Wunstorf (as). „Das ist klug“, sagt Tobias Timm über die Koppelung von Klima- und Wärmekonzept, die seine Heimatstadt Wunstorf anstrebt. Damit könne es in der Stadt gelingen, Verwirrung und Irritation abzubauen, die die Pläne des Bundes im Zusammenhang mit dem sogenannten Heizungsgesetz ausgelöst haben. Timm ist einer der drei Geschäftsführer der target GmbH und zuständig für Energiemanagement und Wärmeversorgungskonzepte. Sein Unternehmen ist seit 30 Jahren auf dem Markt und hat hunderte von Projekten umgesetzt: Klimaschutzkonzepte, kommunale Wärmeplanung, Energiekonzeptionen, kommunales Energiemanagement.
Timm im Gespräch mit der Auepost: „Wunstorf hat nun die Chance, über die Wärmeplanung wieder Klarheit in die Unsicherheit der Bevölkerung zu bringen und eine Orientierung zu schaffen, in welchen Quartieren in Wunstorf welches Heizsystem das richtige sein wird.“ Die Stadt knüpft damit an einen Plan von 2010 an. Das eher strategische Klimaschutzkonzept bekomme über die Verknüpfung „eine konkrete Handlungsebene“.
Dazu heißt es in einer Information der Stadtverwaltung: Kernanliegen der Bundesregierung sei es, die Wärmeerzeugung klimaneutral zu gestalten, also möglichst ohne fossile Energieträger. Mit dem Wärmeplanungsgesetz verpflichte der Bund die Länder, eine verbindliche Planung zu erarbeiten, wie sie ihre Heizinfrastruktur klimaneutral umbauen wollen. Die Länder können diese Aufgabe an die Kommunen delegieren, da diese über mehr Informationen in dem Bereich verfügen.
Die jüngsten Regen- und Hochwasserereignisse um die Jahreswende etwa in Idensen, an der Westaue oder am Klärwerk Luthe hätten sehr deutlich gemacht, dass der Klimawandel auch in Wunstorf angekommen ist und spürbar werde, schreibt die Stadtverwaltung weiter zur Erläuterung. Das aktuell auf Bundesebene diskutierte Heizungsgesetz sowie die Verpflichtung für Kommunen, sich mit der strategischen Wärmeplanung auseinandersetzen zu müssen, werfe Fragen zur künftigen Wärmeversorgung der Gebäude und bezahlbarer Energie auf.
Die Stadt Wunstorf möchte sich nun diesen Herausforderungen stellen, heißt es. Dazu soll das Klimaschutzkonzept von 2010 fortgeschrieben und eine kommunale Wärmeplanung entwickelt werden. Das Klimaschutzkonzept entwickele die vorhandene Klimaschutzstrategie weiter und bringt diese „auf eine neue Qualitätsstufe“. Wunstorf strebe an, bereits vor dem bundesweiten Zieljahr 2045 treibhausgasneutral zu werden. Dazu werde ein „sehr ambitioniertes aber zugleich realistisches Klimaschutzszenario“ erarbeitet.
Für den Bereich der Stadtverwaltung werde eine eigene Handlungsstrategie zur Klimaneutralität bis 2035 entsprechend des niedersächsischen Klimagesetzes entwickelt. Die kommunale Wärmeplanung bilde die strategische Basis, um die derzeit fossile, auf Basis von Erdgas und Heizöl, geprägte Wärmeversorgung langfristig klimaneutral aufzustellen. Innerhalb der beiden Konzepte werden „klare Handlungsstrategien mit der Definition von Handlungsfeldern, konkreten, umsetzbaren Maßnahmen, Zuständigkeiten, Ressourcen und Meilensteinen sowie Budgets für die Umsetzung erarbeitet“, kündigt die Stadt an. „Wir möchten unseren Bürgerinnen und Bürgern Klarheit darüber geben, welche Optionen zur Wärmeversorgung sich zukünftig bieten. Außerdem möchten wir unseren Beitrag leisten, um eine klimafreundliche und bezahlbare Wärmeversorgung für die Stadt Wunstorf sicherzustellen“, erklärt Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD). „Wir erleben gerade eine enorme Verunsicherung … angesichts der Diskussionen zum Heizungsgesetz auf Bundesebene“, ergänzt Wunstorfs Klimaschutzmanagerin Franziska Dröge. „Aus diesem Grund ist es uns von Anfang an ein wichtiges Anliegen, die Öffentlichkeit bei der Entwicklung der Wärmeplanung mitzunehmen.“
Die öffentliche Auftaktveranstaltung dazu beginnt am Dienstag, den 11. Juni, um 19 Uhr in der Aula der Otto-Hahn-Schule, Barnestraße 80. Nach einem Informationsteil zu den geplanten Konzepten haben die Bürger die Möglichkeit, eigene Ideen zu äußern. So sollen sie an der Entwicklung mitwirken.
Zur Vorbereitung des Projekts haben die Experten von Target jedes einzelne Gebäude der Stadt digitalisiert, berechnet und in einer Karte dargestellt. Timm: „Wir kennen dadurch den Wärmebedarf jedes Hauses in Wunstorf und können das auf ganze Quartiere hochskalieren.“ Die sich daraus ergebende Wärmedichte – der Wärmebedarf je Quadratmeter – sei ein Hinweis dafür, wo dezentrale Heizsysteme (bei geringer Wärmedichte) oder zentrale Wärmenetze (bei hoher Wärmedichte) sinnvoll seien.
Weitreichende Entwicklungen – und von Energiefragen nicht zu trennen – haben auch die Planer des sogenannten BarneLAB im Blick. Das Labor ist eine dreitägige Beteiligungswerkstatt zum Thema zukunftsfähige Mobilität. Veranstalter ist das Mobilitätsnetzwerk Hannover. Die Termine für das BarneLAB: Montag, 10. Juni, 12.30 bis 17 Uhr, Dienstag, 11. Juni, 10 bis 19 Uhr, Mittwoch, 12. Juni, 10 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei, die Teilnahme jederzeit ohne Anmeldung möglich.
„Zur Vorbereitung des Projekts haben die Experten von Target jedes einzelne Gebäude der Stadt digitalisiert, berechnet und in einer Karte dargestellt.“
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