Wunstorfer Auepost
[Anzeige]

Die Managerin geht, aber Klima- und Wärmekonzept ist auf dem Weg

10.09.2024 • Achim Süß • Aufrufe: 1792

Klimaschutz ist in aller Munde. Auch in Wunstorf. Die Weichenstellungen gehen dabei weit über die Fragen hinaus, ob der Jahnplatz grün bleibt oder der Barneplatz eine „Bratpfanne“ ohne Sonnenschutz: Die Stadt ist zu kommunaler Wärmeplanung und Klimaschutzkonzept verpflichtet. Während Hamelner Experten an beidem arbeiten, hat Klimaschutzmanagerin Franziska Dröge nach drei Jahren dem Wunstorfer Rathaus den Rücken gekehrt.

10.09.2024
Achim Süß
Aufrufe: 1792
Klimaschutzmanagerin Franziska Dröge hat gekündigt (Archiv) | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (as). „Klimaschutz ist für unsere Stadt von entscheidender Bedeutung. Angesichts der globalen Herausforderungen des Klimawandels stehen wir als Gemeinschaft in der Verantwortung, Maßnahmen zu ergreifen, um unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern und unsere Umwelt zu schützen.“ So ist es auf einer der Internetseiten der Stadt zu lesen. Mit „nachhaltiger und zukunftsorientierter Klimapolitik“ könne nicht nur der Klimawandel gemildert, sondern auch die Lebensqualität nachhaltig verbessert werden.

Um veränderten wissenschaftlichen Erkenntnissen und aktuellen Herausforderungen des Klimawandels gerecht zu werden, hat der Rat beschlossen, das Konzept zum Klimaschutz zu erneuern. Da Wunstorf als Mittelzentrum auch zur kommunalen Wärmeplanung bis spätestens 31. Dezember 2026 verpflichtet ist, wurde zur Nutzung von Synergieeffekten die kombinierte Erstellung beider Konzepte ausgeschrieben.
Aktuelle Herausforderungen? Die Stadt nennt die jüngsten Starkregen und das Hochwasser um die Jahreswende in Idensen, an der Westaue oder am Klärwerk Luthe. Der Klimawandel sei in Wunstorf angekommen, und das aktuell diskutierte Heizungsgesetz werfe Fragen auf.

Die Ausschreibung für das Klimaschutz- und Wärmekonzept hat die target GmbH gewonnen. Geschäftsführender Gesellschafter des Hamelner Unternehmens ist der Wunstorfer Tobias Timm. Das neue Konzept soll ein Aktionsprogramm ersetzen, das 2011 und 2012 von Bürgerinnen und Bürgern mit Unterstützung der Klimaschutzagentur der Region Hannover erarbeitet worden war.

Zentralwärme statt jedes Haus einzeln

Timm nennt das Vorgehen der Stadt klug und hat in einer ersten Informationsveranstaltung die Situation in Wunstorf, die bisherigen Untersuchungen seines Unternehmens und die weiteren Schritte erläutert. Basis für die Wärmeplanung ist zunächst die Ermittlung des Wärmebedarfs der Gebäude heute und künftig. Gebäudesanierung werde den Wärmebedarf in den nächsten Jahren reduzieren. Das müsse berücksichtigt werden, sagt Timm, wenn es darum gehe, die passenden Heizungssysteme auszuwählen. Eine der Aufgaben der Wärmeplanung ist es, Empfehlungen zu treffen, welche Quartiere in Wunstorf künftig dezentral mit einem eigenen Wärmeerzeuger für jedes einzelne Haus oder über ein zentrales Wärmenetz versorgt werden können.

Dazu wird die sogenannte Wärmedichte, der Wärmebedarf je Quadratmeter Quartierfläche, ausgewertet. Nur dort, wo ein hoher Wärmebedarf vorhanden ist, lohnt sich der Bau eines Wärmenetzes. Eine hohe Wärmedichte ist Voraussetzung dafür, um ein Wärmenetz wirtschaftlich betreiben und den Hausbesitzern attraktive Preise anbieten zu können. Timm hat dargestellt, aus welchen regenerativen Wärmequellen ein Wärmenetz gespeist werden kann.

Mit dem Klärwerk heizen

Eine Möglichkeit ist dabei das Klärwerk in Luthe. Dort kann dem geklärten Wasser, bevor es in die Leine geleitet wird, Wärme entzogen werden. Das wäre eine „hervorragende und sehr kostengünstige Möglichkeit für ein sogenanntes kaltes Nahwärmenetz“. In den versorgten Gebäuden könnten Wärmepumpen das Wasser auf die für die Heizkörper benötigte Temperatur bringen. Weitere Möglichkeiten sind der Einbau von Sonden, die Wärme aus dem Erdreich entziehen. Auch die Nutzung der im Abwasser enthaltenen Wärme ist eine der von Experten genannten Energiequellen. Alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten werden im nächsten Schritt von der target GmbH untersucht.

