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Eine „Monsterturnhalle“ für die Barne? – Geplanter Neubau entzweit den Schulausschuss

27.09.2022 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1821

Der Neubau einer Turnhalle im Barne-Schulzentrum soll deutlich größer werden als ursprünglich geplant. Lokalpolitiker sehen sich von der Verwaltung übergangen und Eltern beklagen den Wegfall von Schulhoffläche.

27.09.2022
Daniel Schneider
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Anstelle der alten Turnhalle soll ein deutlich größerer Bau entstehen | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Entsteht eine Art Monsterturnhalle in der Barne? Diesen Eindruck konnte man bekommen, wenn man die Diskussion im Schulausschuss der vorletzten Woche verfolgte. Der Verlust von altem Baumbestand und damit Schattenspender für die Schüler, mangelnde Verkehrswege und das Streichen des Bolzplatzes der Paul-Moor-Schule sorgten für lebhafte Auseinandersetzung. In der Politik fühlt man sich von der Verwaltung schlecht informiert.

Das Hauptthema im Schulausschuss am Mittwochabend des 14. September war die geplante neue Turnhalle auf dem Schulzentrumgelände der Barne: Innerhalb der nächsten zwei Jahre soll hier anstelle der bisherigen Halle 2 ein Neubau entstehen, der die bisherigen Hallen vollständig ersetzt. Bislang sind zwei Gebäude unabhängig in Betrieb: Die Halle zwischen den Gebäuden der Otto-Hahn-Schule sowie die Halle neben der ehemaligen Fröbelschule. Bei beiden Objekten herrscht großer Investitionsstau – bei der Halle 1 war wegen Instabilität zwischenzeitlich sogar die Zwischendecke samt Dämmung entfernt worden.

Ursprünglich war daher geplant, die vorhandenen Hallen für 7,2 Millionen Euro durch eine einzige neue zu ersetzen und damit Effizienzfaktoren auszunutzen, anstatt zwei separate Hallengebäude zu sanieren. Nun allerdings sind Kosten und Planungen gleichermaßen explodiert: Ca. 14,4 Millionen soll der Bau nun kosten. Das hängt einerseits mit der allgemeinen Kostensteigerung im Baugewerbe zusammen, aber auch mit Extra-Wünschen: Die Hallenfläche soll nun deutlich größer ausfallen als bisher, um „punktspielgerecht“ zu sein. Dazu kommen u. a. eine vollwertige Tribüne für 250 Zuschauer, zusätzliche Fitnessräume oder auch ein attraktiverer Haupteingang. Statt einer Etage soll es nun 2 geben, inklusive Fahrstuhlanlage.

Der beengten Förderschule wird weiterer Platz weggenommen

Ein Nebeneffekt ist, dass der Schulhof der Paul-Moor-Schule durch den Neubau beschnitten wird, da eine Feuerwehrzufahrt verlegt werden muss. Stephan Thoms, Elternratsvorsitzender der Paul-Moor-Schule, wirkte sachlich, aber verzweifelt: Er berichtete, dass die Nutzung des Geländes, das als Bolzplatz dient und im Eigentum der Stadt steht, der Schule in der Vergangenheit zugesichert worden sei. Nun werde es ihnen kurzfristig wieder weggenommen, niemand habe Bescheid gewusst, obwohl die Schülerzahl zuletzt von 60 auf 96 Kinder gestiegen sei. „Wie kann so was passieren?“, so der Elternvertreter. Unter den Zuhörern und auch im Ausschuss schien teilweise Fassungslosigkeit zu herrschen, dass man ausgerechnet der beengten Förderschule weiteren Platz wegnehmen möchte.

„Wie kann so was passieren?“

Von Seiten der Verwaltung begründete man dies mit dem Planungsprozess. Zur Verlegung der Feuerwehrzufahrt gebe es keine Alternative. Auch eine andere Positionierung der Halle sei aus baurechtlichen Gründen nicht möglich. Erst die Fröbelschule abzureißen und dann dort eine neue große Sporthalle zu errichten, sei auch keine Option, da kurzfristiger Ersatz für Hausmeisterwohnung und zentrale Wärmeversorgung bedacht werden müssten. Zudem werden die Räumlichkeiten der ehemaligen Fröbelschule inzwischen von der Otto-Hahn-Schule genutzt. Thoms appellierte an den Ausschuss, das Areal nicht bloß als „Bolzplatz“ abzutun – man habe besondere Kinder, die diesen Platz brauchten.

Alte Bäume müssen weg

Für den Hallenneubau mit vergrößerter Grundfläche müssen auch einige große, alte Bäume gefällt werden, darunter eine mächtige Eiche. Als Ausgleichsmaßnahme ist die Neuanpflanzung von 72 Bäumen in der Barne vorgesehen, davon sollen 8 große Laubbäume in der Nähe der neuen Halle stehen. Wo die übrigen 64 Bäume Platz finden werden, weiß aktuell noch niemand.

Die Bäume neben der Halle müssen weg – und damit auch ein Teil des inoffiziellen Schulhofes | Foto: Daniel Schneider

Scharfe Kritik an der Größe des Vorhabens

Der nun vorliegende Planungsentwurf hat sich von den ursprünglichen Überlegungen erkennbar entfernt. Statt 7,2 Millionen Euro soll der Bau nun ca. 14,4 Millionen kosten. 3 Millionen Zuschuss aus Bundesförderung sind möglich. Anne Dalig (Grüne) griff die Verwaltung direkt an und redete sich geradezu in Rage: Man habe zuvor für eine neue Turnhalle gestimmt – „wir haben nicht dafür gestimmt, dass ein Sportzentrum gebaut wird!“. So könne man mit Politikern nicht umgehen. Die Infrastruktur werde nicht mitbedacht, die Barnestraße werde nicht mitvergrößert. Diese müsse künftig dann nicht nur den Zustrom zum vergrößerten Wunstorf Elements bewältigen, sondern auch noch den Zustrom zur neuen Turnhalle. Diejenigen, die das geplant haben, sollten dann den Verkehr regeln, forderte Dalig.

