Wunstorf (as). Zwei Stunden haben Mitglieder der Werbegemeinschaft Wunstorf mit „Verwaltung und Politik“ am 16. Januar hinter verschlossenen Türen diskutiert, berichtet Piellusch. In der „großen Runde“ sei das eine Premiere gewesen. Der Meinungsaustausch sei sehr intensiv gewesen. Aber nicht alle Aspekte seien in dem zweistündigen Treffen zu schaffen gewesen. Deshalb werde es weitere Runden geben. Der Bürgermeister bekräftigt, dass die städtische Seite nicht emotional aufgetreten sei. Das hatte die Werbegemeinschaft in einem Statement an die Presse nach dem Treffen so dargestellt. Zuvor hatte es in einer städtischen Presseerklärung geheißen, die Diskussion sei von den Geschäftsleuten zum Teil emotional geführt worden.
Piellusch räumt ein, dass Redebeiträge zuweilen sehr unterschiedlich wahrgenommen werden können. Warum sich das Gesprächsklima derart verschlechtert hat, dass einige Beteiligte von Streit und Zerwürfnis sprechen, ist dem Bürgermeister nach eigenen Worten nicht klar. Er frage sich auch, warum „die Wellen der Gefühle“ so hochgehen. Einige Geschäftsleute hätten sich sehr sachlich und faktenorientiert an dem Treffen beteiligt, andere sehr emotional. Piellusch vermutet, dass die lange Zeit großer Belastungen wegen Corona, Krieg und wachsender Bedeutung des Internet-Handels eine Rolle spiele.
Christoph Rüther, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Wunstorf, vermittelte im Gespräch mit der Auepost einen anderen Erklärungsansatz: Die Händler hätten das Gefühl, dass man mit den eigenen Positionen einfach nicht durchdringe – wobei sich die Sache tatsächlich vor allem an den mangelnden Parkplätzen in der Innenstadt entzünden würde. Seit Jahren gebe es in diesem Punkt keine Weiterentwicklung im Sinne der Innenstadtwirtschaft: Von den Händlern vorgetragene Argumente, die auf eigener Erfahrung beruhten, die man aber auch von der Kundschaft bestätigt bekomme, würden in Politik und Verwaltung zur Seite gewischt.
Aber: „Die Hand des Bürgermeisters, die Hand der Verwaltung bleibt ausgestreckt“, sagt Piellusch. Die Erfahrungen aus den Arbeitsgruppen zum Thema Digitales Kaufhaus haben seiner Ansicht nach gezeigt, dass das Interesse von Händlerinnen und Händlern – auch derjenigen, die nicht in der Werbegemeinschaft organisiert seien – an der Zusammenarbeit mit der Stadt bei der Weiterentwicklung der Innenstadt sehr groß sei. Mehr als 30 Geschäftsleute hätten sich zum Teil sehr engagiert an fünf Gesprächsgruppen beteiligt.
Für Piellusch ist das „der Antritt“ für weitere Bemühungen. Wenn es um die Stärkung der City als Einkaufs- und Erlebniszone gehe, müsse gemeinsam agiert werden. Und: Die Parkplätze seien ein wichtiges Thema, aber nicht das einzige. Er habe, wie alle auf städtischer Seite, den Ernst der Lage aus Sicht der Geschäftsleute verstanden und den Eindruck, auch seine Betrachtungsweise werde anerkannt. Sein „persönliches Anliegen“ sei es, „nicht monothematisch“ über die Zukunft der Innenstadt zu reden, sondern in Zusammenhängen.
Das Gemeinsame betont auch Rüther, gibt sich vermittelnd und formuliert das für die Werbegemeinschaft so: „Wir werden das Tischtuch nicht zerschneiden. Aber es ist nach Montag auch nicht gerade besser geworden.“
Die Fußgängerzone attraktiver und zukunftssicher zu gestalten, sei „keine Eintagsfliege“, sagt Piellusch. Was jetzt angeschoben werde, sei für die nächsten Jahrzehnte gedacht. Den Weg, den Verwaltung und Rat mit den diversen, detaillierten Anträgen zur Städtebauförderung eingeschlagen haben, weiter zu beschreiten – mit der Werbegemeinschaft und anderen Geschäftsleuten –, sei nicht nur seine Aufgabe, vielmehr sein „ganz besonderes Anliegen“. Er betont mehrfach, er wolle nicht nur über das Parken reden. Es gehe ebenso um Angebote für Jugendliche, mehr Kulturprogramm, vor allem tagsüber. Nicht zuletzt gehe es um die Verbesserung des Kleinklimas in der Fußgängerzone.
„Wir haben Schätze, die andere nicht haben“
Carsten Piellusch
Die Ausgangslage ist für den Bürgermeister gut. Die Innenstadt habe „ganz ganz große Schätze, die andere nicht haben“. Piellusch spricht von „grün-blauen“ Aspekten und meint die Vielzahl von Grünflächen und parkähnlichen Anlagen in unmittelbarer Nähe oder Teil des Zentrums: In Wunstorfs Zentrum seien Einkauf, Lokalbesuche, Entspannen und Ausruhen direkt nebeneinander möglich – im Bürgerpark, den Grünanlagen des Klinikums, in den Auewiesen. Stichwort Aue: Die „Beton-Parkgaragen-Anmutung“ an der Südaue, schräg gegenüber vom Modehaus Kolossa, müsse und könne aufgewertet, die Wasserführung anders geregelt werden.
Piellusch nimmt für Verwaltung und Rat in Anspruch, dass das Thema Parken aufmerksam beachtet werde und vieles geschehen sei. Im 40-Punkte-Kanon mit Initiativen zur Städtebauförderung finde sich auch ein Projekt zur Vergrößerung des Angebots am Stadtgraben im Bereich der Parkflächen an der Bauverwaltung, der früheren Stadtschule. Das sei wichtig, so der Bürgermeister. „Aber nicht nur!“
von welchen „Lokalbesuchen“ redet Herr Pielusch?