Viele Ideen haben die Teilnehmer beigetragen | Foto: privat

Ein Ziel der Auftaktveranstaltung war es auch, Ideen, Meinungen, Anregungen, Fragen der Bürgerinnen und Bürger aufzunehmen, um zu erfahren, wie es gelingen kann, die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen in Wunstorf drastisch zu reduzieren. Timm ist es dabei wichtig, Klimaschutz nicht mit dem erhobenen Zeigefinger zu propagieren, sondern „umsetzungsorientierten Klimaschutz als Instrument für ein lebenswertes Wunstorf zu betreiben“.

Bürgerinnen und Bürger waren eingeladen, sich zu den Themenbereichen Mobilität, Wärmeversorgung, Kommunikation, erneuerbare Energieversorgung und Klimaanpassungsstrategien zu äußern. Gesucht wurde nach Chancen, Herausforderungen, konkreten Projektideen und Akteuren, die für diese Themen eine wichtige Rolle spielen. Die Ergebnisse der Beteiligung wurden auf Stellwänden in der Otto-Hahn-Schule dokumentiert.

Unbeirrt weiter

Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) hat die Ideensammlung am Ende der Veranstaltung zusammengefasst. Auch er betont, wie wichtig es sei, Klimaschutz nicht als Verhinderungsinstrument zu bewerten, sondern chancenorientiert zu denken.

Dass die Stadt innerhalb weniger Jahre erneut eine Klimamanagerin verliere und damit die entscheidende Ansprechpartnerin im Rathaus, bedauert Timm sehr. Allerdings gehe die Arbeit am Konzept unbeirrt weiter. Stadtsprecher Alexander Stockum betont, Mareike Hansing, die Leiterin des Fachbereichs Bauverwaltung, decke die Aufgaben komplett ab.

[Anzeige]
[Anzeigen]
Auepost wird unterstützt von:

Kommentare


  • Anonymous sagt:

    Warum bin ich mir bloß sicher, dass alle Kommentare, die Kritik an dieser Ideologie üben werden, zensiert werden?
    Dieser demzufolge selbstverständlich auch.
    Könnte aber auch ganz raffiniert sein, dass man ihn durchlässt, und nur die Kritik löscht, um den naiven gegenüber Meinungsfreiheit zu simulieren.

  • Heiko N. sagt:

    Bezogen auf den vorherigen Kommentar: Schön, dass die Auepost die Meinungsfreiheit achtet!

    Mal angenommen, Projekte wie die Verkehrswende, die es direkt auf die Einsparung von CO2 abzielen, würden durch diese Einsparung positive Wirkung auf das weltweite Klima entfalten:
    Damit das funktionieren kann, müsste Deutschland mit einem eigenen weltweiten Anteil von 1,9% CO2 zuallererst China, die USA, Indien, Russland, Japan und den Iran zwingen, deren stetig weiter wachsenden CO2 Ausstoß von zusammen etwa 61% zwingen, diesen zu beenden, bevor sein eigener Anteil, der 32mal kleiner ist, irgend eine Wirkung entwickeln könnte.
    Deutschland zahlt aber Enwicklungshilfe und Milliarden für Klimaschutzprojekte in China, die allesamt nicht existieren, defakto das Gegenteil, nämlich mehr CO2 Ausstoß zur Folge haben.
    Warum wird die Bevölkerung Deutschlands zu einem rituellen, wirtschaftlichen Selbstmord überredet bzw. gezwungen, wenn genannte Drittstaaten deren CO2 Ausstoß sogar immer weiter steigern?

    Sind diese das Vorrantreibenden ahnungslose Opfer? Oder was sind diese wirklich?
    Wollen die Opfer alle nicht rechnen und logische denken oder können die nicht?

  • B.N. sagt:

    Interessant wäre, den Grund zu erfahren, warum die Klimamanagerin gegangen ist.

    Intressant wäre auch zu erfahren, warum die Stadt Wunstorf viel propagiert, was Klimaschutz angeht, und sich selbst wenig daran zu halten scheint.

    Fällung von gesunden Bäumen, Missachtung der Regelung Versiegelung, Projekte, deren Sinn hinsichtlich Natur- und Umweltschutz fraglich ist.

    Wo bleibt eine Baumschutzsatzung? Warum darf jeder im Garten machen, was er will?

    „Bratpfannen“ wie der Barneplatz, mit kleinen winzigen Bäumen, wo man sich fragt, wann diese beachtlichen Schatten spenden?

    Abholzung wegen eines (unsinnigen) Kreisels?

    Nur kleine Beispiele.

    Deshalb ist eine vollmundige Werbung für klimarelevante Themen vorab zu überprüfen, ob diese jemals realisierbar sind oder von vornherein ohnehin verplant worden sind.

  • Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    Kontakt zur Redaktion

    Tel. +49 (0)5031 9779946
    info@auepost.de

    [Anzeigen]

    Artikelarchiv

    Auepost auf …