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Für ein nächtliches Wählerangeln- und Stimmenfischverbot!

06.07.2021 • Horst Koschinsky • Aufrufe: 1875

Klartext für Wunstorf: Horst kann das Thema Nachtangeln nicht mehr hören.

06.07.2021
Horst Koschinsky
Aufrufe: 1875
Horst grantelt

Bis das Thema wegen dem drohenden Verbot aufkam, wusste ich nicht mal, dass es so was gibt. Nachtangeln. Sogar von Sternenanglern hab ich schon mal gehört … aber Nachtangeln? Eine echte Wissenslücke. Dabei hätte man sich das ja denken können. Naturverrückte, die sich den ganzen Tag irgendwo an einen Bachlauf stellen, stundenlang auf eine reglose Angelschnur im Wasser stieren können und dabei nicht bekloppt werden, die klappen doch ihren Campinghocker nicht zusammen, nur weil draußen das Licht ein bisschen weniger wird. Außerdem gibt’s ja selten Hobbys, die man nur bei Tageslicht ausführen könnte. Alles ist machbar. Nachtfußball. Nachtgolfen. Nacktbaden – ach nee, da bin ich im Buchstaben verrutscht. Letzteres hat der Ortsrat Steinhude bestimmt gerade verboten.

Liebe Angel- und Sportsfreunde, ich diskutier das jetzt gar nicht mit euch, ob es lebensnotwendig ist, zum eigenen Vergnügen lebende Tiere an Schnüren aus dem Wasser zu ziehen. Soll jeder gern machen, wenn er auf die persönliche, authentische Beschaffung von Nahrungsmitteln Wert legt. Und ich geh jetzt auch nicht darauf ein, ob Angler die besseren Naturschützer sind, weil sie aus eigenökonomischem Antrieb für Gewässerschutz sorgen. Obwohl es natürlich cool wäre, wenn alle das einfach so tun würden, auch wenn sie dabei nicht angeln. 

Aber kann mir bitte jemand mal erklären, warum die Welt untergeht, wenn man zu bestimmten Uhrzeiten aus was auch immer für Gründen in Naturschutzgebieten nicht mehr angeln soll? Ganze Bundesländer haben schon ein Nachtangelverbot, und die Einwohner dort scheinen überlebt zu haben. Kann man nicht mal was anderes machen in der Nacht statt Fischen auf die Pelle zu rücken? Was unterscheidet den Nachtspaziergang vom Nachtangeln in Sachen persönlicher Lebenserfahrung? Wer unbedingt nach 23 Uhr in freier Natur eine Taschenlampe ins Wasser halten möchte, kann das auch weiterhin tun.

Wahrscheinlich würden sogar die Fische fürs Nachtangeln unterschreiben, nur damit endlich das Thema vom Tisch ist.

Noch weniger versteh ich allerdings die Lokalpolitik. Liegt’s nur am Wahljahr? Oder kriegt man mit dem Sitz im Stadtrat auch automatisch einen Zwangsangelschein ausgestellt? Kein Tag vergeht, ohne dass sich jemand mit großem Tamtam gegen das Nachtangelverbot ausspricht und dabei so tut, als gebe es gerade keine dringenderen Probleme. Findet sich Impfstoff da unten in den Baggerseen und Flussbetten? Kann man die Wohnungsnot wegfischen? Kinderarmut versenken? Klar, alles keine Themen, die die Lokalpolitik lösen könnte. Wirkt deswegen aber nicht weniger unangemessen. 

Fortgesetzte nächtliche Fischsterbenlegalisierung als Wahlkampfthema Nr. 1 in Wunstorf. So was kannste dir nicht ausdenken. Wahrscheinlich würden sogar die Fische fürs Nachtangeln unterschreiben, nur damit endlich das Thema vom Tisch ist. Kann sich wenigstens mal jemand von den Grünen ganz laut pro Nachtangelverbot äußern, damit mein Weltbild wieder stimmt? Vielen Dank.

Ich hab jetzt jedenfalls die Kiemen gestrichen voll. Das nächste Wahlprogramm desjenigen, der sich gegen das Nachtangelverbot ausspricht, tunk ich in Dill-Sahne-Soße. 

Mit petriheiligen Grüßen
Horst Koschinsky

Zuerst erschienen in Auepost Nr. 19 (Mai 2020)

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