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SPD überrascht mit Zukunftsmodell: Stadtpark für Spiel, Spaß und Klima

05.05.2024 • Achim Süß • Aufrufe: 1788

Auf einmal schwenkt die SPD um und schlägt vor, aus dem Jahnplatzgelände vor allem wieder einen großen Stadtpark werden zu lassen. Von weitreichender Bebauung ist keine Rede mehr. Die Bürgerinitiative zur Erhaltung des Jahnplatzes macht trotzdem weiter und hat bald 500 Unterschriften gesammelt.

05.05.2024
Achim Süß
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Verwaltung und Ortspolitik beraten auf dem Jahnplatzgelände (Archiv) | Foto: Achim Süß

Wunstorf (as). Während die Bürgerinitiative „Rettet die Grüne Lunge“ sich mit ihrer Unterschriftenaktion der Marke 500 nähert, präsentiert die SPD für die Ortsratssitzung am 28. Mai die Idee eines „nachhaltigen Stadtparks“ für Jahnplatz und Freibad-Brache. In einem Wettbewerb sollen innovative und kreative Lösungen für ein Parkgelände „nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit“ gesucht werden. Allenfalls am Rand der alten Badeanstalt – in zweiter Reihe zur Amtsstraße – soll es „moderate Randbebauung“ geben können.

Nach dem Coup-gleichen Vorstoß des Zweckbündnisses von CDU, Grünen und FDP überbietet die SPD den Antrag mit einem eigenen Vorschlag, der weit in die Zukunft reicht und eine Perspektive bietet, die in ihrer Vielfalt so noch nicht für ein Plangebiet in der Stadt entworfen worden ist. Neue Häuser sind darin nur als Möglichkeit für eine begrenzte Teilfläche vorgesehen. Das Konzept knüpft zudem an Ideen und Gedanken an, die in einem sogenannten Workshop vor neun Jahren von mehr als 100 Wunstorferinnen und Wunstorfern gemeinsam mit Kommunalpolitikern und Verwaltungsexperten zusammengetragen worden sind. Diese beiden Aspekte könnten einen Konsens in Orts- und in Stadtrat erleichtern und die Sorgen der Anlieger zerstreuen.

Bürgerinitiative macht weiter

Die vor kurzem gegründete Bürgerinitiative setzt ihre Unterschriftensammlung in der Innenstadt vorerst fort, verzichtet aber auf demonstrative Aktionen. 420 Wunstorfer haben sich in den vergangenen zehn Tagen in die Listen eingetragen und wenden sich damit gegen verdichtete Bebauung auf Freibadgelände und Jahnplatz. Die Gruppe wird unterstützt von den Fraktionen von CDU und Grünen sowie der FDP. In einem gemeinsamen Antrag wollen sie erreichen, dass der Jahnplatz grüne Freifläche bleibt und zu einem „attraktiven Naherholungsbereich aufgewertet wird“. Natur-, Arten- und Umweltschutz sollen besonders beachtet werden.

Was soll mit dem Jahnplatz geschehen? Das alte Wunstorfer Freibad ist längst aufgegeben, der Jahnplatz nur noch Freifläche zum Bolzen. Seit Jahren wird über die Möglichkeiten diskutiert, die beiden Flächen nahe der Fußgängerzone gemeinsam zu entwickeln. Aus der früheren Badeanstalt soll ein kleines Baugebiet werden. Das ist in Rat und Verwaltung relativ unumstritten. Diskutiert wird aber, ob und in welchem Umfang der Jahnplatz bebaut werden soll. Während eines ambitionierten Werkstatt-Gesprächs haben mehr als 100 Interessierte mit Fachleuten vor acht Jahren Ideen zusammengetragen. Der Wunsch nach dem Erhalt des Sportplatzes als Grünfläche und die Entwicklung zu einem stadtnahen Freizeitgelände waren wesentliche Aspekte dieser Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung.

Das weitreichende Konzept der SPD kommt überraschend. Am 26. April hatte SPD-Chef Sören Thoms noch in zwei Sätzen knapp die Haltung beschrieben: „Die SPD ist gegenüber einer sinnvollen, bedarfsgerechten Randbebauung auf dem Gelände des Jahnplatzes oder des Freibads aufgeschlossen, eingebettet in ein Gesamtkonzept, das Belange von Naherholung und Naturschutz berücksichtigt. Es muss sichergestellt werden, dass die Frischluftschneise erhalten bleibt.“ Nur vier Tage später legte er den Antrag seiner Fraktion vor, den die Auepost hier im Wortlaut dokumentiert:

Das ehemalige Gelände des Freibades Wunstorf und der Jahn-Platz sollen in einen nachhaltigen Stadtpark, welcher einer breiten Öffentlichkeit zugänglich ist, umgewandelt werden. Dieses Projekt soll an die historische Bedeutung dieses Geländes als öffentlicher Raum für Erholung und Naturerleben anknüpfen, während es gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Mikroklimas unserer Stadt und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels leisten kann. Ein solcher Stadtpark würde außerdem dazu beitragen, durch seine grüne Infrastruktur die Luftqualität zu erhalten, die Biodiversität zu fördern und die Naherholung in der Stadtmitte zu ermöglichen.

