Wunstorf (ds). Radio wurde schon oft totgesagt, und der Kampf zwischen UKW und DAB+ läuft gerade erst so richtig an; auf EU-Ebene will man dem Digitalradio endlich zum Durchbruch verhelfen. Kaum jemand kann daher derzeit sicher prognostizieren, wie der Radiomarkt in einigen Jahren aussehen wird.
Doch auch in diesen unsicheren Radiozeiten gehen neue Sender an den Start – auch in unserer Region. Mit Radio Hannover sendet seit 2014 etwa ein Stadtradio, das sich auch an die Region Hannover richtet und gelegentlich schon mal Moderatoren nach Wunstorf schickt. Der jüngste Sender, der erst vor ein paar Tagen in Wunstorfer Radios aufgetaucht ist, ist noch näher dran an Wunstorf: Er sendet aus Neustadt und nennt sich „Meer Radio 88,0“. Seit letztem Donnerstag ist der Sender in Betrieb.
Bislang sendet das neue Radio nur Popmusik, unterbrochen lediglich von Stationsansagen und Eigenwerbung in Form von Jingles. Nachrichten oder Moderationen gibt es noch nicht. Allein die Jingles sind aber schon mal witzig und kreativ gemacht und unterstützen z. B. das Gefühl, dass man am Steinhuder Meer dort wohnt, wo andere Urlaub machen. Auch gereimt wird: „Rund ums Steinhuder Meer on air.“
Versprochen wird ein Gute-Laune-Tagesbegleitprogramm. Musikalisch soll es neben aktuellen Titeln auch die Klassiker der „80er, 90er und 2000er“ und echte Abwechslung geben. Inhaltlich setzt man auf Regionales rund ums Steinhuder Meer.
Das Sendegebiet wird auf der Webseite großzügig angegeben, nicht nur für Neustadt und Wunstorf, auch für das Schaumburger Land, Wedemark oder Garbsen will man senden. In der Praxis dürfte das „Meer Radio“ aber vor allem die Neustädter versorgen, denn die Sendeleistung ist eher gering: gesendet wird mit 100 Watt (zum Vergleich: aus Hannover senden Radio Hannover mit 300 Watt und Radio 21 mit 500 Watt, NDR 1 gleich mit 15.000 Watt aus Hemmingen und FFN oder Antenne Niedersachsen gar mit 25.000 Watt vom Deister in jeweils größerer Höhe).
Schon in der Wunstorfer Kernstadt ist das „Meer Radio“ auch mit einem hochwertigen Küchenradio mit weit ausgezogener Antenne kaum störungsfrei zu empfangen. Hier bräuchte es schon eine externe oder Dachantenne für den terrestrischen Empfang. Mit billigen Empfängern, z. B. typischen Badradios ohne Stabantenne, ist der Sender in der Auestadt praktisch nicht zu finden. Als Alternative will man jedoch auch einen Webstream anbieten. Damit wäre „Meer Radio“ dann auch in Internetradios, am PC oder übers Smartphone zu empfangen.
Der Sendemast des neuen Radios steht bei der Neustädter Zeitung, dem örtlichen Anzeigenblatt, im Neustädter Industriegebiet. Der Geschäftsführer der Neustädter Zeitung ist auch einer der Geschäftsführer des „Meer Radio“. Mit dem holländischen „Meerradio“, das Schlager und Oldies spielt, hat „Meer Radio“ hingegen nichts zu tun.
Außerhalb von Gebäuden, etwa im Autoradio, sieht es schon besser aus. Hier bekommt man das Meerradio auch im Wunstorfer Stadtgebiet recht störungsfrei auf die Lautsprecher, teilweise sogar besser als Radio Hannover, das zwar mit höherer Leistung, aber aus größerer Entfernung sendet. Allerdings wird das „Meer Radio“ während der Fahrt je nach Standort und Gerät bisweilen von anderen, stärkeren Sendern überlagert.
Bereits vor 3 Jahren war die Frequenz 92,8 für die Region Neustadt ausgeschrieben worden. Beworben dafür hatte sich nur das Meerradio, das dann auch den Zuschlag erhielt. Die Lizenz wurde im Dezember 2014 für 10 Jahre durch die Niedersächsische Landesmedienanstalt erteilt. Zuvor hatte auf dieser Frequenz u. a. bereits „Radio NRÜ“ gefunkt.
Doch bei der anschließenden Frequenzzuteilung durch die Bundesnetzagentur gab es Hindernisse, denn das „Meer Radio“ geht nun nicht auf der ursprünglich geplanten 92,8, sondern auf der 88,0 auf Sendung, auf der bislang kein Sender unterwegs war. Radio Hannover hatte auf der benachbarten 87,6 gesendet, bevor es jüngst auf die stärkere 100,0 umgezogen war. Grund für die neue Frequenz beim „Meer Radio“ waren technische Erwägungen. Die Koordination der Frequenzen bzw. die Frequenzzuteilung war auch einer der Gründe für die lange Vorlaufzeit.
Das „Meer Radio“ startet ambitioniert: Die Stellenanzeige, in der nach jungen Moderatoren und Redakteuren mit Erfahrung in Selbstfahrerstudios gesucht wurde, ist inzwischen von der Webseite des Radios verschwunden. Zum Team gehören jetzt 11 Personen, wie Geschäftsführer Niklas Nülle im Gespräch mit der Auepost verriet. Am 1. November soll es nun richtig losgehen. In 3 Schichten wird dann zwischen 6.00 und 20.00 Uhr live aus den neuen Studios in Neustadt gesendet. Die Region wird dann das dritte Lokalradio haben: neben dem kommerziellen Radio Hannover und dem Bürgerradio Radio Leinehertz dann eben auch das „Meer Radio“.
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