„Diejenigen, die das geplant haben, sollen dann den Verkehr regeln“

Dalig forderte nicht nur Ausgleichsmaßnahmen für die Bäume, sondern auch Ausgleichsmaßnahmen für die spielenden Kinder. Die Halle trenne die Schulen, trenne die Kinder voneinander. Dem widersprach jedoch die Schulleiterin der Albert-Schweitzer-Grundschule, Sabine Tönsing: Die neue große Halle würde nicht trennen, sondern die Zusammenarbeit fördern. Man sei super-glücklich, endlich seit 2004 wieder eine eigene Sporthalle zu bekommen, bislang habe man immer „Bitte-Bitte“ bei der Otto-Hahn-Schule machen müssen zur Mitbenutzung. Aber man „nehme gern auch mehr Bäume“, sagte sie in Richtung der Verwaltung angesichts des zubetonierten Schulhofes.

Es wird zeitlich eng – Rüffel für die Verwaltung

Der Zeitplan für das Bauprojekt ist eng: Eine Förderung bis zu 3 Millionen ist nur garantiert, wenn der Bau bis Ende 2024 abgeschlossen ist. „Sportlich“, hieß es dazu von Seiten der SPD. Unter den Zuschauern murmelte jemand: „Das schaffen die nie!“

Aktuell noch einstöckig – bald mit zweiter Etage und deutlich breiter | Foto: Daniel Schneider

Die Vertreter der Verwaltung im Schulausschuss hatten an diesem Abend keinen guten Stand. Erste Stadträtin Wiebke Nickel blieb in der Defensive und zog sich vor allem auf juristische Positionen zurück. Bei dem Bereich mit den zu fällenden Bäumen handele es sich formal nicht um einen Schulhof, sondern eine Durchgangsfläche. Es könne zudem nicht sein, dass die Politik von den Plänen nichts gewusst habe. Beim Ausschussvorsitzenden Marvin Nowak drang Nickel damit nicht durch, er rüffelte die Verwaltung und benannte ein Kommunikationsdefizit. Die politischen Gremien seien zu wenig in den Planungsprozess eingebunden worden.

Am Ende herrschte dann doch Einigkeit, nämlich dass man keine Verzögerungen wolle. Statt die Vorlage als beratend einzustufen, kam es zu einer Entscheidung: Bei zwei Gegenstimmen und einigen Enthaltungen überwog die Zustimmung zu dem Bauprojekt. Daher wird nun am morgigen Mittwoch der Stadtrat über den Turnhallenneubau entscheiden.

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Kommentare


  • Daniela Helbsing sagt:

    Hallo Herr Schneider, zu einer korrekten Berichterstattung fehlen mir folgende Ergänzungen:
    Unter den Bäumen ist kein offizieller Schulhof, die Paul-Moor-Schule ist eine Regionsschule und die Verwaltung geht auf diese zu, obwohl die Region auch schon länger von der akuten Lage vor Ort Kenntnis hat. Das das OHS Schulzentrum erweitert werden muss, steht längst auf der Agenda. Die Planung der Turnhalle ist von 2015/2016 – das erklärt auch einige Gedächtnislücken.
    Die AS Schule freut sich, endlich eine eigene Halle zu bekommen.
    Und gerade aus der Turnhalle der Oststadt Schule sollten wir gelernt haben: große Halle abgerissen, zu kleine gebaut!
    Das alles nun etwas kurzfristig zur Debatte kam, kann tatsächlich verbessert werden, aber wie gesagt es ist von 2015/16 und wurde nun Energetisch gut überarbeitet. Der Schul- und der Vereinssport brauchen langfristig diese Halle! Lg Daniela Helbsing

  • Birgit sagt:

    Man kann sich nur noch wundern, wie hoch die Diskrepanz zwischen Planvorhaben, Naturschutz und Mitspracherecht besteht. Aber diese Aktion ist zweifelsohne nicht die erste, die geplant ist ohne auf andere wichtige Faktoren zu achten, eigens, egoistisch und angetrieben durch eigene „Kreativität“.

    Ein Bauvorhaben dieses Ausmaßes in einer solchen Größenordnung angetrieben durch was auch immer ohne Rücksicht auf Natur und Bedürfnisse Anderer ist mal wieder ein typisches Merkmal der Verwaltung. Und das gerade zu einem Zeitpunkt, wo doch massiv gegen Schottergärten angegangen wird und für mehr Umwelt und Grün gesprochen ist.

    Es zeigt sich einmal mehr ein gewaltiges Maß unzulässigem Eigenmächtigkeit, wie man es hier oft und – plötzlich im ad hoc Verfahren – aufgezwungen bekommt. Unmöglich.

    Sollen dieser Art Projekte eigentlich eine „Werbemaßnahme“ darstellen, um das vorrangige Problem der Wohnungsnot, die eigentlich jeder normale Bürger mitbekommen haben muss, mal wieder unter dem Deckmäntelchen der verschlusssicheren Verschwiegenheit belassen zu können?

    Und – auch mal wieder typisch – die „ausgleichende“ Maßnahme – wie beim Herrmann-Löns-Parkplatz in Steinhude – angeblich großzügige Neupflanzungen von Bäumen in der Barne. Warum eigentlich werden nicht diese nicht sowieso gepflanzt?

    Man kann sich nur noch wundern und kräftig den Kopf schütteln.

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