Eine moderate Randbebauung soll allenfalls im Randbereich des ehemaligen Freibadgeländes in zweiter Reihe zur Amtsstraße ermöglicht bzw. nicht ausgeschlossen werden, aber sie soll keine Bedingung für die Entwicklung des Geländes sein. Weitere Bebauungen mit Wohnraum oder Sonderbauten für andere Nutzungen sollen nicht erfolgen. Ein „nachhaltiger Stadtpark“ ist ein Konzept für die Gestaltung und Nutzung von städtischen Grünflächen, das auf den Prinzipien der Nachhaltigkeit basiert. Ein solcher Park soll so geplant werden, dass er nicht nur die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generationen erfüllt, sondern auch die zukünftigen Bedürfnisse und ökologischen Herausforderungen berücksichtigt. Schlüsselmerkmale und Aspekte eines solchen Konzeptes für das Freibadgelände und Jahn-Platz sollten insbesondere sein:

Umweltschutz und Biodiversität: Ein nachhaltiger Stadtpark soll den Schutz der Umwelt und der lokalen Biodiversität fördern. Dies kann durch die Auswahl heimischer Pflanzen, die Schaffung von Lebensräumen für Tiere und den Einsatz umweltfreundlicher Praktiken in der Parkpflege erreicht werden. Bestehende wertvolle Vegetation soll mit dem Ziel des größtmöglichen Erhalts in die Planung mit einbezogen werden.

Klimaanpassung: Der Park soll so gestaltet werden, dass er zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels beiträgt. Dazu können Maßnahmen zur Reduzierung von Hitzeinseln, zur Wasserrückhaltung und zur Schaffung von kühlen, schattigen Bereichen gehören. Insbesondere soll der nachhaltige Stadtpark die bestehende Frischluftschneise erhalten.

Barrierefreiheit: Ein nachhaltiger Stadtpark soll für alle Menschen zugänglich sein, unabhängig von Alter, körperlicher Verfassung oder anderen Einschränkungen. Barrierefreie Wege, Einrichtungen und Aktivitäten sind integraler Bestandteil des Konzepts.

Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten: Ein nachhaltiger Stadtpark steht der Öffentlichkeit offen und bezieht die Einwohnerinnen und Einwohner in die Gestaltung und Pflege des Parks ein. Sie sollen den Park aktiv nutzen, weiterentwickeln und gestalten können. Das Konzept nachhaltiger Stadtparks zielt dabei auf eine langfristige Entwicklung, die den Park für kommende Generationen bewahrt. Er bietet eine breite Palette von Aktivitäten und Nutzungsmöglichkeiten, darunter Erholung, Sport, Kultur, Bildung und soziale Interaktion. Das fördert die Vielfalt der Besucherinnen und Besucher und die Integration in das städtische Leben.

Nachhaltige Infrastruktur: Die Parkausstattung und -infrastruktur werden so gewählt, dass sie ressourceneffizient sind und erneuerbare Energien sowie umweltfreundliche Technologien nutzen.
Ideenwettbewerb als Weg zu guter Planung: Hierzu wird vorgeschlagen, ein umfassendes Entwicklungskonzept über einen Planungswettbewerb erstellen zu lassen. Durch diesen Planungswettbewerb sollen Planungsbüros, Architekten und Landschaftsarchitekten und andere Akteure die Möglichkeit erhalten, kreative und nachhaltige Konzepte für das Projekt „Nachhaltiger Stadtpark“ einzureichen. Das Ziel des Wettbewerbs soll es sein, eine breite Palette von Ideen und Ansätzen zu sammeln und sicherzustellen, dass der Stadtpark nicht nur den aktuellen Bedürfnissen, sondern auch den zukünftigen Herausforderungen wie z.B. des Klimawandels gerecht wird. Der Planungswettbewerb soll somit innovative und kreative Lösungen für die Umwandlung des Geländes in einen Stadtpark nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit hervorbringen.

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Kommentare


  • Schorsch sagt:

    Ein sehr guter Vorschlag der SPD, der nun endlich. -nach 12 Jahren- auch zu Entscheidungen führen sollte. Hilfreich dürfte auch das sachliche Agieren der Bürgerinitiative gewesen sein. Erstaunlich allerdings, wie wenig bisher von der Stadtverwaltung an Lösungsvorschlägen bekannt geworden sind. Ihre Aufgabe war und ist es, die Entscheidungen des Rates vorzubereiten und anschließend umzusetzen. Davon habe ich bisher nichts mitbekommen.

  • Stefan sagt:

    Eine 180 Grad-Wendung der SPD? SPD und Verwaltung wollten bislang eine maximale Bebauung, um möglichst viel Geld einzunehmen. Und auch in diesem Vorschlag lässt sich die SPD dazu eine Hintertür offen. Bürger, seid wachsam!

  • Susanne sagt:

    Der Vorschlag der SPD, den Jahnplatz in einen nachhaltigen Stadtpark umzuwandeln, mag ambitioniert erscheinen, wirft jedoch die Frage auf, ob solche Maßnahmen mehr als symbolischer Aktionismus waren. Das Konzept betonte Klimaanpassung und Biodiversität, doch konkrete Auswirkungen auf das Klima bleiben fraglich. Kritiker könnten argumentieren, dass der Nutzen solcher Projekte oft überschätzt wird, während ihre langfristige Wirksamkeit unklar bleibt. Zudem ließ die SPD eine Hintertür für moderate Bebauung offen, was den Nachhaltigkeitsanspruch relativiert. Hat dieses Modell wirklich die versprochenen Effekte geliefert, oder handelte es sich um ein politisches Manöver ohne substanzielle Ergebnisse?

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