsten nicht ans Meer.Für die Geschäftsleute mal wieder ein Umsatz Reiches Wochenende. Andererseits ist die Inzidenzzahl wieder gestiegen. Also wieder Maskenpflicht.